Ein zweitklassiger FC Sion: Nach 17 Jahren steigen die Walliser erstmals aus der Super League ab. Dominiert nun die grosse Enttäuschung? Nicht im Wallis. Klar gibt es enttäuschte Gesichter, niedergeschlagene Fussballfans, frustrierte Walliserinnen und Walliser. Am Tag nach der Barrage-Niederlage gegen Lausanne Ouchy überwiegen aber vor allem Gleichgültigkeit, Pragmatismus, Ernüchterung.
«Für die meisten ist das eine logische Konsequenz aus sportlichem und wirtschaftlichem Missmanagement über all die Jahre verteilt», sagt etwa Simon Kalbermatten, Experte für den FC Sion beim Walliser Radio Rottu, der den Klub seit vielen Jahren begleitet. «Wenn man alles zusammenzählt, muss man ganz ehrlich sagen, ist der Abstieg absolut verdient.»
Ist der FC Sion noch das Wallis?
«Ich schaue jedes Spiel in Sitten, aber das ist eine Sauerei. Seit Jahren ging es nur bergab. Es ist richtig, dass sie absteigen», erzählt ein Oberwalliser am Tag nach der Niederlage. Ein anderer Oberwalliser meint, man könne sich auch nicht mehr mit dem Klub identifizieren – auch wenn der FC Sion sonst das Wallis vereint. Er fragt rhetorisch: «Ist der FC Sitten noch das Wallis?»
Was auf den Strassen etwa in Brig und Visp, aber auch bei Hörerinnen und Hörern von Radio SRF immer wieder genannt wird: die grosse Unzufriedenheit mit dem Klub. «Wer schuld ist? Der ganze Staff, mit dem Präsidenten, dem Sportchef», heisst es.
Ohne Familie Constantin in die Zukunft
FC-Sion-Fan Mischu meint: «Es gibt nichts Besseres, als dass sie jetzt absteigen. Sie sollen von vorne beginnen, Schwung holen, im Wallis wieder Euphorie entwickeln und danach wieder in der Super League durchstarten.»
Ein Neuanfang in der Challenge League – so der Tenor – und zwar «ohne die Constantin Familie», sagt ein Mann auf der Strasse stellvertretend für viele weitere Stimmen aus dem Wallis.
Der Abstieg bringt eine grosse Chance mit sich.
Auch für den FC Sion-Experten Simon Kalbermatten ist klar, dass es nun Änderungen brauche. Änderungen in der Vereinsführung. Man solle aber auch vermehrt versuchen, die einheimischen Spieler zu fördern und in die Mannschaft zu integrieren: «Der Abstieg bringt eine grosse Chance mit sich.»
Präsident Christian Constantin habe klar betont, dass er noch ein Jahr weitermache, meint Kalbermatten. «Wenn es ihm gelingt, nicht immer in die Opferrolle zu schlüpfen, nicht immer die Schuld bei den Schiedsrichtern zu suchen und mit der nötigen Selbstreflexion ans Werk zu gehen, könnte es ihm recht schnell gelingen, die Leute wieder ins Stadion Tourbillon zu holen – auch gegen Schaffhausen, Thun und Aarau.»
Jürgen aus Naters, der sich aktuell nicht mehr zu den FC-Sion-Fans zählt, rät seinen Landsleuten: «Nehmt es easy. Es wird wieder eine Zeit kommen, in der die Mannschaft wie damals spielt. Dann gehen wir wieder alle nach Sitten und haben ein riesiges Fest.»