- Die Gletscher sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen, wie ein Bericht der Schweizerischen Kommission für Kryosphärenbeobachtung der Akademie der Naturwissenschaften zeigt.
- Dieses Jahr hat das Gletschervolumen in der Schweiz demnach um vier Prozent abgenommen, was der zweitstärkste Rückgang seit Messbeginn ist.
- Der massive Eisverlust ist laut Bericht auf den schneearmen Winter und hohe Temperaturen im Sommer zurückzuführen.
Mit jedem Jahr nimmt in der Schweiz das Gletschervolumen ab – und dies schneller als erwartet: Verloren die Gletscher letztes Jahr in der Schweiz 6 Prozent an Volumen, so sind es dieses Jahr 4 Prozent. Das ist der zweitstärkste Rückgang seit Messbeginn.
Insgesamt verschwanden in nur zwei Jahren zehn Prozent des Eisvolumens der Schweizer Gletscher, wie die Schweizerische Kommission für Kryosphärenbeobachtung der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz berichtet.
So ging in nur zwei Jahren so viel Eis verloren wie zuletzt zwischen 1960 und 1990. Die beiden Extremjahre in Folge führen zum Zerfall der Gletscherzungen und dem Verschwinden von vielen kleinen Gletschern. So mussten etwa die Messungen beim St. Annafirn im Kanton Uri eingestellt werden.
Der Grund für den massiven Eisverlust laut Bericht: der sehr schneearme Winter und die hohen Temperaturen im Sommer. Die Gletscherschmelze betraf dabei die ganze Schweiz. Im Süden und Osten der Schweiz schmolzen die Gletscher fast gleich stark wie im Rekordjahr 2022.
Im südlichen Wallis und im Engadin wurde auf über 3200 Metern – also in einer Höhe, in der Gletscher bis vor kurzem noch im Gleichgewicht waren – wiederum eine Eisschmelze von mehreren Metern gemessen. Der mittlere Eisdickeverlust beträgt dort bis zu drei Meter, wie beispielsweise beim Griesgletscher im Kanton Wallis. Dieser liegt deutlich über den Werten des Hitzesommers 2003.
Etwas weniger dramatisch ist die Situation zwischen dem Berner Oberland und dem Wallis – beispielsweise beim Grossen Aletschgletscher (VS), da dort im Winter nicht ganz so wenig Schnee lag. Dennoch ist der Verlust mit über zwei Metern an mittlerer Eisdicke sehr hoch.
Deutlich weniger Schnee im Winter
Im Winter 2022/2023 fiel beidseits der Alpen kaum Niederschlag und es war sehr warm. In der Folge lag an allen Stationen deutlich weniger Schnee als üblich. Oberhalb von 1000 Metern stechen die Bedingungen im Februar und Anfang März heraus: In der ersten Februarhälfte waren die gemessenen Schneehöhen meistens noch etwas höher als in den schneearmen Wintern 1964, 1990 oder 2007.
In der zweiten Februarhälfte sanken die Schneehöhen auf neue Minimalrekorde und betrugen nur rund 30 Prozent des langjährigen Mittels. Auch oberhalb von 2000 Metern wurde bei mehr als der Hälfte der automatischen Stationen so wenig Schnee wie noch nie seit 25 Jahren gemessen.
Im Frühling normalisierte sich die Situation zwar vorübergehend. Doch der trockene und sehr warme Juni führte dazu, dass der Schnee zwei bis vier Wochen früher schmolz als üblich. Der drittwärmste Sommer seit Messbeginn und eine zeitweise rekordhohe Nullgradgrenze bis in den September waren dafür verantwortlich, dass vereinzelte Sommerschneefälle meist rasch schmolzen und die Gletscher kaum schützten.