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Abzocker-Initiative Deutschland blickt neidisch auf die Schweiz

Die Abzocker-Initiative stösst in Deutschland auf Zustimmung. Kommentatoren und Politiker sind sich einig: Wenn schon den zurückhaltenden Eidgenossen der Kragen platzt, muss Deutschland schleunigst etwas unternehmen.

Ein ganz seltener Fall: Ein Schweizer Thema ist überall in Deutschland an der Spitze. Und das auch noch mit einer positiver Bewertung. Die ARD-Tagesschau machte ihre Sendungen gestern Abend und heute Morgen mit der Abzocker-Initiative auf. Der Bericht aus Bern kam jeweils an erster Stelle. Minder hier, Minder da.

Die deutschen Medien stellen das Schweizer Ergebnis prominent dar. Am Radio und in den Zeitungen, im Web wie in den gedruckten Ausgaben. Und zwar ganz im Sinne, wie Thomas Minder selbst sagt: «Die Abzocker-Initiative ist das beste politische Exportprodukt der Schweiz».

Eine relativierende Stimme

Viele deutsche Kommentatoren stimmen zu. Das Produkt «Grenzen bei Manager-Entschädigungen» sei exportfähig. Doch die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» (FAZ) relativiert in ihrem Kommentar: Das Ergebnis habe wesentlich mit Neidgefühlen zu tun. Die Zeitung weist darauf hin, dass die Aktionäre von Grossunternehmen vor allem internationale Finanzanleger seien. Diese überwachen künftig die Managergehälter. Und sie würden laut FAZ hohe Entschädigungen in der Regel sehr entspannt betrachten.

Der Tenor der Kommentare ist insgesamt aber sehr positiv. Die Deutschen halten den Schweizer Entscheid für bemerkenswert. Sogar den zurückhaltenden Eidgenossen, die der Wirtschaft ungern am Zeug flickten, sei jetzt der Kragen geplatzt.

Politiker stimmen zu

Das Abstimmungsresultat zeigt Wirkung. Nicht nur in Kommentaren, sondern auch in der Politik. Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD, Joachim Poss,  fordert bereits: Man solle jetzt auch in Deutschland eine gesetzliche Begrenzung von Gehältern und Boni einführen.

Auch konservative Politiker äussern sich positiv zum Schweizer Ergebnis. So etwa der CDU-Abgeordnete Michael Fuchs in der «Bild»-Zeitung. Er betont allerdings: Besonders gut an der Schweizer Lösung sei, dass nicht der Staat über gesetzliche Regelungen die Boni begrenzen werde. In der Schweiz werden es die Aktionäre selbst tun. Denn die könnten laut Fuchs die Entschädigungen besser beurteilen als ein Parlament.

Die Chefin der Linkspartei, Katja Kipping, jubelt in der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung»: Dass ein Vorstandsmitglied eines grossen Unternehmen 54 Mal so viel verdient wie ein Angestellter, sei sachlich durch nichts als Gier zu begründen. Auch sie meint: Deutschland muss aktiv werden.

(prus;schnep)

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