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Abstimmung Stadt Winterthur Eine jahrelange Hallenbadsuche könnte nun ihr Ende finden

Seit Jahren laufen in Winterthur Bemühungen für ein zweites Hallenbad. Nun entscheidet die Stadt über eine Mietvariante.

Sind in Winterthur aller guten Hallenbad-Dinge drei? Nach zwei erfolglosen Versuchen in den letzten zwölf Jahren nimmt die Stadt einen weiteren Anlauf, eine Alternative zum Hallenbad Geiselweid zu realisieren. Richten soll es dieses Mal ein Hallenbad zum Mieten. Diesen Vorschlag macht der Winterthurer Stadtrat jedoch contre coeur: Er wurde vom Parlament dazu verknurrt, eine Vorlage für ein zweites Hallenbad auszuarbeiten.

Der Plan: Das Winterthurer Unternehmen Win4 AG würde auf dem Areal des Sportparks Deutweg ein zweites, öffentliches Hallenbad bauen und betreiben. Dies allerdings nur, wenn sich die Stadt daran beteiligt. Kosten würde dies 2.9 Millionen Franken pro Jahr. Über diese Kosten stimmt das Winterthurer Stimmvolk ab.

Der Bedarf für ein zweites Hallenbad ist in Winterthur an sich unbestritten. Das Bundesamt für Sport empfiehlt ein Hallenbad pro 50'000 Einwohnerinnen. Für die über 120'000 Winterthurer gibt es aktuell aber nur eines, das Hallenbad Geiselweid.

Zum Vergleich: Die Bevölkerung der Stadt Zürich beträgt etwa das Vierfache, die Stadt verfügt über sechs öffentliche Hallenbäder – und auch dort ist der Platz knapp.

Blick in Winterthurs Hallenbad-Geschichte

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Cabriodach:

2011 stimmte das Winterthurer Stimmvolk über das sogenannte Cabriodach ab: Dabei sollte das Freibad Geiselweid im Winter mit einem Rolldach überdeckt werden. Das 14 Meter hohe und 7 Millionen Franken teure Dach fiel bei der Stimmbevölkerung durch. Einerseits hatte sich der Quartierverein dagegen gewehrt mit den Argumenten, das Dach verschandele das Quartier und es sei nicht ökologisch. Andererseits meldete das Baurekursgericht Zweifel an, dass das Dach überhaupt bewilligt werden könnte. Das Dach wurde mit 53 Prozent Nein-Stimmen abgelehnt.

Traglufthalle:

2019 kam das zweite Projekt einer Traglufthalle an die Urne. Diesmal sollte eine Art Ballonhülle das Freibad Geiselweid im Winter überdecken. Kosten: 2 Millionen Franken. Im Parlament war das Vorhaben bereits stark umstritten, vor allem aus ökologischen Gründen. Das Heizen der Traglufthalle hätte enorme Mengen an Energie verbraucht. Mit einer Stimme Unterschied wurde das Projekt schliesslich gutgeheissen. Die Winterthurer Stimmbevölkerung versenkte es dann aber mit einem Nein-Stimmenanteil von 64 Prozent.

Zudem werden auch die Empfehlungen für den obligatorischen Schwimmunterricht nicht erfüllt. Kinder in der Unterstufe erhalten nur gerade halb so viele Schwimmlektionen wie angeraten, nämlich knapp 20.

Die Konsequenz: In Winterthur besteht aktuell jedes fünfte Schulkind nach der 3. Klasse den Wasser-Sicherheits-Check nicht. Mit diesem Test soll überprüft werden, ob ein Kind nach einem Sturz ins Wasser sich selbst an den Rand oder ans Ufer retten könnte.

Sicherheit der Kinder leidet

Die Sicherheit ist dann auch bei den Befürwortern der Miethallenbad-Vorlage ein tragendes Argument. Wenn immer weniger Kinder schwimmen könnten, sei dies ein Sicherheitsrisiko.

