Die Natur sei die grosse Gewinnerin der Covidkrise, heisst es immer wieder. Weil wir nicht mehr reisen können, stossen wir weniger C02 aus. Doch die Natur leidet trotzdem: Im Tessin gibt es deshalb gar politische Vorstösse gegen Littering.
Gesichtsmasken landen nicht im Kübel
Der Tessiner SP-Grossrat Henrik Bang ist als gelernter Forstingenieur regelmässig in der Natur unterwegs. Und was er sieht, gefällt ihm gar nicht. «Die Situation ist alarmierend. Mit dieser Krise gibt es nämlich eine neue Art Abfall: Gesichtsmasken und Handschuhe werden einfach überall hingeschmissen», schildert er seine Eindrücke.
«Noch gravierender aber ist, dass die Menschen jetzt mehr in die Natur gehen, dort aber viel Abfall liegen lassen.» Bachbetten drohten zur Müllhalde zu verkommen. Damit das nicht passiert, lanciert Bang politische Vorstösse, mit denen er für das Thema sensibilisieren will und nach Lösungen sucht.
«Sozialkontrolle fehlt»
Littering nimmt in der Coronakrise zu – auch auf der anderen Seite des Gotthards. Weil viele herkömmliche Freizeitaktivitäten im Moment nicht durchgeführt werden könnten, seien viel mehr Leute am Wasser, im Wald oder in den Bergen, sagt, sagt Nora Steimer, Geschäftsleiterin der Interessengemeinschaft saubere Umwelt. «Darum fällt dort teilweise auch mehr Abfall an.» Zudem fehle bei kleineren Gruppen Leuten die Sozialkontrolle. «Man fühlt sich eher unbeobachtet bei der Abfallentsorgung.»
Littering, also Umweltverschmutzung, ist ein Nebeneffekt der Covidkrise. Steimer appelliert an die stärkere Eigenverantwortung der Konsumenten. Von den sonst so typischen Massnahmen gegen das Littering, nämlich Sensibilisierungskampagnen, hält sie wenig. Denn die Menschen hätten in dieser Gesundheitskrise langsam genug von Vorschriften.