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Aktuelle Umfrage Schweizer Zusammenhalt: Umfrage zeigt ernüchternde Ergebnisse

Eine neue Studie hat untersucht, was die Schweiz spaltet und was sie zusammenhält. Die Resultate geben Denkanstösse.

Die Schweiz ist bekanntlich eine Willensnation. Doch wie steht es um den Zusammenhalt in der Schweiz und was hält die Schweizerinnen und Schweizer wirklich zusammen? Das untersuchte das Forschungsinstitut Sotomo in einer Umfrage.

Die Eckdaten der Studie

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Für die Studie befragte das Forschungsinstitut Sotomo 2784 Personen. Die Befragung fand zwischen dem 6. und 20. November 2024 statt. Die Ergebnisse sind gemäss Sotomo für die Bevölkerung ab 18 Jahren repräsentativ.

Auftraggeber der Studie war der Getränkekonzern Feldschlösschen. Gemäss Homepage versteht sich die grösste Brauerei des Landes als Firma, welche «die Menschen zusammenbringt und Begegnungen ermöglicht.»

Ein ernüchterndes Resultat ist: Eine Mehrheit der Befragten empfindet den Zusammenhalt in der Schweiz als schwach oder eher schwach.

Wirft man einen Blick auf das Einkommen der Befragten, zeigt sich, dass die Reichen tendenziell einen stärkeren Zusammenhalt spüren als die Ärmeren. Die Studienautorinnen und -autoren begründen dies damit, dass reichere Personen oft über starke soziale Netzwerke verfügten.

Diejenigen mit weniger Einkommen sind dagegen eher auf die Solidarität anderer angewiesen. Ausgerechnet diese Personen empfinden den Zusammenhalt in der Schweiz als weniger stark.

Reizthema Migration

Während der Zusammenhalt in der Gemeinschaft also je nach Einkommen sehr unterschiedlich beurteilt wird, gibt es gleich einige Themen, die viele als Reizthemen ausmachen. Themen also, die an Familienfesten vielleicht besser nicht angeschnitten werden sollten.

Obwohl viele Themen die Bevölkerung in der Schweiz spalten, gebe es auch positive Signale, betonen die Studienautorinnen und -autoren. So schätzen fast die Hälfte der Befragten den Zusammenhalt hierzulande stärker ein als im restlichen Europa.

Man hat das Gefühl, mitbestimmen zu können.
Autor: Michael Hermann Studienmitautor, Forschungsinstitut Sotomo

Dabei spielt offenbar das politische System in der Schweiz eine wichtige Rolle. Die direkte Demokratie wird mit Abstand am meisten genannt, wenn es um Dinge geht, die den Zusammenhalt in der Schweiz fördern.

«In der Schweiz fühlt man sich dank der direkten Demokratie als Teil des Ganzen, man hat das Gefühl, mitbestimmen zu können», begründet Studienmitautor Michael Hermann das Ergebnis. Das sei offenbar wichtiger als die teils grossen Gräben, die Abstimmungen zwischen Stadt und Land oder Romandie und Deutschschweiz aufreissen würden.

Rückzug ins Private schadet dem Zusammenhalt

Das Gefühl von Gemeinsamkeit erleben viele vor allem im Privaten, also im Freundeskreis, in der Familie oder grundsätzlich zu Hause. Weit weniger oft wird ein Gemeinsamkeitsgefühl in Vereinen, am Arbeitsplatz, beim Sport oder in der Kirche erlebt.

Menschenmasse beim Feiern
Legende: Das gemeinsame Mitfiebern beim Public Viewing hilft, den Zusammenhalt zu stärken. Da trotzt man auch gerne dem Regen wie hier während der Fussball-EM 2024 in Luzern. KEystone/Urs Flueeler

Studienmitautor Michael Hermann interpretiert dies so, dass sich in den letzten Jahren viele ins Private zurückgezogen hätten. Sehr viel Zeit werde alleine verbracht. «Man bleibt zu Hause, schaut Netflix, ist auf Social Media unterwegs, steigt ins Auto und fährt ins Fitnesscenter.»

Soziale Interaktion, die den Zusammenhalt fördern könnte, finde so kaum statt, meint Hermann. Im Gegensatz zu früher würde man nicht mehr den typischen Stammtisch im Restaurant besuchen. «Es fehlt an solchen Begegnungsorten», stellt er fest.

Essen und Trinken fördert Zusammenhalt

Ein Patentrezept, wie man den Zusammenhalt in der Schweiz stärken könnte, kann aus der Studie nicht herausgelesen werden. Aber es zeigt sich, dass «nicht nur die Liebe, sondern auch die Gemeinschaft durch den Magen geht», wie es in der Studie heisst. Dass gemeinsames Essen und Trinken häufiger genannt wird als regionale Bräuche, das dürfte den Auftraggeber der Studie – die Brauerei Feldschlösschen – freuen.

Ob sich der Zusammenhalt in der Schweiz verändert hat, kann aufgrund der vorliegenden Studie nicht beantwortet werden, da es die erste solche Befragung sei. Sie soll nun jedoch regelmässig wiederholt werden.

Die Studie von Sotomo

Regionaljournal Aargau Solothurn, 6.2.25, 12:03 Uhr ; 

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