Positiv sei zudem, dass der Eintrittspreis im neuen Hallenbad derselbe sein würde, wie im Hallenbad Geiselweid. Zudem müsse das Projekt zahlreiche, ökologische Vorgaben erfüllen und die Zusammenarbeit mit einer lokalen, privaten Partnerin (Win4 AG) sei eine Chance für Winterthur.

Mieten ist keine Investition in die Stadt

Gerade im letzten Punkt sehen die Kritikerinnen des Projekts aber Risiken. So berge die Zusammenarbeit mit einer privaten Anbieterin finanzielle und rechtliche Unsicherheiten. So wurde dem Unternehmen bereits in der Diskussion im Winterthurer Stadtparlament fehlende Transparenz vorgeworfen. Ohne Einblick in die finanzielle Situation der Firma könnten der Stadt im Fall eines Konkurses hohe Kosten entstehen.

Die Gegner der Vorlage kritisieren weiter, dass die Kosten angesichts der finanziellen Situation der Stadt zu hoch seien – die Steuern müssten um ein Prozent erhöht werden. Zudem sei es keine Investition für die Stadt, da ihr das Hallenbad nicht gehöre.

Die Parolen der Parteien

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Noch haben nicht alle Parteien ihre Parolen gefasst. In der Parlamentsabstimmung haben sie sich wie folgt entschieden:

Ja: SP, SVP, Mitte

Nein: FDP

Stimmfreigabe: Grüne, GLP und EVP

Die hohen Kosten machen auch dem Winterthurer Stadtrat sorgen. Seiner Meinung nach sollte die Bevölkerung das Projekt ablehnen, die Finanzierung eines zweiten Hallenbads sei aktuell nicht tragbar. Das Stadtparlament sah dies im Sommer anders und empfiehlt der Bevölkerung ein Ja.

Allerdings: Auch wenn sich die Winterthurer Bevölkerung für ein zweites Hallenbad ausspricht, ist dies noch keine Bau-Garantie. Es bedeutet lediglich, dass sich die Win4 AG auf die Suche nach einer geeigneten Finanzierung des Projekts machen kann.

Weitere Vorlagen in Winterthur

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Die Stimmbevölkerung entscheidet am 24. November noch über folgende Vorlagen:

  • Übernahme des Museumspersonals durch den Kunstverein: Wer beim Kunstmuseum Winterthur arbeitet, soll ab 2025 direkt beim Kunstverein angestellt sein – dies war bei der Beratung im Parlament unbestritten.
  • Initiative «Ja zur freien und günstigen Stromwahl» : Stadtwerk Winterthur soll ein Stromprodukt anbieten, welches mindestens 65 Prozent Strom aus Kernenergie enthält. Dieses soll als klimafreundliches Angebot beworben werden. Das Stadtparlament und der Stadtrat empfehlen ein Nein: Die Bevölkerung habe sich an der Urne schon mehrfach gegen Kernenergie ausgesprochen. Die Initianten argumentieren, das Stromprodukt sei günstiger.
  • Volksinitiative «Wohnen für alle» : Der Anteil an gemeinnützigen Wohnungen soll von rund 15 auf 25 Prozent erhöht werden – bis 2040. Pro Jahr müssten schätzungsweise 300 solche gemeinnützigen Wohnungen gebaut werden. Der Stadtrat hat einen Gegenvorschlag erarbeitet: Im gleichen Zeitraum sollen jedes Jahr 120 neue gemeinnützige Wohnungen entstehen. Auch das Stadtparlament legt einen Gegenvorschlag vor. Das Ziel: Bis 2050 sollen jährlich 150 preisgünstige Wohnungen entstehen. Diese sollen nicht nur von Wohnbaugenossenschaften gebaut werden dürfen. Das Stimmvolk entscheidet über alle drei Vorlagen.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 28.10.2024, 17:30 Uhr ; 

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