- Der Nationalrat genehmigt die Steuervorlage 17 in der ständerätlichen Version mit der AHV-Finanzierung mit 114 zu 68 Stimmen grunsätzlich.
- Die Verknüpfung von Unternehmensteuerreform und AHV war vor allem von der SVP bekämpft werden, doch der Mitte-Links-Block hielt fest.
- Das Geschäft geht mit wenigen Differenzen beim Kapitaleinlageprinzip und Gemeindeartikel zurück an den Ständerat.
Finanzminister Ueli Maurer nannte den AHV-Steuerdeal einst ein «kleines Kunstwerk des politischen Kompromisses». Der Nationalrat hat diese Einschätzung bestätigt. Der Schulterschluss von SP, FDP und CVP hat gehalten. Die drei Fraktionen schnürten das Paket so eng, dass für Einzelinteressen und Sonderanliegen kein Spielraum blieb.
Der Zuschuss für die AHV war zu keinem Zeitpunkt gefährdet. Die Vorlage ist nahezu bereinigt. Einzig bei der Einschränkung des Kapitaleinlageprinzips und beim Gemeindeartikel verbleiben Differenzen zum Ständerat. Dieser wird am nächsten Montag wieder beraten. Bis Ende Session soll die Vorlage unter Dach sein.
«Nutella» zum Auftakt
Die Verknüpfung von Unternehmenssteuerreform und Altersvorsorge führte bereits in der Eintretensdebatte zu markigen Voten. Allen voran die SVP-Fraktion ortete ein «willkürlich zusammengeschnürtes Doppelpack», das die Einheit der Materie verletze.
Offenbar halte der Ständerat die Steuervorlage für so schlecht, dass sie nur mit einem «dicken Aufstrich an AHV-Nutella» ans Volk verkauft werden könne, sagte Thomas Matter (SVP/ZH). Die SVP werde das Geschäft in der vorliegenden Form in der Gesamtabstimmung mehrheitlich ablehnen, denn es stehe die Glaubwürdigkeit der direkten Demokratie auf dem Spiel.
Appell der FPD im Namen der Wirtschaft
Diametral anders tönte es von der FDP-Fraktion: Parteichefin Petra Gössi betonte die Bedeutung des Kompromisses zugunsten des Wirtschaftsstandorts Schweiz: «Wir wollen mithelfen, den Unternehmen mit einem neuen System Rechtssicherheit zu bieten.» Sie appellierte an die bürgerlichen Mitstreiter, die Vorlage solidarisch mitzutragen. Mit der jetzigen Lösung bleibe der Druck auf eine strukturelle Sanierung der AHV bestehen.
CVP: Kein anderes glaubwürdiges Projekt vorhanden
Die Vorlage sei wichtig für die Wirtschaft und das Volk, betonte im Namen der CVP auch Guillaume Barazzone (CVP/GE). Mit dem Kompromiss könnten Probleme der AHV gelöst und der Wettbewerb gestärkt werden. «Es gibt kein anderes glaubwürdiges Projekt, um eine politische Mehrheit zu gewinnen», so Barrazzone.
SP: «Kein Kuhhandel, aber...»
Der Vorschlag des Ständerats sei weder ein Hinterzimmerdeal noch ein Kuhhandel noch undemokratisch, sagte Beat Jans (SP/BS) im Namen der SP-Fraktion. Dossiers würden immer wieder miteinander verknüpft. So bestehe ein Zusammenhang zwischen AHV-Finanzierung und Unternehmensbesteuerung. «Wir glauben, dass die Vorlage des Ständerats akzeptabel ist. Bei Verschlechterungen wird die Mehrheit der Fraktion nicht zustimmen», so Jans.
GLP: Kein Verständnis für Paketlösung
Die Grünliberalen würden auf die Steuervorlage eintreten, aber nicht auf dem Deal mit der AHV-Finanzspritze, machte Kathrin Bertschy (GLP/BE) deutlich. Es gehe nicht nur ums Geld, sondern auch um das Vertrauen der Bevölkerung in die Politik für Reformen in der Altersvorsorge.
BDP: Kompromiss oder Wunschkonzert?
Martin Landolt (BDP/GL) machte deutlich, dass es der bürgerlichen Allianz leider nicht gelungen sei, die übertriebene Unternehmenssteuerreform III dem Volk näherzubringen, weil sie eben «zu fett» gewesen sei. Er ist nun aber auch gegen die «sachfremde Verknüpfung mit der AHV». Die einzige Rechtfertigung dafür sähe er darin, dass sie einen breiten Konsens von links bis rechts auslöst. Einige wüssten aber offenbar den Unterschied zwischen einem Kompromiss und einem Wunschkonzert nicht.
Grüne: «Es pressiert»
Es pressiere nach der gescheiterten, weil überladenen USR III, erklärte Regula Rytz (Grüne/BE). Mit der Steuervorlage 17 sei allerdings die Lernkurve im zweiten Anlauf bescheiden ausgefallen. So komme es mit dem ständerätlichen Vorschlag erneut zu Steuerausfällen in Milliardenhöhe, unter dem Strich gar zu höheren Ausfällen als die Bundesratsversion. Auch die Kantone hätten im zweiten Anlauf bei der Kapitalbesteuerung zu wenig zur Akzeptanz beigetragen.
Maurer: «Einheit der Materie gewährleistet»
«Die Einheit der Materie ist gemäss unseren Juristen gewährleistet», stellte Finanzminister Ueli Maurer fest. Man könne über viele Details streiten, aber es gehe hier um eine der wichtigsten Vorlagen der Legislatur. Die Unternehmenssteuerreform stehe im Vordergrund. Die Unternehmen leisteten einen wesentlichen Beitrag zum Wohlstand der Schweiz.