Wie hoch ist der Umwandlungssatz bei Ihrer Pensionskasse? Und kennen Sie den Unterschied zwischen obligatorischen und überobligatorischen Pensionskassenbeiträgen? Das sind zwei der Fragen, die das Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag der Zürich-Versicherung 1600 Stimmberechtigten stellte. Das Resultat: Die Mehrheit weiss es nicht.
Komplexe Materie und viel Unwissen
Der Umwandlungssatz besagt, wie viel Geld eine Person jährlich als Pensionskassenrente ausbezahlt erhält. Aktuell liegt der Umwandlungssatz bei 6.8 Prozent. Dies bedeutet, dass jemand, der ein Altersguthaben von 100'000 Franken hat, jedes Jahr 6'800 Franken Rente erhält. Dies gilt jedoch nur für den obligatorischen Teil der beruflichen Vorsorge. Ein Grossteil der Pensionskassengelder sind jedoch überobligatorisch versichert. Dort liegt der Umwandlungssatz deutlich tiefer.
Konkret kennen 56 Prozent der Befragten den persönlichen Umwandlungssatz nicht. Und insbesondere die Unterscheidung zwischen obligatorischem und überobligatorischem Bereich ist für viele schwierig. So wissen 44 Prozent der Befragten nicht, ob sie im Überobligatorium versichert sind. In Tat und Wahrheit haben 85 Prozent der Versicherten einen Teil ihres Pensionskassenguthabens im überobligatorischen Bereich.
Ich bin überrascht vom Ausmass dieser verzerrten Wahrnehmung, die wir hier sehen.
Michael Hermann vom Forschungsinstitut Sotomo, der Co-Autor der Studie, ist erstaunt: «Ich bin überrascht vom Ausmass dieser verzerrten Wahrnehmung, die wir hier sehen.» Die meisten Befragten hätten das Gefühl, das Überobligatorium sei etwas für die, die sehr gut verdienen. Dabei sei dies nicht die Realität, so Hermann.
Befragungsstudie von Zurich mit Sotomo
Dass die Bevölkerung wenig wisse über das Pensionskassensystem und die geplante Reform, ist keine gute Voraussetzung für die Abstimmung vom 22. September. Die Parteien sind gefordert, die Vorlage der Stimmbevölkerung zu erläutern. Das fehlende Wissen wolle sie nicht ausnutzen, sagt die grüne Nationalrätin Manuela Weichelt, die die Reform bekämpft: «Ich gehe von mündigen Bürgerinnen und Bürgern aus. Und die brauchen eine gute Information, die alle verstehen können.»
Grenzen der direkten Demokratie?
Auch das Ja-Lager will sich anstrengen, um die Pensionskassenreform möglichst gut zu erklären. SVP-Nationalrätin Diana Gutjahr sagt, es sei jetzt an den Befürworterinnen und Befürwortern, die Vorteile bei einem Ja aufzuzeigen. Gutjahr glaubt auch nicht, dass die direkte Demokratie an ihre Grenzen komme wegen komplizierter Abstimmungen. Schliesslich gehe es um die Rente jeder einzelnen Person, das Thema betreffe jede und jeden: «Da ist genau der Ansatz zu suchen, dass man die Leute besser aufklären kann. Und das ist die Aufgabe der Politik.»
Zeit, die Reform der beruflichen Vorsorge der Bevölkerung zu erklären, haben die Parteien noch. Der Abstimmungstermin ist erst in gut zwei Monaten. Aber die Resultate der Umfrage zeigen: Es gibt noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten.