Gegen 100 Millionen Franken will der Bund für eine Corona-Impfoffensive ausgeben – um jene zu erreichen, die noch gar nicht geimpft sind. Daneben läuft aber bereits die nächste Diskussion: Wann bekommen die doppelt Geimpften eine dritte Dosis? Entscheidend ist die Zulassungsbehörde Swissmedic – ihr Entscheid wird demnächst erwartet.
Aber bereits jetzt fällt auf, dass sich Schweizer Behördenvertreter im Vergleich mit einigen anderen Ländern in Sachen Booster bislang eher vorsichtig zeigen. Eine solche Zurückhaltung legt nun auch Gesundheitsminister Alain Berset an den Tag.
Breite Bevölkerung ist gut geschützt
Eine doppelte Impfung mit dem Mittel von Pfizer oder Moderna biete noch immer einen sehr stabilen Schutz, sagte Gesundheitsminister Alain Berset heute vor den Medien in Bern. «Bislang gibt es zwar erst wenig Evidenz dazu. Der Schutz scheint aber nur für sehr wenige Personen zu sinken, die besonders vulnerabel sind.»
Für diese wenigen besonders gefährdeten Personen komme eine dritte Impfung allenfalls infrage –und zwar bei jenen Gruppen, bei denen der Impfschutz nach einigen Monaten etwas nachlasse. Sinn mache eine Booster-Impfung also für Personen ab 80 Jahren – es handle sich da um eine sehr begrenzte Zahl.
Andernorts wird bereits «geboostet»
Die Kantone würden sich darauf vorbereiten, hielt Berset nach dem heutigen Treffen mit kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren weiter fest. Entscheidend ist ohnehin, ob und für wen die Zulassungsbehörde Swissmedic eine dritte Impfdosis freigibt. Fest steht aber auch: Andere Länder gehen jetzt schon weiter. In Israel etwa läuft die Kampagne zur dritten Impfung auf Hochtouren.
Vergleiche zwischen Ländern seien aber heikel, sagt Patrick Mathys vom Bundesamt für Gesundheit: «In Bezug auf den Nutzen der Booster-Impfung gibt es erst relative dünne Evidenz. Die entsprechenden klinischen Studien, die von den Herstellern eingereicht wurden, sind nicht in riesigem Stil von sich gegangen.» Abgesehen davon würden nicht in allen Ländern dieselben Impfstoffe abgegeben. Auch das mache einen Vergleich schwierig.
Unabhängig davon wünschen sich aber einige Experten eine entschlossenere Gangart der Schweiz bei der Booster-Impfung – heute etwa der Infektiologe Huldrych Günthard vom Universitätsspital Zürich in der Neuen Zürcher Zeitung.
Impfstoff gibt es genug
Die Schweizer Behörden scheinen in Sachen Booster-Impfung jenen Kurs weiterzuverfolgen, den sie für die beiden ersten beiden Dosen bereits einschlugen: nichts überstürzen, grösstmögliche Sicherheit, abgestützt auf möglichst viele Studien. Und vielleicht auch: Skeptikerinnen und Skeptiker nicht schon mit dem Angebot einer dritten Impfung beunruhigen.
Fürs nächste Jahr hat die Schweiz ohnehin weitere 14 Millionen mRNA-Impfdosen reserviert. Diese könnten dann auch an Virusvarianten angepasst sein.
Sicher ist aber eines, wie das BAG heute auf Anfrage bestätigt: Genügend Impfstoff für eine Auffrischimpfung bereits dieses Jahr wäre da. Entscheidend ist als Nächstes also der Beschluss der Zulassungsbehörde – und dann die Empfehlung des Bundes.