New York, London und Paris: Das 21st Century Orchestra aus Luzern ist weit gereist. Nebst unzähligen Auftritten im KKL Luzern spielte es in seiner 25-jährigen Geschichte auch oft im Ausland. Nun gesellt sich zu den schillernden Städtenamen ein weiterer: Abu Dhabi in den Arabischen Emiraten.
Das Kulturdepartement der arabischen Stadt hat das Orchester für mehrere Auftritte in Folge gebucht. Es bestreitet diese Woche mit fünf Konzerten während drei Tagen ein Filmmusik-Festival. Auf dem Programm stehen Konzerte zu Frozen, Jurassic Park, Lion King und Top Gun. Wie beim Luzerner Orchester üblich, werden die Filme jeweils simultan zum Konzert auf eine Leinwand projiziert.
Anders als bei den westlichen Metropolen konnte das Luzerner Orchester den Auftrag im Nahen Osten jedoch nicht ohne Weiteres annehmen. Die Vereinigten Arabischen Emirate stehen wegen Missachtung der Menschenrechte immer wieder in der Kritik. Frauen sind stark benachteiligt, Homosexualität steht unter Strafe und Meinungs- und Pressefreiheit existiert keine.
Manager hadert selbst
«Es kommen nicht alle Musikerinnen und Musiker mit, die sonst spielen», sagt Markus Müller, der Manager des Orchesters, gegenüber dem Regionaljournal Zentralschweiz von Radio SRF. Konkret bleibe ein Drittel des rund 90-köpfigen Stammorchesters fern, einige von ihnen aus Protest. «Sie werden durch freie Musikerinnen und Musiker ersetzt», so Müller.
Ich habe zwei Jahre für dieses Projekt gearbeitet.
Auch er selbst habe mit dem Entscheid gehadert, sagt der Manager. «Ich bin ein politisch engagierter Mensch und wollte eigentlich nicht gehen.» Er habe sich überreden lassen und sei nun selbst erstaunt, dass er mitreise. «Allerdings habe ich zwei Jahre für dieses Projekt gearbeitet. Es wäre komisch, wenn ich selbst nicht mitginge.»
Zudem könne man argumentieren, dass sie mit diesem Auftritt westliche Werte nach Abu Dhabi bringen. «Wir sind Botschafter unserer Kultur», so Müller. Auch wenn die Wirkung eher klein sei, «es findet trotzdem ein Austausch mit der Bevölkerung vor Ort statt».
Geld ist vorhanden
Rein technisch und musikalisch sei es ein reizvolles Projekt. Das 21st Century Orchestra tritt in der Etihad Arena auf, die Platz für 18'000 Personen bietet. Vor so vielen Rängen spielte das Orchester noch nie.
Auch richtet Abu Dhabi für dieses Festival mit grosser Kelle an. So würden Instrumente von weit her eingeflogen. «Eine spezielle Trommel für Lion King kommt aus Holland, eine andere aus England», so Müller. Solche Extravaganzen könne man sich andernorts nicht leisten. «Sonst stellen wir uns die Frage, wie wir das ohne diese Instrumente künstlerisch umsetzen können.»
Es verdienen an vorderster Front die Hollywood Studios – für das Orchester bleibt eigentlich nichts übrig.
In Abu Dhabi wird alles eingeflogen. Geld dafür ist da. Die Vermutung liegt nahe, dass sich auch das Orchester seinen Auftritt fürstlich entlohnen lässt. Das Gegenteil sei der Fall, versichert Markus Müller. «Es verdienen sehr viele Leute daran. An vorderster Front jedoch die Hollywood Studios – für das Orchester bleibt eigentlich nichts übrig.» Man hoffe auf eine schwarze Null.