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Anti-AKW-Bewegung Basler Umweltpioniere verlassen ihr Ökozentrum

Seit Jahrzehnten forschen die Pionierinnen und Pioniere des Ökozentrums Langenbruck zu erneuerbaren Energien, Ressourcenverbrauch und wie Firmen und Familien ihren Alltag umweltfreundlicher gestalten können. Jetzt haben sie ihre Strategie verändert und verlassen das kleine Langenbruck.

Das erste Windrad zur Energiegewinnung, ein Rennen für solarbetriebene Fahrzeuge, das Umwelttelefon für die Bevölkerung: Das Ökozentrum in der Gemeinde Langenbruck beschäftigte sich mit dem Klimaschutz, lange bevor dieser als Reizwort die Politik beschäftigte.

Gebäudekomplex, nebenan Wisen und Bäume.
Legende: Vor 40 Jahren waren die Liegenschaften ideal: Gebäude und Umschwung dienten den Mitarbeitenden des Ökozentrums zum Arbeiten, Experimentieren und zum Wohnen. Die Gemeinschaft baute auch Gemüse zur eigenen Versorgung an. (Bild des Ökozentrums von 1981.) zVg

Ende der 1970-er Jahren haben Ökopionierinnen und -Pioniere das Zentrum aufgebaut – im Geiste der damaligen Anti-AKW-Bewegung. Sie brauchten Platz zum Forschen, Experimentieren und zum Wohnen. 2021 kam dann noch eine grosse Halle dazu.

Ich machte einen 100-Stunden-Versuch mit unserer Pyrolyse-Anlage.
Autor: Rebekka Ebneter Mediensprecherin Ökozentrum

«In der Halle wurden viele Versuche gemacht, die sehr laut waren», sagt Kommunikationsleiterin Rebekka Ebneter lachend. Sie erinnert sich, wie die Angestellten des Ökozentrums angefangen haben, Pflanzenkohle herzustellen. «Wir machten einen 100-Stunden-Versuch mit unserer Pyrolyse-Anlage.»

Altes Foto mit einem grossen Windrad.
Legende: Die erste Windenergieanlage der Schweiz stellte das Ökozentrum 1986 auf. Seit 2019 produziert es keinen Strom mehr, weil es kaputt ist. Ihm werden deshalb zwei neue Windräder zur Seite gestellt und das einstige Pionierwindrad wird als Industriedenkmal bleiben. zVg

Auch das erste Windrad der Schweiz betrieben die Leute des Ökozentrums Langenbruck – oberhalb der 1000-Seelen-Gemeinde. Man wollte herausfinden, wie man am meisten Energie aus Windkraft gewinnen kann. Heute ist das damalige Forschungsobjekt zu einem Industriedenkmal geworden.

Gefährt sieht aus wie grosser Gokart, transportiert aber Menschen.
Legende: Die «Tour de Sol» war 1985 das weltweit erste Rennen für Solarfahrzeuge. Es hat viele Technikbegeisterte inspiriert. Am Start war auch das Ökozentrum (Foto von 1986). zVg

Das Ökozentrum tüftelte aber nicht nur an eigenen Theorien, sondern nahm auch Ideen Anderer auf. So nahm es jeweils an der «Tour de Sol» teil. Das waren in den 1980-er Jahren Rennen mit Fahrzeugen, die mit Solarenergie betrieben wurden, anstatt mit einem Verbrennermotor. So sammelte die Umweltbewegten Erfahrungen mit klimafreundlichen Antrieben, lange bevor es solche Autos in Serienproduktion gab.

Schwarz-weiss Foto mit zwei Frauen und einem mann, die nebeneinander sitzen und telefonieren.
Legende: Die Nummer des Umwelttelefons wählten oft Privatpersonen, die ihren Alltag ökologischer gestalten wollten. In den 1980-er Jahren war das eine Beratung, die kaum jemand anbot. zVg

Den Umweltpionierinnen und -Pionieren war neben der Forschung stets auch die Wissensvermittlung wichtig. Das Ökozentrum betrieb deshalb ein Umwelttelefon. Da konnten Interessierte anrufen und Fragen zu ihrem Alltag stellen: Wie putze ich möglichst ökologisch, wie geht Recycling, wie kann ich zu Hause Wasser und Strom sparen und wie kompostiere ich richtig?

Vom eigenen Erfolg überrannt

Nun zügelt das Ökozentrum von Langenbruck in die Baselbieter Kantonshauptstadt Liestal. Das passe besser zur heutigen Ausrichtung des Zentrums, sagt Geschäftsführerin Linda Jucker: «Wir arbeiten dort weiter, wo wir unsere Stärken haben.» Und das sei in der Beratung.

2021 richtet sich das Ökozentrum neu aus. Auch deshalb verabschiedet es sich von Langenbruck. Seitdem viele Länder Klimaziele formuliert haben, forschen vermehrt Hochschulen und Unternehmen an Themen, die bisher vor allem von Pionierinnen und Pionieren besetzt wurden. Dem Ökozentrum brachen damit Forschungsgelder weg.

In Zeiten von Netto-Null-Zielen beraten wir Gemeinden und Unternehmen, wie sie ihre Klimaziele erreichen können.
Autor: Linda Jucker Geschäftsführerin Ökozentrum

Statt die Bevölkerung lediglich am Umwelttelefon zu beraten, besuchen die Angestellten des Zentrums neben Schulen mittlerweile auch Gemeinden und Betriebe. «Wir waren schon immer oft an Schulen», sagt Jucker. «In Zeiten von Netto-Null-Zielen beraten wir aber auch vermehrt Gemeinden und Unternehmen, wie sie ihre Klimaziele erreichen können.» Oft gehe es neben dem Technischen auch um Emotionales: Menschen zu helfen, ihre Ängste vor Neuem zu überwinden.

Den früheren Pionierinnen und Umweltaktivisten geht die Arbeit also nicht aus. Sie hat sich lediglich verändert.

Regionaljournal Basel, 18.3.2024, 17:30 Uhr ; 

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