- Bei der Generalversammlung von Julius Bär hat sich der Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher bei den Aktionärinnen und Aktionären für das Signa-Desaster entschuldigt.
- Das Debakel rund um die total abgeschriebenen Kredite an die kollabierende Signa-Gruppe in dreistelliger Millionenhöhe warf jedoch keine hohen Wellen.
- Die Aktionäre von Julius Bär haben an der Generalversammlung allen Anträgen zugestimmt.
Bei seiner Eröffnungsrede sprach Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher von einer «unternehmerischen Fehleinschätzung, die nicht hätte passieren dürfen» und entschuldigte sich «zutiefst» bei den Aktionärinnen und Aktionären. Einige der anwesenden Aktionäre reagierten darauf mit verhaltenem Applaus.
Julius Bär musste Anfang Februar rund 600 Millionen Franken an Krediten an verschiedene Firmen der kollabierenden Signa-Gruppe abschreiben, der Jahresgewinn schrumpfte daher um die Hälfte. Das Engagement beim Immobilienimperium von René Benko kostete CEO Philipp Rickenbacher den Job, den Mitgliedern der Geschäftsleitung wurde der Bonus gestrichen.
Alle Verwaltungsräte wurden wiedergewählt
Während der ganzen Veranstaltung wurde nur ein weiteres Mal geklatscht, dafür aber deutlich kräftiger: Als eine Aktionärin den Verwaltungsrat aufforderte, das Lohnniveau bei der Bank als Ganzes zu überdenken. «Wer braucht so hohe Löhne?», lautete die an Lacher gerichtete Frage.
Trotzdem wurden alle zur Wiederwahl stehenden Verwaltungsräte mit einem Ja-Stimmenanteil von bis zu fast 99 Prozent wiedergewählt. Die neu zur Wahl stehenden Bruce Fletscher und Andrea Sambo erhielten mit 99.8 Prozent gar noch mehr Zuspruch. Ähnliche Quoten erhielten auch alle anderen Traktanden, wie die zur Dividende oder zur Schaffung von bedingtem Kapital.
Einzig die Abstimmung über die Entlastung des Verwaltungsrates und der Geschäftsleitung konnte mit einem Ja-Stimmenanteil von 81.7 Prozent als eine Art Missmutsbekundung über das fehlgeschlagene Signa-Engagement gelesen werden. Wortmeldungen von Aktionären zum Thema gab es aber nicht.