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Sternstunde einmal anders: Streitgespräch zum «Genderstern»
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 25.10.2024. Bild: Keystone/Petra Orosz
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Abstimmung Stadt Zürich Sprachdiktat oder Inklusion? Zürich befindet über den Genderstern

Die Bevölkerung entscheidet, ob die Zürcher Stadtverwaltung das Sonderzeichen in amtlichen Dokumenten verwenden darf.

Ein Stern wird als Zeichen der gendersensiblen Sprache zum emotionalen Politikum. Im Jahr 2022 änderte die Stadt Zürich ihr seit 1994 bestehendes Reglement über die sprachliche Gleichstellung. Sie stellte sich dabei auf den Standpunkt, dass sich der Begriff des Geschlechts in der Gesellschaft gewandelt habe. «Geschlecht wird nicht mehr als eine binäre Fixgrösse verstanden.» In der Folge ersetzte sie das Binnen-I (Beispiel: MitarbeiterInnen) durch geschlechtsneutrale Formulierungen wie «Mitarbeitende» oder durch den Genderstern (Mitarbeiter*innen). Mit diesen Änderungen sollen alle Geschlechter angesprochen werden.

Ist der Genderstern offiziell erlaubt?

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Der Duden bezeichnet den Genderstern als ein Zeichen, um alle Geschlechter sprachlich gleichzubehandeln. Er sei eine von mehreren Möglichkeiten, geschlechtergerecht zu formulieren. Allerdings ist er nicht Teil des amtlichen Regelwerks. Das heisst, es gibt keine offizielle Norm, die den Genderstern verbietet oder vorschreibt.

Verschiedene Städte und Gemeinden erlauben ihn, wie zum Beispiel Bern oder Luzern.

SRF strebt eine geschlechtergerechte Sprache an. In jungen, digitalen Kanälen (Youtube, Podcasts) und Programmen (Virus) ist der Genderdoppelpunkt oder eine sogenannte Genderpause (Glottisschlag) erlaubt. In der News-App und allen Formaten für die Zielgruppe ü45 wird darauf verzichtet.

Gegen diese neue Sprachregelung setzte sich ein überparteiliches, vorwiegend bürgerliches Komitee zur Wehr. Die Initiative «Tschüss Genderstern» will das Sonderzeichen wieder abschaffen. Das letzte Wort hat nun das Stadtzürcher Stimmvolk.

Mit Zürich stimmt zum ersten Mal eine Stadt darüber ab, ob der Genderstern in amtlichen Dokumenten verwendet werden darf.

Verständlichkeit versus Gleichbehandlung

Texte von Behörden müssten verständlich sein, Genderzeichen würden die Sprache schwerfällig machen, so das Initiativkomitee. Als Beispiel nennt es einen Auszug aus dem Geschäftsbericht 2023 der Stadt. Dort heisst es etwa: «Der*die 1. Vizepräsident*in übt die Aufsicht über das Inspektorat aus, während der*die 2. Vizepräsident*in die Ermittlungsaufträge bewilligt.» Über den ganzen Geschäftsbericht verteilten sich 681 solche Gendersterne.

Das Sonderzeichen beeinträchtige die Lesbarkeit und führe zu grammatisch falschen Formen. Dies sei nicht im Sinn der Bürgerinnen und Bürger. Zuletzt gehen die Initianten auch davon aus, dass die Stadt Zürich mit dem Genderstern eine politische Haltung ausdrücke und diese Sprachregelung als Instrument dafür benutze.

Die Parolen der Parteien

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Ja: FDP, SVP, Die Mitte, EVP

Nein: AL, Grüne, SP, GLP

Die Gegner der Initiative, hauptsächlich die politische Linke sowie der Zürcher Stadtrat, wollen von diesen Vorwürfen nichts wissen. Sie argumentieren, dass in behördlichen Texten Personen aller Geschlechter sprachlich gleichbehandelt werden sollen: also Frauen, Männer und non-binäre Personen. Zudem sehe das neue Reglement auch Ausnahmen vor, sollte die Verständlichkeit leiden.

Der Zürcher Stadtrat bezieht sich zudem auf Erfahrungswerte. Die neue Sprachregel innerhalb der Verwaltung habe sich bewährt und werde als Mehrwert wahrgenommen. Indem die Stadtverwaltung den Genderstern bewusst erlaube, zeige sie, dass sie non-binäre und trans Menschen wahrnehme und respektiere – auch in der Sprache. 

Gendern: ein Gesellschaftsthema, das polarisiert

Diese Anerkennung der gesellschaftlichen Vielfalt kommt in der Bevölkerung zuweilen jedoch nicht an. So kam eine Umfrage des Forschungsinstituts LeeWas im Auftrag von 20 Minuten und Tamedia letztes Jahr zum Schluss, dass nur gerade ein Viertel der Schweizerinnen und Schweizer die gendergerechte Sprache für wichtig hält.

Der Genderstern wurde über die Jahre zu mehr als nur zum Sprachmittel, er wurde zu einem neuen Symbol: für Wokeness und Inklusion. Die Stimmbevölkerung der Stadt Zürich entscheidet nun, ob diese neue Bedeutung in der Stadtverwaltung verankert bleibt.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 25.10.2024, 17:30 Uhr ; 

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