Die Veloprüfung: Fast alle, die in der Schweiz die Schule besucht haben, mussten sie ablegen. In den meisten Kantonen gibt es eine theoretische Prüfung, oft auch eine praktische. In der vierten oder fünften, spätestens aber in der sechsten Klasse gilt es ernst.
Im Kanton Solothurn etwa wurde die Veloprüfung 1954 eingeführt. Seitdem ist sie obligatorisch. Jedes Jahr absolvieren rund 3000 Schulkinder in der vierten Klasse die Prüfung. Die meisten bestehen. Die Kantonspolizei spricht von einer Erfolgsquote von 98 Prozent. Wer durchfliegt, muss in der fünften Klasse erneut antreten.
Aufregung gehört immer dazu
Fast in jedem Schuljahr, vom Kindergarten bis in die neunte Klasse, gibt es an den Solothurner Schulen Verkehrsunterricht. Ab der zweiten Klasse ist das Velo ein Thema.
Die Schülerinnen und Schüler der Oltner Primarschule Zementi haben sich in der vierten Klasse intensiv auf ihre Veloprüfung vorbereitet. Das richtige Abbiegen, Vortrittsregeln, Kreiselfahren und so weiter haben sie gelernt. Nun sind sie bereit für die Prüfung.
Viele Kinder sind vor der Prüfung aufgeregt. Das gehöre dazu, meint Roger Bader, Chef der Verkehrsinstruktoren bei der Solothurner Kantonspolizei. «Das war bereits früher so. Die Verhältnisse auf der Strasse haben sich aber verändert. Heute muss man viel aufmerksamer sein im Verkehr.»
Punkte werden keine geschenkt
Und dann geht es los. Zuerst werden die Velos geprüft: Sind die Bremsen angezogen? Hat es auch vorne am Velo einen Reflektor? Die ersten Kinder verlieren bereits hier erste Punkte. Die Goldmedaille für eine fehlerlose Prüfung ist somit weg. Wer aber genügend Punkte erreicht und am Schluss besteht, erhält immerhin eine bronzene Medaille.
Danach geht es auf die Prüfungsstrecke. Zuerst im Quartier links und dann rechts abbiegen. An einer Stelle haben die Polizisten extra eine Ampel aufgebaut.
Und dann geht es weiter zur Hauptstrasse mit viel Verkehr. An der Einmündung steht Polizist Marco König. Er bewertet, ob die Kinder richtig reagieren beim Signal «Kein Vortritt», wie sicher sie fahren und wie deutlich sie Handzeichen geben. «Wenn sie bestehen, ist das ein Zeichen an die Eltern, dass ihre Kinder fit sind für die Strasse. Darum verschenken wir keine Punkte.»
Kinder fahren weniger gut
Laut einer Erhebung des Bundes wurde in den letzten Jahren nicht weniger Velo gefahren als früher. Die Verantwortlichen in den Kantonen haben aber festgestellt, dass die Kinder tendenziell weniger gut fahren. Es gibt mehr Kinder als früher, die sich nicht sicher genug im Verkehr bewegen können – vor allem ausserhalb ländlicher Regionen. Allerdings: Nur wenige Schülerinnen und Schüler können gar nicht Velo fahren.
Der Solothurner Verkehrsinstruktor Roger Bader macht ähnliche Beobachtungen: «Die Schere geht weiter auseinander. Es gibt Kinder, die sehr gut fahren und solche, die nicht fahren können. Wir haben auch Kinder, die zum ersten Mal in der Prüfungsvorbereitung in Kontakt mit einem Velo kommen.» Immer wieder liege es darum an den Lehrerinnen und Lehrern, den Kindern das Velofahren beizubringen.
Übrigens: Alle Kinder des Oltner Zementi-Schulhauses haben die Veloprüfung bestanden.