«Man sieht jede Gletscherspalte, man sieht Bäche, man sieht Gletscherabbrüche. Man sieht eigentlich alles – und kann so sehen, wie sich die Natur verändert.» Das sagt Fotograf Jürg Kaufmann zu seinem neuen Projekt «glaciers today».
Zwei Kameras machen jede halbe Stunde ein Bild. Zehn Jahre lang sollen die Kameras in Betrieb sein. Zehn Jahre lang soll man so auf der Webseite des Projekts die Veränderungen der Gletscher mit ansehen können.
Seit 15 Jahren fotografiert Jürg Kaufmann Gletscher. Er hat gesehen, wie das Eis schmilzt. Mit diesem Projekt wolle er möglichst viele Menschen auf die Gletscherschmelze und die Klimaveränderung aufmerksam machen.
Wenn ich mit dem Smartphone ein Bild mache, sehe ich nicht die Hälfte davon.
Zwei Kameras hat er auf der Diavolezza im Kanton Graubünden installiert. Diese machen seit Juli jede halbe Stunde ein Foto. Ein Bild des Piz Palü und eines des Pers-Gletschers. Die Bilder seien qualitativ viel besser als andere Fotografien: «Wenn ich auf die Diavolezza gehe und mit dem Smartphone ein Bild mache, sehe ich nicht die Hälfte von dem, was man mit unseren Kameras sieht.»
Gute Bilder interessieren auch die Wissenschaft
Mittlerweile seien auch Fachleute auf das Projekt aufmerksam geworden, sagt Jürg Kaufmann. Denn hochauflösende Fotografien, welche die Entwicklung eines Gletschers zeigen, könnten auch für die Wissenschaft interessant sein.
«Ich habe mit verschiedenen Glaziologen gesprochen und sie freuen sich, wenn sie mit diesen Daten arbeiten können. Denn man sieht viel mehr, als man heute mit einer normalen Webcam sieht. Viel mehr.» Die Bilder sind hochauflösend, man kann hineinzoomen und so auch Details vergleichen.
Technik, die zehn Jahre halten soll
Fast zwei Jahre lang haben Jürg Kaufmann und seine Mitstreiter an den Kameras und der restlichen Technik getüftelt. Schliesslich müssen die Geräte Wind und Wetter standhalten können. Sie müssen auch bei einem Schneesturm noch funktionieren oder bei minus 30 Grad.
Wir hoffen, dass die Kamera es schafft.
«Den Stromverbrauch haben wir durch Solaranlagen und einen Akku abgedeckt, der auch im Winter funktioniert», sagt Jürg Kaufmann. Die Bilder werden auf der Kamera gespeichert und dann auf einen Server geladen. «Die Kamera muss 10 Jahre lang jede halbe Stunde fotografieren. Wir hoffen, dass sie es schafft.»
Finanziert hat Jürg Kaufmann das Projekt mithilfe von Sponsoren. Der Pers-Gletscher soll nicht der einzige Gletscher bleiben, der fotografiert wird. Als nächster soll der Morteratschgletscher gleich nebenan ebenfalls Teil des Projektes werden. Jürg Kaufmann träumt davon, dass seine Spezialkameras einmal auch den grossen Aletschgletscher in den Fokus nehmen können. Falls das Geld dafür reicht.