Die Schweizer Landwirtschaft soll marktorientierter werden, aber vielfältig bleiben, unternehmerischer als heute und zugleich umweltfreundlicher.
All diese Ziele verfolgt der Bund mit der Agrarpolitik 22+, die ab 2022 gelten soll. Das Konzept umfasst 160 Seiten, es soll dereinst mit rund 3,5 Milliarden Franken pro Jahr umgesetzt werden.
Breit abgestützte Vernehmlassung
Jetzt läuft die Vernehmlassungsfrist zur AP22+ ab. Mehr als 350 Parteien, Verbände und Organisationen haben sich zu den Vorschlägen des Bundesrats geäussert – von der IG Weidemilch bis zum Städteverband, von «Ärztinnen für Umweltschutz» bis zum Verband der Schweizerischen Zementindustrie.
So vielfältig die Interessengruppen, so widersprüchlich die Kritik und die Vorschläge, die sie an den Plänen des Bundesrats anbringen. Das sei kaum mehr überblickbar, seufzt Markus Ritter, Präsident des Schweizerischen Bauernverbandes.
Sind all die Vorschriften umsetzbar?
Schon die 160-seitige Vorlage des Bundesamtes für Landwirtschaft sei viel zu kompliziert. Allein damit habe man eine Grenze erreicht, «um all die Vorschriften und Vorgaben überhaupt noch umsetzen zu können», so Ritter.
So müsste etwa jeder Bauer künftig für seinen Hof eine eigene Biodiversitätsplanung vornehmen. Und jede Region müsste eine detaillierte Landwirtschaftspolitik ausarbeiten.
Das führe zu einem derart grossen administrativen Aufwand, dass man ihn nicht mehr bewältigen könnte, befürchtet Ritter. Das betreffe nicht nur den einzelnen Bauern, sondern auch den Vollzug in den Kantonen.
Abgespeckte Vorlage angestrebt
Trotzdem fordert der Bauernverband nicht einfach den Abbruch der Übung. Vieles in der AP22+ gehe in die richtige Richtung, ist Ritter überzeugt. So unterstütze man die Anreizprogramme für einen vorsichtigeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
Das ist eine Art indirekter Gegenvorschlag zur Trinkwasserinitiative, die nur noch Bauern unterstützen will, die gar keine Pestizide einsetzen.
Grundsätzlich brauche die Landwirtschaft Zeit für Veränderungen, betont Markus Ritter. Die aktuelle Agrarpolitik gelte erst seit fünf Jahren – «da sollten wir nicht schon wieder alles auf den Kopf stellen».
Deshalb will sich der Bauernverband dafür einsetzen, dass der Bundesrat die AP22+ deutlich abspeckt, bevor er die Botschaft dazu dem Parlament vorlegt.