Die Aargauer Gemeinde Kaiseraugst hat ein Problem: Eine Kolonie von rund 300 Krähen nistet auf mehreren Bäumen bei der Überbauung Liebrüti. Die Vögel sorgen im Dorf für Lärm und Dreck, die Bevölkerung fühlt sich gestört. Die Gemeinde hat den Krähen schon länger den Kampf angesagt. «Wenn sich die Krähen punktuell an einem Ort im Dorf aufhalten, ist das Gekrächze kaum aushaltbar», sagt Gemeinderat Jean Frey über die Situation in Kaiseraugst.
Das Gekrächze ist kaum aushaltbar.
Die Krähen sind allerdings hochintelligent und äusserst schwer zu verjagen. In den letzten Jahren hat sich die Gemeinde schon viel einfallen lassen, hat diverse Verscheuchungsmassnahmen ausprobiert und sich das auch einiges kosten lassen. Unter anderem sollte ein Roboter-Falke namens «Robird» Abhilfe schaffen. Der topmoderne Vogelroboter einer holländischen Firma sieht aus wie ein Raubvogel. Er schlägt richtig mit den Flügeln und kann im Sturzflug sinken – er sollte die Krähen einschüchtern und dauerhaft vertreiben.
Im Sommer 2019 wurde der ferngesteuerte Falke «Robird» als schweizweit neue Lösung in Kaiseraugst getestet. Trotz grosser Erwartungen und hoffnungsvoller Versprechen der holländischen Anbieter ist der Versuch aber gescheitert. Die Krähen haben schnell gemerkt, dass der Vogel nicht echt ist und sind an ihre Plätze zurückgekehrt.
Auch frühere Versuche die Krähen mit einem Falkner mit richtigem Raubvogel, einem Wüstenbussard, zu verjagen, führten nicht zum Erfolg. Die klugen Krähen liessen sich entweder nicht beeindrucken oder kehrten kurz nach Ende des Falkner-Einsatzes einfach wieder zurück.
Eine angriffige Drohne soll es nun richten
Nun setzt Kaiseraugst im Kampf gegen die Krähen auf ein neues Mittel, eines das den Tieren nicht nur Angst machen soll, sondern sie richtig «angreift». Eine Drohne mit einer Greifvorrichtung stiehlt den Krähen die Nester, damit die Vögel vergrämt werden und weiterziehen.
Das Ziel ist, dass es den Krähen in Kaiseraugst verleidet.
Seit Mitte Februar wird die Drohne eingesetzt. «Das Ziel ist, dass es den Krähen in Kaiseraugst verleidet», sagt Gemeinderat Jean Frey. Ob es funktioniert, weiss man allerdings noch nicht.
Die Drohne darf die Nester aber nur entfernen, solange sich keine Eier darin befinden. Danach ist es verboten, es gilt nämlich die Schonfrist. Weil diese Frist im Aargau eigentlich bereits läuft, musste Kaiseraugst beim Kanton eine Sonderbewilligung für die speziellen Drohneneinsätze einholen und hat diese auch erhalten.
Ausnahmebewilligung trotz Schonzeit
Man sei mit solchen Bewilligungen wie in Kaiseraugst sehr zurückhaltend, betont Erwin Osterwalder, Leiter der Sektion Jagd beim Kanton Aargau: «Man muss zuvor schon verschiedene andere Massnahmen getroffen haben. Zuerst muss zum Beispiel mit Laser oder mit dem Robird versucht werden, die Tiere zu vergrämen».
In Kaiseraugst spielte bei der Erteilung der Bewilligung auch eine Rolle, dass etwas ausserhalb des Dorfes ideale Nistplätze für die Krähen vorhanden wären. Hier würde niemand von einer grösseren Kolonie gestört.
Die Tiere müssten also nicht weit wegziehen, damit in Kaiseraugst wieder Ruhe und Krähenfriede einkehren würde. Das würde nicht nur die lärmgeplagte Bevölkerung, sondern auch das Gemeindebudget entlasten. Für die Bekämpfungsmassnahmen hat die Gemeinde im Budget mittlerweile mehrere zehntausend Franken bereitgestellt.