Das Problem: Damit im untersten Gebiet des Rhonegletschers, in dem die touristische Eisgrotte liegt, das Abschmelzen des Eises verlangsamt wird, ist der Gletscher schon vor Jahren mit Polyester-Tüchern abgedeckt worden. Doch Teile dieser Kunststoffbahnen haben sich inzwischen gelöst und sind im Gletschersee versunken. Es gibt nun Befürchtungen, dass sich daraus Mikroplastikteilchen lösen, die dann mit der Rhone abgeführt werden könnten – bis in den Genfersee und noch weiter.
Der Zerfall der Gletscherzunge beim Rhonegletscher hat dazu geführt, dass die Abdeckplanen kaum zu sichern sind.
Mögliche Massnahmen: Die im See unterhalb des Rhonegletschers versunkenen Kunststoffplanen herauszuholen, sei schwierig, sagt der Glaziologe Matthias Huss von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL. Ein Problem sei, dass dort die Stoffbahnen, welche die Gletschergrotte schützen sollen, im Winter jeweils nicht demontiert werden, wie das beispielsweise in Skigebieten gemacht wird, wo Gletscherbereiche für Skipisten den Sommer über geschützt werden. «Der Zerfall der Gletscherzunge beim Rhonegletscher hat dazu geführt, dass diese Planen kaum zu sichern und zu entsorgen sind», sagt Huss. Am besten versuche man, die Planen im See möglichst rasch zu bergen. Wie das konkret geschehen könnte, weiss allerdings auch Huss nicht.
Das Eis bewahren: Grundsätzlich lassen sich mit weissen Polyester-Planen kleine Teile eines Gletschers durchaus vor dem schnellen Abschmelzen schützen. Laut Glaziologe Huss kann das Abschmelzen so um bis zu 70 Prozent verlangsamt werden. «Eine Gletscher-Skipiste oder eine touristische Attraktion abzudecken, macht also durchaus Sinn. Doch ganze Gletscher lassen sich durch diese Methode nicht retten», betont er.
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Unbezahlbare Kosten: Das WSL hat hypothetisch den Aufwand berechnet, alle Gletscher in der Schweiz vollständig mit Planen abzudecken, um das Abschmelzen zu verlangsamen – was natürlich völlig utopisch ist. Trotzdem: Die Kosten dafür würden mit bis zu zwei Milliarden Franken zu Buche schlagen – jedes Jahr. Denn die Planen müssen im Frühsommer angebracht und im Herbst wieder entfernt werden. «Das ist mehr Geld, als es die Schweiz kosten würde, ihren ganzen CO₂-Ausstoss im In- und Ausland zu kompensieren», betont Glaziologe Huss. «Das zeigt, wie unsinnig es ist, die Abdeckungen im grossen Stil anzuwenden.»
Die Nebenwirkungen: Der Glaziologe sieht die Probleme durch das Abdecken von Gletschereis weniger im Verwittern der Kunststoffplanen als vielmehr darin, dass die Betrachterinnen und Betrachter solcher Abdeckungen das Gefühl erhalten, man könne dadurch das Problem des Klimawandels und des Abschmelzens der Gletscher in den Alpen lösen. Doch mit dem Abdecken von ein paar Quadratmetern Eis sei es nicht getan. «Man kann die Abdeckung nicht auf grosse Gebiete ausweiten», betont Huss.