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Aktionstag in Schaffhausen Im Notfall zählt jede Sekunde – doch viele kennen die 144 nicht

Eigentlich lernt das jedes Kind: im Notfall die Telefonnummer 144 wählen. Doch offenbar kennen viele diese Nummer nicht.

Was für viele unvorstellbar klingt, ist offenbar aber Realität: Viele Menschen kennen die Notrufnummer 144 nicht – oder können sich im Notfall nicht an sie erinnern. Um die Telefonnummer bekannter zu machen, haben die Spitäler Schaffhausen einen Aktionstag organisiert.

Auf die meisten Kinder üben Blaulichtfahrzeuge eine besondere Magie aus: die Farben, die Formen, die Ausstattung, ja, wohl auch die Wichtigkeit, die sie ausstrahlen. Und so ist es auch am Aktionstag der Rettungsdienste der Spitäler Schaffhausen: Vor einem Einkaufszentrum im Nordosten der Stadt steht ein Rettungsfahrzeug, das Blaulicht blinkt, Kinder stehen gebannt rundherum.

Mit Ballonen bereits die Kleinen sensibilisieren

Doch noch etwas anderes zieht die Blicke der kleinen Besucher auf sich: Ballone. Gross darauf geschrieben steht: 144. Und genau darum geht es an diesem Tag im Kern. «Die Kleinen finden das sehr interessant», sagt David Cattini, der sich aktuell zum Rettungssanitäter ausbilden lässt und am Aktionstag dabei ist.

Ein Rettungssanitäter mit Ballon
Legende: David Cattini lässt sich zum Rettungssanitäter ausbilden. Ein Beruf, der stark gefragt ist. SRF / Nina Thöny

Nach dem Besuch des Aktionstags dürfen die Kleinen die Ballone mitnehmen. Was für beide Seiten ein Gewinn ist: So werden die Ballone – und damit die 144 – quer durch die Stadt getragen. Passantinnen und Passanten mögen so, bewusst oder unbewusst, die Notrufnummer erblicken.

Und dass die Leute die Zahl mehr sehen, das sei nötig, sagt John Böhlen. Er leitet den Rettungsdienst der Spitäler Schaffhausen. Viele in der Bevölkerung wüssten nämlich nicht, dass die 144 der eigentliche Sanitätsnotruf ist. «Wir haben sehr viele Alarm-Eingänge über die Polizei, über die 117, oder über die europäische Notfallnummer 112.» Das funktioniere zwar mit der heutigen Technik. «Aber natürlich ist es viel schneller und einfacher, wenn man die 144 wählt», so der Fachmann.

John Böhlen
Legende: John Böhlen ist seit 25 Jahren Rettungssanitäter und leitet mittlerweile den Rettungsdienst der Spitäler Schaffhausen. SRF / Nina Thöny

Er könne sich vorstellen, dass zwar viele Leute die Nummern durchaus schon gesehen haben, sie aber dann im Stress vergessen. Hinzu komme, dass gerade auch ältere Leute manchmal Hemmungen hätten, die 144 zu wählen, etwa, um die Rettungssanitäter in der Nacht nicht zu stören. Doch genau dafür seien sie ja da.

Handkehrum gebe es auch Anrufe, die bei der 144 falsch seien. Etwa von Leuten, die einen Transport bräuchten und die finanziellen Mittel für ein Taxi nicht hätten, sagt Böhlen. Ein konkretes Beispiel aber will er nicht nennen. Denn für die Patienten persönlich sei es ja immer ein Notfall. Es gilt also zu differenzieren, denn manchmal würden statt der Ambulanz auch ein Hausarzt oder eine Notfallpraxis reichen.

Zürich testet ein neues Modell

In Zürich andererseits testet der Rettungsdienst ein Modell, bei dem bei kleineren Verletzungen sogenannte präklinische Fachspezialisten ausrücken statt der Ambulanz. Dies, um den Notfall zu entlasten. In Schaffhausen indes sei das im Moment noch kein Thema. Sie beobachteten aber mit Interesse, was in Zürich herauskomme, sagt John Böhlen.

Nebst der starken Belastung der Notfalldienste gibt es eine weitere Herausforderung: genug Fachpersonal finden oder ausbilden können. So fehlt es schweizweit an gut ausgebildetem Personal auf diesem Gebiet. Um dem ein wenig vorzubeugen, bilden auch die Schaffhauser Rettungsdienste selbst aus.

Ambulanz vor einem Einkaufszentrum
Legende: Mehr als 5000 Einsätze pro Jahr leisten die Schaffhauser Rettungsdienste, Tendenz steigend. Ein effizientes Arbeiten ist dabei unabdingbar. SRF / Nina Thöny

Und eventuell fährt in ein paar Jahren eines der Kinder, die am Aktionstag dabei waren, dereinst selber einmal ein Krankenauto.

Regionaljournal Zürich Schaffhausen, 15.4.2025, 17:30 Uhr ; 

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