Leere Strassen, geschlossene Restaurants und weniger Benutzer des öffentlichen Verkehrs. Mit dem Lockdown wurde die Schweizer Wirtschaft heruntergefahren und das gesellschaftliche Leben entschleunigt. Mit einem Ziel: Die Ansteckungen mit dem Coronavirus zu bremsen. Hinzu kommen Hygienemassnahmen wie Abstand halten und Hände waschen.
Die Massnahmen im Kampf gegen das Coronavirus sind vielfältig und einschneidend. Dabei steht auch immer die Frage im Raum: Was bringen sie wirklich? Die aktuellsten Zahlen der Wissenschaftler der ETH Zürich zeigen nun: Der Lockdown hatte einen klaren Einfluss auf die Reproduktionszahl. Also jene Zahl, die zeigt, wie viele Menschen durch eine Person angesteckt werden.
Die Massnahmen haben gewirkt
«Ab dem Zeitpunkt, an dem die Massnahmen tatsächlich eingeführt worden sind, sehen wir eine Reproduktionszahl von deutlich unter 1», sagt Tanja Stadler, Biostatistikerin an der ETH Zürich.
Aus den detaillierteren Messungen der Forscherin wird ersichtlich, dass die Reproduktionszahl erst nach den verschärften Massnahmen nach dem 17. März der Wert gegen 1 ging mit dem Lockdown und die 5-Personen-Regel.
«Bevor der Bundesrat diese sehr einschneidenden Massnahmen getroffen hat, hatten wir ein exponentielles Wachstum der Epidemie. Erst ab dem 21. März fiel die Zahl deutlich unter 1», sagt Stadler.
Kurve sank schon vor dem Lockdown
Bereits vor zwei Wochen zeigte die ETH Zürich sowie die Universität Bern, wie die Kurve der Reproduktionszahl im Verlauf des Monats März klar sank. Auffällig: Bereits vor dem Lockdown ab dem 17. März sank die Kurve. Schnell mehrten sich Stimmen, die den Nutzen des starken wirtschaftlichen Eingriffs infrage stellten.
Der Infektiologe und Chefarzt Pietro Vernazza vom Kantonsspital St. Gallen mahnt: Solche, vergleichsweise kleinen, Massnahmen seien in dieser Diskussion nicht zu unterschätzen. «Man sieht, einfache Hygienemassnahmen haben einen riesigen Effekt. Alles, was nachher kam, war noch eine Optimierung».
Die Lage bleibt angespannt
Biostatistikerin Tanja Stadler relativiert. Natürlich sei die Kurve schon vor dem Lockdown sinkend gewesen, aber «wir hatten noch immer ein exponentielles Wachstum. Es ist erfreulich, dass die Massnahmen vor dem Lockdown schon etwas gebracht hatten, aber es war nicht genug, um die Epidemie einzudämmen.» Ausserdem dürfe man sich jetzt nicht in falscher Sicherheit wiegen. Die Lage bleibe angespannt.
Sowohl für die ETH-Forscherin wie für den Infektiologen ist indes klar: Die einfachen Massnahmen wie Händewaschen oder Abstand halten bleiben auch in Zukunft zentral.