Der Notfall im Spital Tafers bleibt geschlossen. Diese Entscheidung der Spitalleitung sorgte im Frühling 2021 für Kopfschütteln und Unverständnis – insbesondere in der Region um Tafers, im deutschsprachigen Kantonsteil. Die Leitung begründete ihren Beschluss damals mit dem Fachkräftemangel.
Nun kommt die Notfallversorgung im Kanton Freiburg vors Stimmvolk: Eine Initiative verlangt mehr Notaufnahmen. 12'000 Unterschriften wurden dafür gesammelt, also doppelt so viele wie nötig. Aktuell gibt es im Kanton Freiburg eine Notaufnahme, die rund um die Uhr offen ist: im Kantonsspital in Villars-sur-Glâne in der Agglomeration der Kantonshauptstadt.
Finanzielle Sorgen
«Das Kantonsspital ist veraltet und auch zu klein, um sich um alle Notfälle zu kümmern», sagt Daniel Savary vom Initiativkomitee. Um die Freiburger Bevölkerung zu versorgen, brauche es zusätzliche Notfallstationen. Konkret eine im deutschsprachigen Kantonsteil, also in Tafers, und eine weitere in Riaz, im Süden des Kantons.
In beiden Gemeinden gab es bis vor Kurzem einen 24-Stunden-Notfall, beide Stationen wurden aber in eine Permanence umgewandelt. Dort werden nun zwar Notfälle behandelt, wenn auch nicht rund um die Uhr, und auch nur jene Notfälle, die nicht lebensbedrohlich sind.
Das Initiativkomitee ist überzeugt: Mit zwei weiteren Notaufnahmen könnten Ambulanzkosten gesenkt und Arbeitsplätze erhalten werden. Die Freiburger Regierung ist gegen die Initiative. Das Spital Freiburg HFR könne sich schlicht keine weiteren Notfallstationen leisten, so Philippe Demierre, zuständiger Regierungsrat.
«Das HFR hat finanzielle Schwierigkeiten. Jeder Franken zählt.» Zwischen 30 und 40 Millionen Franken müsste das Spital investieren, um die beiden ehemaligen Notfallstationen wiederzueröffnen, schätzt Philippe Demierre. «Dazu kommen Betriebskosten von jährlich 13 Millionen Franken.»
Aber selbst wenn sich das HFR zwei weitere Notfallstationen leisten könnte, wäre eine Umsetzung der Initiative kaum möglich, so Philippe Demierre. Grund: der Fachkräftemangel. «Es ist nur schon schwierig, für eine Notfallstation genug Personal zu finden, für drei Stationen ist es unmöglich.» Die Kantonsregierung will jedoch dem Grundanliegen der Initiative – eine bessere Notfallversorgung im Kanton Freiburg – mit einem Gegenvorschlag nachkommen.
Bessere Ambulanzen statt Notfallstation
Der Gegenvorschlag sieht beispielsweise eine grössere finanzielle Unterstützung für Ambulanzen in ländlichen Regionen vor. Oder eine Telefonzentrale, die bei Notfällen rasch die richtigen Massnahmen einleitet und die Rettungskräfte aufbietet. «Das kostet weniger, verbessert die Situation aber deutlich», so der Freiburger Gesundheitsdirektor Philippe Demierre.
Das Initiativkomitee steht dem Gegenvorschlag der Regierung kritisch gegenüber. «Die einzelnen Massnahmen sind gut, aber sie können keine 24-Stunden-Notfallversorgung ersetzen», so Daniel Savary. Und was ist mit den Fachkräften, die gemäss Kanton fehlen? «Die Verantwortlichen müssen versuchen, sie mit guten Arbeitsbedingungen anzulocken.»
Im Kantonsparlament kam der Gegenvorschlag – anders als die Initiative – hingegen gut an, er wurde nahezu einstimmig angenommen. Das letzte Wort hat nun die Freiburger Stimmbevölkerung am 9. Juni.