Das Coronavirus hat die Schweiz wieder voll im Griff. Seit Donnerstag gelten im ganzen Land wieder deutlich striktere Massnahmen: Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen sind Verboten, im privaten Rahmen dürfen sich gar nur maximal zehn Personen treffen. Zudem wurde die Maskenpflicht im öffentlichen Raum und am Arbeitsplatz ausgeweitet, Clubs müssen geschlossen bleiben, Restaurants und Bars um 23 Uhr schliessen.
Noch vor dem Beschluss des Bundesrats führte das Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag der SRG eine Umfrage zu den unterschiedlichen Massnahmen zur Eindämmung des Coronavirus durch. Die Ergebnisse aus einem Vorauszug der Umfrage (Hauptstudie erscheint in der kommenden Woche) zeigen aber, dass die vom Bundesrat beschlossenen Massnahmen in der Bevölkerung breite Akzeptanz geniessen.
Klare Mehrheit für Maskenpflicht
So findet es eine Mehrheit richtig, dass die Maskenpflicht zumindest punktuell auch im Freien gilt. Noch breitere Akzeptanz geniesst eine Maskenpflicht am im Büro bzw. am Arbeitsplatz.
Zwei Drittel der Befragten befürworten auch die Sperrstunde in Gaststätten ab 23 Uhr. Gleich hoch ist die Akzeptanz für die Beschränkung von privaten und öffentlichen Anlässen auf maximal zehn Personen. Die Befragten würden damit weiter gehen als der Bundesrat: Dieser hat bei seiner Sitzung am Mittwoch schliesslich nur private Anlässe auf zehn Personen beschränkt.
Geteilt sind die Meinungen dagegen bei der Frage, ob der Bundesrat einen sogenannten «Kurz-Lockdown» – also die temporäre Schliessung des öffentlichen, wirtschaftlichen Lebens für wenige Wochen – beschliessen sollte. «Die Hälfte der Befragten würde das befürworten und findet, die Massnahmen müssten noch weiter gehen als bisher», sagt Sotomo-Leiter Michael Hermann. Mehrheiten für einen «Kurz-Lockdown» gibt es insbesondere bei den älteren Befragten.
Doch auch wenn die Mehrheit der Befragten die Beschlüsse der Landesregierung begrüsst, zeigt sich ein markanter Stimmungsumschwung beim Vertrauen in die höchsten politischen Entscheidungsträger. Während Monaten war das Vertrauen einer klaren Bevölkerungsmehrheit in den Bundesrat gross.
In der Befragung von Ende Oktober zeigt sich nun ein anderes Bild: Skeptische und vertrauensvolle Stimmen halten sich nun beinahe die Waage. Nur noch 37 Prozent der Befragten gaben an, dass sie grosses oder sehr grosses Vertrauen in den Bundesrat in Bezug auf die Bewältigung der Coronakrise hätten. «Der Konsens gegenüber den Massnahmen des Bundesrats, den es noch im Frühjahr gab, ist sehr stark erodiert», sagt Michael Hermann. Grund dafür seien weniger die einzelnen Massnahmen des Bundesrats, die ja befürwortet würden, als vielmehr die spezifische Situation der Schweiz mit den stark ansteigenden Fallzahlen, die wohl vielen Sorgen bereite.
Allerdings: Noch tiefer ist das Vertrauen der Befragten in die Kantonsregierungen. Weit verbreitet ist denn auch der Wunsch nach einer stärkeren Zentralisierung. 67 Prozent der Befragten waren in den Tagen vor dem Erlass neuer Massnahmen durch den Bundesrat der Ansicht, dass es mehr einheitliche Vorgaben durch den Bund brauche. Nur 21 Prozent verlangten mehr Spielraum für die Kantone. Zumindest in Bezug auf die Bewältigung der Coronakrise scheinen die Befragten den schweizerischen Föderalismus also kritisch zu sehen.