Seit Anfang 2020 wird das AKW Mühleberg rückgebaut, stillgelegt ist es schon länger. Die radioaktiven Brennstäbe, aber auch verstrahlte Maschinen und Werkzeuge, kommen alle paar Tage im Aargau an, im Zwischenlager Würenlingen. Hier lagern die Abfälle in Fässern und Spezialräumen. Somit lagert im Aargau neben den AKW Beznau 1 und 2 sowie Leibstadt neu quasi auch das AKW Mühleberg. Damit befinden sich nun sozusagen vier von fünf Schweizer AKW auf Aargauer Boden.
Die erste Phase des Rückbaus in Mühleberg ist beendet. Die Brennstäbe aus dem Reaktor sind im Zwischenlager Würenlingen (Zwilag) angekommen und seit Ende September eingelagert. 400 Brennstäbe sind in acht grosse Zylinder verpackt. Bis 2031 lagert dann fast «ganz Mühleberg» hier im Zwischenlager, auch heikle Teile wie der Druckbehälter des stillgelegten Kernkraftwerks.
Die angelieferten Behälter werden im Zwilag geöffnet. Falls das Material recycelt oder zerkleinert werden kann, wird es bearbeitet. Gewisse Fässer werden in Mühleberg aber bereits so vorbereitet, dass sie später einmal direkt in ein Endlager transportiert werden könnten.
Heisse Behälter müssen zuerst abkühlen
Auf dem Rundgang durchs Zwilag wird gerade ein Metallteil per Kran angehoben. Betriebsleiter Raphael Spuler überwacht den Vorgang und zeigt zu einem Behälter: «Dort ist der letzte Behälter von Mühleberg, der kürzlich eingelagert wurde. Die Oberflächentemperatur beträgt rund 60 Grad», erklärt Spuler. Gelagert wird das Ganze in einer grossen, abgeschirmten Halle.
Der Behälter mit den Brennstäben ist gross, fünf Meter hoch, drei Meter breit, aus dickem Gussstahl. Radioaktivität tritt nicht aus, aber Wärme. 30 bis 40 Jahre lang müssen die Behälter abkühlen. Erst dann dürfen sie in ein Endlager gebracht werden.
Die Planung eines Endlagers in der Schweiz läuft. Ein solches geht aber erst etwa im Jahr 2060 in Betrieb. Es ist im Gebiet Nördlich Lägern im Kanton Zürich geplant. Bis dahin lagert radioaktiver Abfall weiterhin in Würenlingen, auch die Brennstäbe aus dem AKW Mühleberg und tonnenweise weiteres Material, das verstrahlt ist.
120 Fahrten aus Mühleberg pro Jahr
Die ausgebauten Brennstäbe sind jetzt also eingelagert. Es dauert aber noch sieben bis acht Jahre, bis alle verstrahlten Teile aus dem AKW Mühleberg ausgebaut und im Aargauer Zwischenlager eingetroffen sind.
«Pro Jahr kommen aus allen AKW rund 200 Transporte nach Würenlingen. Aus Mühleberg sind es gut 120 Transporte pro Jahr», weiss Zwilag-Betriebsleiter Raphael Spuler. Alle paar Tage kommt im Schnitt also ein Transport an. Es handelt sich ab jetzt nur noch um schwach- und mittelaktive Atomabfälle. Die Sicherheitsauflagen für die Lagerungen aller radioaktiven Materialien sind hoch. Der Zutritt ins Zwilag wird auch deshalb streng geregelt und kontrolliert.
Alle Kernkraftwerke der Schweiz, beziehungsweise ihr Material, landen also hier im Zwischenlager Würenlingen. Erst 2060 können die abgekühlten Behälter dann in das geplante Endlager weiterreisen. Abfallbewirtschaftung, wie sie das Zwilag betreibt, ist ein langfristiges Geschäft.