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Der kleine, zähe Blau Schnee-Gletscher
Aus Regionaljournal Ostschweiz vom 09.08.2023. Bild: Hans Aeschlimann
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Gletscher am Säntis Der zähe Gletscherzwerg namens Blau Schnee

Auf seiner Höhe gibt es eigentlich gar keine Gletscher mehr. Doch der kleine Blau Schnee am Säntis hält sich hartnäckig.

Er befindet sich an der Nordwand des Säntis, direkt unter dem Gipfel: der Blau Schnee. Seinen Namen verdankt der kleine Gletscher alten Zeiten, als sein Eis noch leuchtend blau schimmerte. Heute ist es grösstenteils von Schutt bedeckt.

«Eigentlich existieren auf dieser Höhe von etwa 2350 Meter über Meer gar keine Gletscher mehr», sagt Hans Aeschlimann. Der pensionierte Kantonsschullehrer aus Trogen im Kanton Appenzell Ausserrhoden dokumentiert die Entwicklung des Gletschers seit über 20 Jahren.

Aufnahme vom 15. August 2022. Das Gletschereis ist nur schwer zu erkennen, weil es von Schutt bedeckt ist.
Legende: Der Blau Schnee, fotografiert am 15. August 2022. Das Gletschereis ist am Fuss der Nordwand nur schwer zu erkennen, weil es von Schutt bedeckt ist. Hans Aeschlimann

Hans Aeschlimann besucht den Blau Schnee mehrmals pro Jahr, fotografiert ihn und verfolgt so die Entwicklung des Gletschers.

Niederschlag hilft kleinen Gletschern zu überleben

«Dass es den Blau Schnee immer noch gibt, liegt an seiner aussergewöhnlichen Lage», erklärt Hans Aeschlimann. Einerseits ist das Gletschereis durch die Nordwand des Säntis und durch den Schutt geschützt, der sich wie eine Abdeckfolie über das Eis legt und es am Schmelzen hindert.

«Andererseits gibt es im Bereich des Säntis derart viel Niederschlag, dass ein Gletscher existieren kann.» So, wie das im Winter 2011/2012 der Fall war.

Auf der Alpennordseite fiel ab Ende 2011 deutlich mehr Schnee als im langjährigen Mittel, zeigt die damalige Bilanz von SRF Meteo. Auf dem Schneemessfeld am Säntis stieg die Schneehöhe bis Ende Februar 2012 auf fast sechs Meter an. «Kleinere Gletscher profitieren viel stärker von grossen Schneemengen als die grösseren», sagt der Glaziologe Matthias Huss von der ETH Zürich.

Huss ist Leiter des Gletschermessnetzes GLAMOS. Die Datenbank zeigt: 2011/2012 ist der Blau Schnee um 0,8 Meter gewachsen, während seine grösseren Kollegen im Wallis oder in Graubünden weiter schrumpften.

Dennoch keine Hoffnung

«Die kleineren Gletscher in der Ostschweiz sind allesamt zum Sterben verurteilt», so die Prognose des Gletscherforschers Matthias Huss. Damit sich genug neues Eis bilden kann, um den Gletscherschwund aufzuhalten, brauche es über viele Jahre hinweg massiv mehr Schnee im Winter und gleichzeitig rückläufige Temperaturen.

«Die Chance, dass es in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten zu einer Abkühlung kommt, liegt bei nahezu null Prozent.» Alle Klimamodelle weltweit zeigten, dass es wärmer wird. «Selbst wenn die Welt bis in 30 Jahren kein CO₂ mehr produziert, steigen die Temperaturen.»

Die kleinen Gletscher in der Ostschweiz sind allesamt zum Sterben verurteilt.
Autor: Matthias Huss Gletscherforscher

Klimaschutz könne die kleinen Gletscher nicht mehr retten, sagt der Experte. Anders sehe es bei den grösseren aus. «Wir können etwa einen Drittel des jetzigen Schweizer Gletschervolumens bis Ende dieses Jahrhunderts retten. Ohne Klimaschutzmassnahmen verschwinden bis dahin praktisch alle Gletscher in der Schweiz.»

Lebensdauer des Blau Schnee unklar

Trotz düsterer Prognose: Unter Umständen können die kleinen Ostschweizer Gletscher noch 20 Jahre bestehen, sagt Gletscherforscher Matthias Huss. «Diese Gletscherzwerge können zäh sein, gerade in ihren letzten Jahren.» Huss hat das bereits am Pizolgletscher beobachtet, welcher vor gut drei Jahren in sich zusammenfiel. «In geschützten Lagen hat sich aber ein kleiner Rest Gletschereis gehalten. Das Gleiche wird am Blau Schnee passieren.»

Diese Gletscherzwerge können zäh sein, gerade in ihren letzten Jahren.
Autor: Matthias Huss Gletscherforscher

Einen Gletscher wird man dann aber nicht mehr erkennen. Denn dieser Rest an Eis wird sich unter Schutt verbergen, sich dort aber gut geschützt noch einige Jahre halten.

SRF 1 Regionaljournal Ostschweiz, 09.08.2023, 17:30 Uhr ; 

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