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Trockenheit und Hitze: Fische müssen gerettet werden
Aus Regionaljournal Zentralschweiz vom 18.07.2022. Bild: Keystone
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Abfischen wegen Trockenheit «Wenn wir nichts machen, ersticken die Fische»

Wegen des tiefen Pegelstandes der Gewässer beginnen mehrere Kantone mit dem Abfischen. Die Fische werden kurz betäubt.

Mit Netz, Eimer und Elektrofanggerät dem Bach entlang. Der Schlimbach in Kriens im Kanton Luzern ist der erste Bach, aus dem in diesem Jahr Fische gerettet werden müssen. Philipp Amrein, Fachbereichsleiter Fischerei des Kantons Luzern, erklärt: «Das Wasser ist in den letzten Tagen rasant zurückgegangen. Jetzt haben wir noch Gelegenheit, die Fische mit verhältnismässigem Aufwand rauszuholen. Wir gehen davon aus, dass hier in 24 bis 36 Stunden gar kein Wasser mehr drin ist.»

Kleine Fische in weissem Kessel.
Legende: Die kleinen Bachforellen kommen in einen Kessel voll Wasser. Das Wasser ist mit Sauerstoff angereichert. So überleben die Fische, bis sie im Nachbarsbach ausgesetzt werden. SRF

Die Notabfischungen passieren mit einem sogenannten Elektrofanggerät. Um die Fische fangen zu können, werden sie kurz betäubt, dann kommen sie ins Netz und von dort in den Kessel. Ziel ist es, die Fische – in Kriens sind es Bachforellen – ins nächste Gewässer ganz in der Nähe zu bringen. Für den Transport zum Dorfbach in Horw wird das Wasser im Kessel mit Sauerstoff angereichert. Ausgewählt wird ein Gewässer, welches auch in den nächsten Tagen noch genügend Wasser haben sollte.

Wenn gar kein Wasser mehr da ist, müssen wir die Fische von Hand herausnehmen.
Autor: Philipp Amrein Fachbereichsleiter Fischerei/LU

Der Sauerstoffgehalt ist auch mitentscheidend für den Entscheid, wo abgefischt wird. Wenig Wasser und eine hohe Wassertemperatur in einem Bach führen zu einem tiefen Sauerstoffgehalt. Amrein: «Wenn wir dann nichts machen, ersticken die Fische.»

In Luzern geben die Gewässerverantwortlichen dem Kanton den Wasserstand durch. Mitarbeitende der kantonalen Dienststelle entscheiden dann über die Massnahmen. «Jetzt abfischen, wenn das Wasser noch fliesst, ist für die Fische besser. Wenn gar kein Wasser mehr da ist, müssen wir die Fische von Hand herausnehmen und dann ist der Stress noch grösser für die Fische», sagt Philipp Amrein.

Mann schreitet ausgetrockneten Bach entlang.
Legende: Ein Mitarbeiter der kantonalen Dienststelle sucht den Schlimbach in Kriens nach Fischen ab. Durch das Elektrofanggerät werden die Fische kurzzeitig betäubt. SRF

Der Schlimbach ist der erste Bach im Kanton Luzern, bei dem abgefischt wird. Aber sicher nicht der letzte: «Diese Woche dürften noch einige dazukommen. Wir schauen Tag für Tag.»

Auch Äschen im «Hitzestress»

Ein weiteres Mittel, welches bei tiefen Wasserständen verfügt wird, ist das Wasserentnahmeverbot. Bereits haben etwa die Kantone Thurgau und Freiburg ein solches verhängt. In vielen andern Kantonen gilt das Entnahmeverbot für bestimmte Gewässer.

Am Rhein in Schaffhausen ist es insbesondere die Wassertemperatur, die den Behörden Sorge bereitet. Aktuell beträgt die Temperatur des Rheins 25 Grad Celsius. Stefan Lebeda vom Department des Innern des Kantons Schaffhausen sagt gegenüber der SDA: «Die Äschen geraten ab einer Temperatur von 23 Grad in einen Hitzestress. Der tödliche Bereich liegt bei einer Wassertemperatur von 26 Grad über einige Tage.» So sei es 2003 und 2018 zu einem grossen Fischsterben gekommen. «Aktuell gibt es keine Anzeichen dafür», so Lebeda. Als Sofortmassnahme dürfen die Bauern kein Wasser mehr aus der Biber nehmen. Dieser Zufluss zum Rhein bringt relativ kühles Wasser.

Tote Fische in einem grauen Behälter.
Legende: Ein Bild, das die Behörden in diesem Sommer nicht sehen wollen: Im Jahr 2018 mussten viele tote Fische aus dem Rhein gezogen werden. Keystone

Bauliche Massnahmen für kühleres Wasser

Auch im Kanton Baselland müssen bereits drei Bäche ausgefischt werden. Und am Unterlauf der Birs greifen die Behörden beider Basel zu einer speziellen Massnahme: Um den Stress für die Fische zu minimieren und einem Fischsterben vorzubeugen, gilt ab Dienstag ein Badeverbot für Mensch und Tier. Baselland probiert zudem, mit baulichen Massnahmen Gegensteuer zu geben. Tiefere Becken und Bäume am Ufer sollen für kühleres Wasser sorgen.

Im Kanton Aargau gilt ein besonderes Augenmerk dem Hallwilersee. Hier sinkt der Pegel pro Tag um einen Zentimeter. Deshalb werden nun die Abflüsse wie der Aabach auf ein Minimum gedrosselt.

Regionaljournal Zentralschweiz, 18.07.2022, 17.30 Uhr

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