Gendersensible Sprache ist der Stadtzürcher Bevölkerung ein Anliegen. Sie hat die Initiative «Tschüss Genderstern» abgelehnt – mit einem Nein-Stimmen-Anteil von gut 57 Prozent. Die Initiative wollte, dass die Stadt in ihren amtlichen Dokumenten den Genderstern nicht mehr verwenden darf.
Volksinitiative «Tschüss Genderstern!»
Stadt Zürich: Volksinitiative «Tschüss Genderstern!»
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JA
50'309 Stimmen
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NEIN
67'403 Stimmen
Hintergrund ist eine Änderung des Sprachreglements vor zwei Jahren. Die Stadt Zürich ersetzte das Binnen-I (Beispiel: MitarbeiterInnen) durch geschlechtsneutrale Formulierungen wie «Mitarbeitende» oder durch den Genderstern (Mitarbeiter*innen). Mit diesen Änderungen sollten alle Geschlechter angesprochen werden.
Gegen diese Sprachregelung wehrte sich ein überparteiliches Komitee aus vorwiegend bürgerlichen Politikerinnen und Politikern, weshalb die Stadtzürcher Stimmbevölkerung über die Zukunft des Genderstern befinden musste.
Linke Kreise überflügeln eher bürgerliche Stadtteile
Die Entscheidung fiel schlussendlich ziemlich klar aus. Traditionell linke Quartiere wie etwa Wiedikon oder der Wahlkreis 4 + 5 lehnten die Initiative überdeutlich ab, mit einem Nein-Stimmenanteil von 66 oder 72 Prozent.
Eher bürgerliche Stadtteile sprachen sich zwar für ein Genderstern-Verbot aus, jedoch nur knapp. Etwa in Schwamendingen nahmen rund 52 Prozent der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger die Initiative an.
Für die Stadtzürcher FDP, welche die Initiative unterstützte, ist dies als Achtungserfolg zu werten. So sagte der Zürcher FDP-Parteipräsident Përparim Avdili, dass sich auch auf linker Seite Menschen am Genderstern gestört hätten. Dies sei zum Ausdruck gekommen.
Ähnlich sieht es SVP-Kantonsrätin Susanne Brunner, das Gesicht der Tschüss-Genderstern-Initiative. Sie bedauert das Abstimmungsresultat, sagt aber auch, dass 43 Prozent der Stimmbevölkerung nicht die Meinung des Stadtrats vertreten würden. «Der Stadtrat sollte das Resultat reflektieren. Vielleicht kommt er noch auf eine andere Lösung.»
Sprachdiktat oder Inklusion? Der Genderstern weckte Emotionen
Der Abstimmung vorausgegangen war ein emotionaler Abstimmungskampf. Die Gegner des Gendersterns redeten von einem Sprachdiktat, das die Stadt einführe. Texte würden nicht nur schwerfällig und unleserlich gemacht, es werde damit auch eine politische Haltung verbreitet.
Für die Befürworter des Gendersterns war die Inklusion das Hauptargument. In behördlichen Texten müssten alle Geschlechter sprachlich gleichbehandelt werden – Frauen, Männer und non-binäre Personen.
Aus diesem Grund ist auch die Zürcher Stadtpräsidentin Corine Mauch erleichtert. «Es geht darum, dass Sprache immer gesellschaftliche Entwicklungen abbildet. Und das Bewusstsein, dass trans- und non-binäre Menschen ein Teil unserer vielfältigen Stadtgesellschaft sind, wird immer stärker und bildet sich auch in der Sprache ab.» Und die Leute seien offenbar der Ansicht, es soll sich auch in der Sprache abbilden.
Sprechregeln beschäftigen weiter
Ganz von politischen Parkett verschwinden dürfte das Thema auch mit der aktuellen Abstimmung nicht. SVP-Kantonsrätin Susanne Brunner sagt, dass im Zürcher Kantonsparlament noch zwei Vorstösse hängig seien – und zwar im Zusammenhang mit Sprachregeln an den Hochschulen. Ihre Hoffnung ist, «dass sich die Zürcher Bildungsdirektion bewegen lässt und die dortigen Missstände korrigiert.»