Wirklich schlecht, sehr schlecht, unterirdisch. So antworten verschiedene Aargauer Gemeinden wenige Tage vor den kantonalen Wahlen auf die Frage, wie es um die Wahlbeteiligung stehe. Ob in der Stadt Aarau, in der Zentrumsgemeinde Wettingen oder in Dörfern wie Eggenwil, Dürrenäsch oder Gansigen: Überall sieht es düster aus. Die Parlaments- und Regierungsratswahlen locken die Menschen nicht in Scharen an die Urne.
Es sieht wirklich schlecht aus. Das haben wir noch nie so gehabt.
In Eggenwil mag sich Gemeindeschreiber Walter Bürgi nicht darin erinnern, schon einmal so wenige Wahlcouverts erhalten zu haben. «Es deutet alles auf eine tiefe Wahlbeteiligung hin.» Wettingen rechnet bis zum Sonntag mit einer Wahlbeteiligung von gerade einmal etwas über 30 Prozent. Bei den letzten kantonalen Wahlen vor vier Jahren schafften es in der zweitgrössten Aargauer Gemeinde immerhin 37.8 Prozent an die Urne.
Das Stimmvolk ist müde.
Wettingens Gemeindeschreiber Urs Blickenstorfer glaubt, das Stimmvolk sei etwas müde. «Die Leute sind dreimal hintereinander gefordert mit dem Abstimmungssonntag im September, den Wahlen im Oktober und den erneuten Abstimmungen im November.» Ausserdem seien die kantonalen Wahlen für die Stimmberechtigten vermutlich nicht mehr so spannend nach den brisanten Vorlagen vom 27. September.
Auch in der Kantonshauptstadt Aarau zeichnet sich eine tiefe Wahlbeteiligung ab. «Es bräuchte ein Zugpferd», sagt Vize-Stadtschreiber Stefan Berner und meint damit kontroverse Abstimmungsvorlagen wie den Kauf neuer Kampfjets oder das Jagdgesetz, welche Ende September scharenweise Stimmvolk an die Urne lockten.
Kantonale Wahlen an Abstimmungssonntagen?
Wäre das die Lösung gewesen für eine höhere Wahlbeteiligung? Hätte der Kanton die Regierungs- und Parlamentswahlen besser am 27. September angesetzt, gleichzeitig mit den Abstimmungen? Anina Sax, die Leiterin des kantonalen Wahlbüros, winkt ab. «Das ist keine Möglichkeit.» Denn 2011 entschied das Kantonsparlament, Wahlen und Abstimmungen terminlich zu trennen.
Der Wählerwille soll unverfälscht sein.
«Wahlen sollen nicht von Sachabstimmungen beeinflusst werden», erklärt Sax. Denn je nach Abstimmungsvorlage würden unterschiedliche Leute und Gruppen mobilisiert, das könnte die Wahlen verfälschen.
Die Aargauer Gemeinden haben derweil noch einen anderen Einwand, weshalb kantonale Wahlen und Abstimmungen nicht gleichzeitig stattfinden sollen: Der Aufwand wäre zu gross. Viele Gemeinden kamen schon am 27. September aufgrund der vielen Vorlagen und der sehr hohen Stimmbeteiligung an den Anschlag. «Wenn die Leute auch noch Grossrat und Regierungsrat gewählt hätten, hätte es ein Durcheinander gegeben», sagt Gansingens Gemeindeschreiberin Melanie Huber. Und aus Wettingen heisst es: «Wir sind schon so fast versoffen.»