Diktat bei 42 Grad im Klassenzimmer? Die Hitzewelle brachte Schulkinder und Lehrpersonen ans Limit. Der Lehrerinnen- und Lehrerverein Baselland (LVB) hat die Temperaturen während der heissen Sommertage im August gemessen: Im Schnitt war es in den Klassenzimmern schon am Mittag 30 Grad heiss. Nachmittags seien Spitzenwerte von bis zu 42 Grad gemessen worden.
Das sind «unzumutbaren Zustände», heisst es vom Verband. Die Empfehlungen des Bundesamts für Gesundheit, wie etwa den Unterricht in den Keller oder den Wald zu verlegen, seien zwar gut gemeint, wirken jedoch hilflos, schreibt der LVB.
Darum müssten in erster Linie die Behörden anerkennen, dass es ein Problem gibt. «Das wäre der erste Schritt. Man kann ein Problem nur lösen, wenn man es anerkennt», sagt Verbandspräsident Philipp Loretz.
Viele Schulzimmer sind schlecht isoliert und durchlüftet.
In einem nächsten Schritt brauche es bauliche Massnahmen an den Schulhäusern, wie etwa eine Verbesserung bei der Isolation der Gebäude. «Da gibt es grosse Unterschiede. Viele Schulzimmer sind schlecht isoliert und durchlüftet.»
Nationaler Verband fordert schon länger Massnahmen
Der Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH) unterstützt diese Forderung und schreibt, dass die Hitze auch in anderen Schulen ein Thema sei. Zentralpräsidentin Dagmar Rösler schreibt, es sei «selbstverständlich wichtig, dass auch die räumlichen Bedingungen so sind, dass ein einigermassen normales Unterrichten möglich ist.» Schweizweit seien zwar viele Schulhäuser gut isoliert und hätten Lüftungssysteme. Das sei aber längst nicht in allen Schulgebäuden der Fall.
Deshalb fordert der Verband schon seit mehreren Jahren, dass Schulen ein sogenanntes betriebliches Gesundheitsmanagement, auch zum Raumklima, einführen sollen. Allerdings gelte es auch zu berücksichtigen, dass eine Sanierung der Schulhäuser für die zuständigen Kantone oder Gemeinden oft ein «grosser finanzieller Hosenlupf» sei, schreibt Rösler weiter.
Teure Sanierungen müssen politisch abgesegnet werden
Ähnlich klingt auch die Antwort der Baselbieter Behörden auf die Forderung nach baulichen Massnahmen. Bei der zuständigen Baselbieter Baudirektion sagt die Sprecherin Andrea Bürki: «Für eine Schulhaussanierung braucht es den politischen Prozess.» Das Parlament muss also den Betrag bewilligen. Da könne es sich auch um grosse Beträge handeln, die der Kanton stemmen müsste. «Wir können nicht alle Schulhäuser, die etwas in die Jahre gekommen sind, auf einen Schlag sanieren. Das müssen wir etappenweise anpacken.»
Wir können nicht alle Schulhäuser auf einen Schlag sanieren. Das müssen wir etappenweise anpacken.
Bürki betont aber auch, dass die Sanierung der Schulgebäude Priorität habe für den Kanton Baselland. Dabei gehe es neben dem Wärmeschutz auch um Erdbebenschutz oder darum, die Gebäude für Menschen mit einer Behinderung zugänglich zu machen. In den vergangenen zehn Jahren habe der Kanton auch bereits mehrere Schulhäuser saniert.
Sommerferien zwei Wochen später?
Ein anderer Vorschlag gegen den Hitzestau im Klassenzimmer bringt die Basler GLP-Grossrätin Sandra Bothe ins Spiel: Sie fordert einen späteren Schulstart. «Wenn die Sommerferien rund zwei Wochen später starten würden, ist die heisseste Periode oft schon vorbei. Andere Kantone machen das auch so.»
Allerdings kommt dieser Vorschläge bei den zuständigen Behörden nicht gut an. Gerade die Planung der Schulferien laufe über mehrere Jahre. Eine Verschiebung der Ferien sei daher kompliziert.