58.2 Prozent der Stimmbevölkerung haben am Sonntag für die 13. AHV-Rente gestimmt. Grosse Zustimmung genoss die Vorlage vor allem bei älteren Personen. Laut einer Nachbefragung von Tamedia und «20 Minuten» haben fast 80 Prozent der über 65-Jährigen für eine 13. AHV-Rente gestimmt. Bei den 18- bis 34-Jährigen waren es lediglich 40 Prozent.
Damit war die Zustimmung bei den über 65-Jährigen noch höher, als sich bei der zweiten SRG-Umfrage vor dem Abstimmungssonntag abgezeichnet hatte. Demnach waren zu dem Zeitpunkt 60 Prozent der über 65-Jährigen eher oder klar für eine 13. AHV-Rente.
Aus Sicht des Politologen Lukas Golder von GFS Bern gab es bei den über 65-Jährigen eine gewisse Verunsicherung. «Sie haben sich Gedanken über die Situation der Jungen gemacht.» Darum sei die Zustimmungen in dieser Altersgruppe bei der SRG-Umfrage zunächst tiefer ausgefallen, vermutet er.
Eigeninteresse und Solidarität
Bis zum Abstimmungssonntag habe sich der Graben zwischen Alt und Jung dann akzentuiert, so Golder. Das Ergebnis geprägt hätten parteiungebundene Personen, die sich genau mit den Konsequenzen der Vorlage auf die persönlichen Finanzen auseinandergesetzt haben. «Es gibt einen klaren Zusammenhang: Je älter die Personen sind, desto positiver ist diese Rechnung bewertet worden – unabhängig von der politischen Zugehörigkeit», sagt er.
Ältere haben also eher aus Eigeninteresse für die 13. AHV-Rente gestimmt. Bei einem Teil der Jungen, die auch ein Ja eingeworfen haben, hat laut dem Politologen die Werthaltung eine wichtige Rolle gespielt. Sie haben sich also aus innerer Überzeugung und aus Solidarität mit der älteren Generation für das Anliegen ausgesprochen. Hinzu komme, so Golder, dass auch viele junge Menschen hoffen, im Alter auf eine solide Altersvorsorge zugreifen zu können.
Dabei hätten sich die Jungen bewusst mit der finanziellen Auswirkung der Vorlage auseinandergesetzt, sagt Golder. «Die Kostenfolge und die Finanzierung wurden sehr intensiv diskutiert. Man hat als junge Person offenen Auges dafür Ja gestimmt.»
Generationen diskutierten intensiv
Bei der 13. AHV-Rente unterscheiden sich die Generationen also im Abstimmungsverhalten und in der Motivation. Ein vollständiger Altersgraben ist aus Sicht des Politologen aber noch nicht aufgerissen. «Der Generationengraben ist jetzt ein bisschen aktiviert, aber es haben auch viele Ältere mit sich gerungen», sagt Golder. So habe es einen intensiven Dialog zwischen den Generationen gegeben. «Man hat da schon gemerkt, dass Solidarität keine Einbahnstrasse ist.»
In Zukunft könnte das Potenzial eines Altersgrabens aber wachsen, glaubt Golder. Dann könnten die Generationen in politischen Fragen heftiger aneinandergeraten – zum Beispiel, wenn es später um die Finanzierung der AHV geht.
Damit sich der Graben nicht auftue, sei es wichtig, dass die Solidarität zwischen den Generationen nicht einseitig sei, so Golder. «Dann läuft es auf Alt gegen Jung heraus und das birgt Sprengpotenzial wegen der alternden Bevölkerung. Diese ist vor allem bei der AHV auf die Solidarität angewiesen.»