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Interview zum Genderstern mit Zürichs Stadtpräsidentin Corine Mauch
Aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 24.11.2024. Bild: Keystone/Anthony Anex
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Abstimmungen Stadt Zürich Die Stadt Zürich darf den Genderstern weiter einsetzen

Die Bevölkerung stützt die städtische Sprachregel. Zürich darf das Inklusionszeichen in amtlichen Dokumenten benutzen.

Gendersensible Sprache ist der Stadtzürcher Bevölkerung ein Anliegen. Sie hat die Initiative «Tschüss Genderstern» abgelehnt – mit einem Nein-Stimmen-Anteil von gut 57 Prozent. Die Initiative wollte, dass die Stadt in ihren amtlichen Dokumenten den Genderstern nicht mehr verwenden darf.

Volksinitiative «Tschüss Genderstern!»

Stadt Zürich: Volksinitiative «Tschüss Genderstern!»

  • JA

    42.7%

    50'309 Stimmen

  • NEIN

    57.3%

    67'403 Stimmen

Hintergrund ist eine Änderung des Sprachreglements vor zwei Jahren. Die Stadt Zürich ersetzte das Binnen-I (Beispiel: MitarbeiterInnen) durch geschlechtsneutrale Formulierungen wie «Mitarbeitende» oder durch den Genderstern (Mitarbeiter*innen). Mit diesen Änderungen sollten alle Geschlechter angesprochen werden.

Deshalb wechselte Zürich sein Sprachreglement

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Die Stadt änderte 2022 das seit 1994 bestehende Reglement über die sprachliche Gleichstellung. Der Begriff des Geschlechts habe sich gewandelt, argumentiert die Stadt. Mit den Änderungen sollen daher alle Geschlechter angesprochen werden.

Gegen diese Sprachregelung wehrte sich ein überparteiliches Komitee aus vorwiegend bürgerlichen Politikerinnen und Politikern, weshalb die Stadtzürcher Stimmbevölkerung über die Zukunft des Genderstern befinden musste.

Linke Kreise überflügeln eher bürgerliche Stadtteile

Die Entscheidung fiel schlussendlich ziemlich klar aus. Traditionell linke Quartiere wie etwa Wiedikon oder der Wahlkreis 4 + 5 lehnten die Initiative überdeutlich ab, mit einem Nein-Stimmenanteil von 66 oder 72 Prozent.

Eher bürgerliche Stadtteile sprachen sich zwar für ein Genderstern-Verbot aus, jedoch nur knapp. Etwa in Schwamendingen nahmen rund 52 Prozent der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger die Initiative an.

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Aus dem Archiv: Streitgespräch zum «Genderstern»
aus Regionaljournal Zürich Schaffhausen vom 25.10.2024. Bild: Keystone/Petra Orosz
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Für die Stadtzürcher FDP, welche die Initiative unterstützte, ist dies als Achtungserfolg zu werten. So sagte der Zürcher FDP-Parteipräsident Përparim Avdili, dass sich auch auf linker Seite Menschen am Genderstern gestört hätten. Dies sei zum Ausdruck gekommen.

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Aus dem Archiv: Woke oder Wahnsinn – Wie der Genderstern die junge Generation spaltet
Aus Rundschau vom 20.11.2024.
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Ähnlich sieht es SVP-Kantonsrätin Susanne Brunner, das Gesicht der Tschüss-Genderstern-Initiative. Sie bedauert das Abstimmungsresultat, sagt aber auch, dass 43 Prozent der Stimmbevölkerung nicht die Meinung des Stadtrats vertreten würden. «Der Stadtrat sollte das Resultat reflektieren. Vielleicht kommt er noch auf eine andere Lösung.»

Sprachdiktat oder Inklusion? Der Genderstern weckte Emotionen

Der Abstimmung vorausgegangen war ein emotionaler Abstimmungskampf. Die Gegner des Gendersterns redeten von einem Sprachdiktat, das die Stadt einführe. Texte würden nicht nur schwerfällig und unleserlich gemacht, es werde damit auch eine politische Haltung verbreitet.

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Aus dem Archiv: Stadt Zürich stimmt über Genderstern in Texten der Verwaltung ab
Aus 10 vor 10 vom 13.11.2024.
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Für die Befürworter des Gendersterns war die Inklusion das Hauptargument. In behördlichen Texten müssten alle Geschlechter sprachlich gleichbehandelt werden – Frauen, Männer und non-binäre Personen.

Die weiteren Vorlagen in der Stadt Zürich

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Gegenvorschläge zur Volksinitiative «Bezahlbare Wohnungen für Zürich»

Die Stadt Zürich kann mehr günstigen Wohnraum schaffen. Die Stadtzürcherinnen und Stadtzürcher haben beide Gegenvorschläge zur Volksinitiative «Bezahlbare Wohnungen für Zürich» angenommen. Nun wird der Kauf von Liegenschaften für den gemeinnützigen Wohnungsbau in der Gemeindeverordnung verankert, zudem wird das Kapital von vier Wohnbaustiftungen um 300 Millionen Franken erhöht.

Privater Gestaltungsplan «Areal VZA1»

Die Grossbank UBS kann in Zürich Altstetten ein Hochhaus bauen. Die Stimmberechtigten haben die Pläne mit über 64 Prozent Ja-Stimmen-Anteil gutgeheissen. Das Projekt sieht ein nachhaltiges Holz-Beton-Gebäude vor, rund 110 Meter hoch, für über 2000 Mitarbeitende.

Abgangsleistungen für Behördenmitglieder

Gewählte Behördenmitglieder der Stadt Zürich, die das Amt abgeben, sollen auch künftig eine Abgangsentschädigung erhalten. Das hat das Stadtzürcher Stimmvolk entschieden. Mit der neuen Verordnung soll aber dafür gesorgt werden, dass keine überrissenen goldenen Fallschirme mehr an Friedensrichterinnen oder Stadtammänner ausbezahlt werden.

Ersatzneubau Rathausbrücke

Die Rathausbrücke in der Zürcher Innenstadt kann saniert werden. Über 76 Prozent der Stadtzürcher Stimmbevölkerung haben einem Kredit in der Höhe von rund 58 Millionen Franken zugestimmt. Mit dem Geld soll die Rathausbrücke erneuert werden, gleichzeitig wird der Hochwasserschutz verbessert.

Aus diesem Grund ist auch die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch erleichtert. «Es geht darum, dass Sprache immer gesellschaftliche Entwicklungen abbildet. Und das Bewusstsein, dass trans- und non-binäre Menschen ein Teil unserer vielfältigen Stadtgesellschaft sind, wird immer stärker und bildet sich auch in der Sprache ab.» Und die Leute seien offenbar der Ansicht, es soll sich auch in der Sprache abbilden.

Sprechregeln beschäftigen weiter

Ganz von politischen Parkett verschwinden dürfte das Thema auch mit der aktuellen Abstimmung nicht. SVP-Kantonsrätin Susanne Brunner sagt, dass im Zürcher Kantonsparlament noch zwei Vorstösse hängig seien – und zwar im Zusammenhang mit Sprachregeln an den Hochschulen. Ihre Hoffnung ist, «dass sich die Zürcher Bildungsdirektion bewegen lässt und die dortigen Missstände korrigiert.»

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 24.11.24, 12:03 Uhr ; 

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