- Die aktuelle Bundespräsidentin und CVP-Bundesrätin Doris Leuthard sagt in einem SRF-Interview, sie befinde sich in ihrer letzten Legislatur.
- Ob sie noch bis zu deren Ende 2019 im Amt bleibt oder allenfalls bereits zum Ende ihres Präsidialjahres zurücktritt, lässt die 54-Jährige offen.
- Zu ihrer Zukunft äussert sich Leuthard nicht konkret, doch könne sie sich ein Engagement für bessere Perspektiven in ärmeren Weltregionen vorstellen.
Noch ist die Suche nach der Nachfolge für Aussenminister Didier Burkhalter in vollem Gang, da zeichnet sich bereits der nächste Wechsel im Bundesrat ab. In einem SRF-Interview zum 1. August kündigt Verkehrs- und Umweltministerin Doris Leuthard an, 2019 keine weitere Legislatur anzustreben. Das Privileg, im Bundesrat der Schweiz zu dienen, erfülle sie mit grosser Dankbarkeit und Freude, so Leuthard weiter.
Das ist sicher meine letzte Legislatur. Ich glaube, es tut dem Bundesrat gut, immer wieder neue Köpfe zu haben.
Die Vorsteherin des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) hatte sich bisher nie öffentlich in die Karten blicken lassen, wann ihre Bundesratskarriere zu Ende gehen wird. Nun soll spätestens 2019 Schluss sein.
Macht Leuthard gar schon diesen Dezember Schluss?
Allerdings ist auch ein früherer Abgang denkbar. Dass sie ihr aktuelles Präsidialjahr als krönenden Abschluss ihrer Zeit in der Landesregierung betrachtet, ist zumindest nicht ausgeschlossen. Zwar ist Leuthard erst 54 Jahre alt, doch ist das laufende Jahr bereits ihr elftes in der Landesregierung. Damit ist die Aargauerin aktuell die amtsälteste Bundesrätin.
In Zukunft könne sie sich ein Engagement im Bereich der Freiwilligenarbeit für weniger privilegierte Regionen der Welt vorstellen, sagte Leuthard zu ihren Plänen für die Zeit nach dem Rückzug aus dem Bundesrat. Reisen in Länder, in denen Kinder keine garantierte Schulbildung oder Aussicht auf Arbeit haben, hätten ihr vor Augen geführt, wie viel in diesem Bereich noch zu tun sei.
Von «Atom-Doris» zur Vorkämpferin für die Energiewende
Im Bundesrat konnte Doris Leuthard verschiedentlich grosse Erfolge verbuchen und deutliche Spuren hinterlassen. Der Gotthard-Basistunnel ist eröffnet, die Energiewende ist eingeleitet. Letzteres war so nicht erwartet worden, als Leuthard im Herbst 2010 vom Wirtschafts- ins Umweltdepartement wechselte.
Damals schien es, als hätten die Befürworter der Atomkraft Grund zum Feiern: Die Aargauerin, die der Atomindustrie nahestand, hatte sich stets für den Bau neuer AKW ausgesprochen. Doch es kam anders. Nach der Atomkatastrophe von Fukushima im Frühjahr 2011 liess Leuthard umgehend die Rahmenbewilligungsverfahren sistieren. Wenige Wochen später verkündete die Energieministerin, der Bundesrat wolle auf neue Atomkraftwerke verzichten.
Zu ihren Niederlagen gehören das Nein zu einer teureren Autobahnvignette, das Ja zur Zweitwohnungsinitiative sowie der ungelöste Fluglärmstreit mit Deutschland.
Steile Karriere
Die Karriere von Doris Leuthard verlief nahezu reibungslos und in rasantem Tempo. 1997 wurde die damals unbekannte Juristin in den Aargauer Grossen Rat gewählt, bereits zwei Jahre später in den Nationalrat. Nach der Abwahl von Ruth Metzler 2003 übernahm sie das CVP-Präsidium.
Die Aargauerin gilt als charmant, wurde rasch zum Gesicht der Partei und verlieh dieser ein neues Image. Als Joseph Deiss aus dem Bundesrat zurücktrat, war Leuthard von Beginn weg die Kronfavoritin. Die Wahl am 14. Juni 2006 war praktisch Formsache. Innerhalb von nur neun Jahren war Leuthard so von der unbekannten Grossrätin zur Bundesrätin avanciert.