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Abstimmung Stadt Luzern Zeitgemäss oder zu aufgebläht? Neues Luzerner Theater polarisiert

Das Stadtluzerner Volk stimmt am 9. Februar über den Planungskredit für ein neues Theater ab. Ein umstrittenes Projekt.

Fast 190 Jahre ist es her, seit das Luzerner Stadttheater seine Tore öffnete: Am 7. November 1839 ging mit «Wilhelm Tell» von Friedrich Schiller die erste Aufführung über die Bühne.

Unterdessen entspricht das Gebäude nicht mehr den heutigen Bedürfnissen. Die Technik ist veraltet, der Platz knapp. Die Stadt will darum für 130 Millionen Franken ein neues Theater bauen.

Am 9. Februar kann sich das Stadtluzerner Stimmvolk nun ein erstes Mal zum geplanten Bau äussern: An die Urne kommt ein Projektierungskredit in der Höhe von 13.8 Millionen Franken. Damit soll ein Bauprojekt ausgearbeitet werden.

Grosse Parteien stehen hinter dem Kredit

Im Luzerner Stadtparlament war der Kredit unbestritten. Und auch die grossen Parteien stehen hinter den Plänen für ein neues Luzerner Theater. Grüne, SP, GLP, Mitte und FDP haben allesamt die Ja-Parole beschlossen. Auch bei der SVP, die wegen internen Konflikten aktuell keine Mitgliederversammlungen abhalten kann, empfiehlt die Parteileitung ein Ja.

Das heutige Theater kann seine Möglichkeiten mangels Infrastruktur und Grösse gar nicht ausspielen.
Autor: Luzi Meyer Präsident Mitte Stadt Luzern

Sie alle sind der Meinung: Das Luzerner Theater ist das einzige professionelle Theaterhaus in der Zentralschweiz. Und diese Tradition soll weitergeführt werden. «Luzern positioniert sich schon lange als Kulturstadt. Doch das heutige Theater kann seine Möglichkeiten mangels Infrastruktur und Grösse gar nicht ausspielen», sagt Mitte-Präsident Luzi Meyer.

Dem pflichtet Yannick Gauch bei, Präsident der SP. Ganz vorbehaltlos habe seine Partei dem Kredit aber nicht zugestimmt. Das neue Theater müsse niederschwellig für externe Kulturschaffende zugänglich bleiben. «Dass das Luzerner Theater ein offenes Haus ist, darf auf keinen Fall nur ein Lippenbekenntnis bleiben.» Daher brauche es im Nachgang zur Abstimmung Leistungsvereinbarungen und Massnahmen im Betriebskonzept.

Juso und Komitees bekämpfen die Pläne

Trotz des Ja aller grossen Parteien zeigt sich: Die Fundamente für den Neubau sind noch längst nicht gelegt. Den ersten Akt des Widerstands markierte die Nein-Parole der Juso. Die Jungpartei kritisiert unter anderem das Betriebskonzept des künftigen Theaters. Dieses sieht einen Publikumszuwachs von 60'000 auf 100'000 Besuchende vor. «Das ist schlicht unrealistisch», sagt Vizepräsident Benjamin Ferizaj. Die Juso befürchtet, dass am Ende die öffentliche Hand in die Bresche springen muss und das Geld bei anderen Kulturschaffenden kürzt.

Ich möchte nicht, dass das Reussufer durch diesen Neubau verschandelt wird.
Autor: André Meyer Komitee Theater-Neubau Nein

Auf der Bühne des Widerstands sind unterdessen auch mehrere Nein-Komitees ins Scheinwerferlicht getreten, unter anderen jenes mit dem Namen «Theater-Neubau Nein». Sprecher André Meyer, ehemaliger Denkmalpfleger des Kantons Luzern, stört sich vor allem an der wuchtigen Architektur. «Ich möchte nicht, dass das Reussufer durch diesen Neubau verschandelt wird.»

Das Komitee «Luzern hat Besseres verdient» befürchtet wiederum, dass das Projekt weit mehr als die geplanten 130 Millionen Franken kosten dürfte. Und dass drei Säle mit 1000 Sitzplätzen für Luzern schlicht überdimensioniert seien.

Mit Nein ist ein Neubau vom Tisch

Will die Stadt Luzern «ein zeitgemässes neues Theater» erstellen, wie es die Mehrheit der Parteien sieht, oder plant sie einen «aufgeblähten Prestigebau», wie es Gegnerinnen und Gegner formulieren? Die Stimmberechtigten haben es in der Hand.

Klar ist: Gibt es an der Urne ein Nein, ist ein Neubau vorerst vom Tisch. Wahrscheinlich ist, dass das heutige Gebäude dann für rund 80 Millionen saniert würde.

Auch SVP-Initiative kommt an die Urne

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Karte mit markierten Wanderwegen in Rot und Blau nahe Bahnhof.
Legende: Die Cheerstrasse (blau) verläuft über den Bahnhof Littau. Deswegen fordert die SVP eine Umfahrung (rot). SRF

Die Stimmberechtigten der Stadt Luzern befinden am 9. Februar auch über die Initiative «Cheerstrasse jetzt!», die im Mai 2024 eingereicht worden ist.

Unterschriften dafür gesammelt hat die SVP. Die Partei kämpft damit für eine Umfahrung im Stadtteil Littau. Konkret geht es um die Cheerstrasse, die das Quartier Littau Dorf mit dem Quartier Littauerboden verbindet. Auf dieser kommt es aufgrund des Bahnübergangs immer wieder zu Stau.

Klappt es beim dritten Versuch?

Die SVP-Initiative ist bereits der dritte Anlauf für eine Umfahrungsstrasse in Littau. 2009 hiessen die Stimmberechtigten der damals noch eigenständigen Gemeinde Littau einen Kredit von knapp 14 Millionen Franken für die Planung und Realisierung der Cheerstrasse gut.

2015 – fünf Jahre nach der Fusion von Littau und Luzern – wurde das Projekt wieder aufgegriffen. Es kam zu Anpassungen, welche die Kosten in die Höhe trieben. Das Stadtluzerner Stimmvolk segnete 2017 einen Zusatzkredit von knapp fünf Millionen ab.

Die weitere Planung aber ergab: Auch diese Summe würde nicht ausreichen. Ein weiterer Kredit von 12 Millionen Franken wäre nötig geworden. Zuviel, befand das Stadtparlament, und versenkte die Umfahrung 2021 endgültig.

Umfahrung dürfte 30 Millionen kosten

Die Stadtregierung geht davon aus, dass sich die Kosten für die Realisierung der Umfahrungsstrasse im Rahmen des damaligen Projekts bewegen – also bei rund 30 Millionen Franken. Die Umsetzung würde mindestens vier Jahre dauern, wobei der Bau frühestens 2029 beginnen könnte.

Die Luzerner Stadtregierung und das Stadtparlament lehnen die Initiative ab. Bis auf die SVP haben sich auch alle Parteien dagegen positioniert. Aus ihrer Sicht halten sich Kosten und Nutzen der Umfahrungsstrasse nicht die Waage.

Regionaljournal Zentralschweiz, 20.1.2025, 17:30 Uhr ; 

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