Das Bundesamt für Strassen Astra hat rund 450 Projekte für Solaranlagen entlang der Schweizer Autobahnen ausgeschrieben. Das Solothurner Start-up-Unternehmen Helion Energy hat zusammen mit Partnern für rund ein Viertel davon den Zuschlag erhalten. «Die Initiative des Astra ist der Startschuss von einer Solaroffensive im Mittelland», so Noah Heynen, Geschäftsführer der Helion Energy AG.
«Die Politik hat den Bedarf erkannt, Rahmenbedingungen werden neu gesetzt, Investoren kommen, jetzt kann zugebaut werden», so Stefan Balzli, Geschäftsführer der Dachorganistation Wirtschaft für erneuerbare Energien, Aeesuisse. «Jetzt besteht wirklich die Chance, dass wir die Wende schaffen können.»
Die Unternehmungen müssen jetzt die Finanzierung organisieren und die Verfahren zur Bewilligung dieser Fotovoltaikanlagen durchlaufen.
Tatsächlich wurden vor 30 Jahren schon erste Pilotprojekte lanciert, doch erst ein parlamentarischer Vorstoss, ein Bundesrat und eine Bundesbehörde auf Zack und engagierte Unternehmer und Unternehmerinnen haben nun dafür gesorgt, dass es vorwärtsgeht.
«Die Unternehmungen müssen die Finanzierung organisieren und die Verfahren zur Bewilligung dieser Fotovoltaikanlagen durchlaufen», sagt Jürg Röthlisberger, Direktor des Bundesamts für Strassen Astra. «Schön ist, dass die Nachfrage der Unternehmen da ist und dass wir jetzt loslegen können.»
Potenziale ausschöpfen
«Das Potenzial von Lärmschutzwänden, Parkplatzüberdachungen und Rastplätzen sind zehn Terawattstunden», so Noah Heynen. «Das entspricht ungefähr der halben Energie, welche die heutigen AKW produzieren, sprich: Das Potenzial ist enorm.»
Meines Erachtens fehlt noch an vielen Orten das Bewusstsein, wie rasch und wie umfassend wir unser Energiesystem umstellen müssen
Tatsächlich hat auch der ausgewiesene Experte für erneuerbare Energien an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW, Jürg Rohrer, diese Zahl in einer seiner Studien publiziert. Sie bezieht sich aber nicht nur auf Autobahnen, sondern generell auf das mögliche Potenzial von Solaranlagen auf Strasseninfrastrukturbauten.
«Meines Erachtens fehlt noch an vielen Orten das Bewusstsein, wie rasch und wie umfassend wir unser Energiesystem umstellen müssen», so Rohrer. Dass allein mit diesen Projekten dieses Umdenken stattfindet, da ist er skeptisch. «Aber ich finde sehr gut, dass dieses Projekt nun zustande gekommen ist und dass man diese Potenziale ausschöpft.»
Übungsanlage im Bau
Grundsätzlich sind sich alle einig: Oberste Priorität muss der Ausbau von Solaranlagen auf Hausdächern und Fassaden haben. Darum entsteht bei der Firma Helion in Zuchwil zurzeit eine Übungsanlage mit verschiedenartigen Dachflächen, damit sie Fotovoltaikinstallateuren und -installateurinnen künftig als Übungsanlage dienen kann.
«Im letzten Jahr haben wir die Solarenergiemenge von einem halben AKW zugebaut», sagt Noah Heynen. «Das zeigt, dass die Energiewende möglich ist.» Das trifft tatsächlich zu. Trotzdem: Vergleicht man ausschliesslich den Ausbau von Solarenergie, liegt die Schweiz im europäischen Vergleich noch immer nur auf dem 14. Rang. Aufholbedarf ist nach wie vor vorhanden.