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Ärztestatistik 2024 Berufsverband schlägt Alarm wegen der vielen ausländischen Ärzte

Trotz Ausbildungsbildungsoffensive importiert die Schweiz viele ausländische Fachkräfte. Das sei riskant, sagt der FMH.

Darum gehts: 41.3 Prozent der in der Schweiz berufstätigen Ärztinnen und Ärzte schlossen ihr Medizinstudium im Ausland ab. Die Schweiz liegt mit diesem Ausländeranteil weit über dem OECD-Durchschnitt von 19 Prozent. Fast die Hälfte der ausländischen Ärzte stammen mit einem Anteil von 49.4 Prozent aus Deutschland, gefolgt von Italien (9.7 Prozent), Frankreich (7.1 Prozent) und Österreich (6 Prozent).

Ärztestatistik 2024

Das ist das Problem: «Wir haben in den letzten 20 Jahren viel zu wenig Ärztinnen und Ärzte ausgebildet. Das zeigt sich jetzt», sagt Yvonne Gilli vom Berufsverband FMH, von dem die Zahlen stammen. Diese Abhängigkeit vom Ausland sei riskant. Sobald andere Länder ihren Fachkräften bessere Bedingungen böten oder sich die Rahmenbedingungen hierzulande weiter verschlechterten, drohe der Schweiz ein massiver Mangel.

Das sind die Zahlen: Die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz nimmt seit Jahren kontinuierlich zu. Im letzten Jahr arbeiteten 42'602 Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz. Das waren 1502 Personen oder 3.7 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Bereits für 2023 registrierte der Berufsverband FMH 2.3 Prozent mehr Arztpersonal. Ein grosser Teil dieses Wachstums ist allerdings auf das Fachpersonal mit ausländischem Diplom zurückzuführen. Die Anzahl an Ärztinnen und Ärzten mit Schweizer Diplom steigt zwar kontinuierlich – aber auf vergleichsweise tiefem Niveau.

Das ist das Ziel: Trotz des erneuten Anstiegs ist die Ärztedichte in der Grundversorgung aus Sicht der FMH zu tief. Verschiedene internationale Studien empfehlen einen Wert von einem Vollzeitäquivalent pro 1000 Einwohnerinnen und Einwohner. In der Schweiz liegt dieser Wert allerdings bloss bei durchschnittlich 0.8.* Besonders akut sei die Lage bei den Hausärzten. Allerdings haben die Kantone in den letzten zehn Jahren zusätzliche Hürden für ausländische Ärzte geschaffen, die eine eigene Praxis eröffnen wollen.

Arzt in OP-Kleidung bei Ultraschalluntersuchung.
Legende: Freizeit, Einkommen, stabiles Umfeld: All das seien Trümpfe der Schweiz, sagt Martin Werner, der medizinische Fachkräfte aus Deutschland beim Umzug berät. KEYSTONE/Christian Beutler

Das fordert der FMH: Noch seien die Arbeitsbedingungen in der Schweiz vergleichsweise attraktiv, erklärt Yvonne Gilli. Das werde sich in Zukunft aber ändern. Die meisten europäische Länder litten an einem Ärztemangel und ergriffen deshalb Massnahmen, so die FMH-Präsidentin. «Bereits heute sehen wir, dass die Einwanderung aus Deutschland zurückgeht. Das wird sich noch akzentuieren.» Die Lösung des Problems sieht sie darin, den Beruf attraktiver zu machen – etwa durch angepasste Arbeitszeiten – und dadurch die entstandene Lücke mit einheimischem Personal zu füllen.

Das sagt der deutsche Auswanderungsberater: Die Schweiz biete interessierten Neuzuzügern mit medizinischem Fachwissen viel, sagt Martin Werner. Er berät Fachkräfte aus Deutschland beim Umzug in die Schweiz. Eine sinkende Nachfrage spürt er noch nicht. Die Schweiz sei aber nicht für alle attraktiv. Dennoch ruft Werner die politischen Entscheidungsträger dazu auf, sich Gedanken zu machen, wie die Schweiz attraktiv bleiben könne.

«Was im Ausland passiert, kann man nicht beeinflussen. Stattdessen sollte man den Fokus auf die Wünsche der ausländischen Ärzteschaft und der einheimischen Patientinnen und Patienten legen.»

*Hinweis: Zur Grundversorgung zählen laut FMH alle berufstätigen Ärztinnen und Ärzte mit dem Hauptfachgebiet Allgemeine Innere Medizin, Kinder- und Jugendmedizin und Mediziner, die hauptberuflich im Praxissektor tätig sind.

10vor10, 19.3.2025, 21:50 Uhr ; 

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