Das erste Windrad zur Energiegewinnung, ein Rennen für solarbetriebene Fahrzeuge, das Umwelttelefon für die Bevölkerung: Das Ökozentrum in der Gemeinde Langenbruck beschäftigte sich mit dem Klimaschutz, lange bevor dieser als Reizwort die Politik beschäftigte.
Ende der 1970-er Jahren haben Ökopionierinnen und -Pioniere das Zentrum aufgebaut – im Geiste der damaligen Anti-AKW-Bewegung. Sie brauchten Platz zum Forschen, Experimentieren und zum Wohnen. 2021 kam dann noch eine grosse Halle dazu.
Ich machte einen 100-Stunden-Versuch mit unserer Pyrolyse-Anlage.
«In der Halle wurden viele Versuche gemacht, die sehr laut waren», sagt Kommunikationsleiterin Rebekka Ebneter lachend. Sie erinnert sich, wie die Angestellten des Ökozentrums angefangen haben, Pflanzenkohle herzustellen. «Wir machten einen 100-Stunden-Versuch mit unserer Pyrolyse-Anlage.»
Auch das erste Windrad der Schweiz betrieben die Leute des Ökozentrums Langenbruck – oberhalb der 1000-Seelen-Gemeinde. Man wollte herausfinden, wie man am meisten Energie aus Windkraft gewinnen kann. Heute ist das damalige Forschungsobjekt zu einem Industriedenkmal geworden.
Das Ökozentrum tüftelte aber nicht nur an eigenen Theorien, sondern nahm auch Ideen Anderer auf. So nahm es jeweils an der «Tour de Sol» teil. Das waren in den 1980-er Jahren Rennen mit Fahrzeugen, die mit Solarenergie betrieben wurden, anstatt mit einem Verbrennermotor. So sammelte die Umweltbewegten Erfahrungen mit klimafreundlichen Antrieben, lange bevor es solche Autos in Serienproduktion gab.
Den Umweltpionierinnen und -Pionieren war neben der Forschung stets auch die Wissensvermittlung wichtig. Das Ökozentrum betrieb deshalb ein Umwelttelefon. Da konnten Interessierte anrufen und Fragen zu ihrem Alltag stellen: Wie putze ich möglichst ökologisch, wie geht Recycling, wie kann ich zu Hause Wasser und Strom sparen und wie kompostiere ich richtig?
Vom eigenen Erfolg überrannt
Nun zügelt das Ökozentrum von Langenbruck in die Baselbieter Kantonshauptstadt Liestal. Das passe besser zur heutigen Ausrichtung des Zentrums, sagt Geschäftsführerin Linda Jucker: «Wir arbeiten dort weiter, wo wir unsere Stärken haben.» Und das sei in der Beratung.
2021 richtet sich das Ökozentrum neu aus. Auch deshalb verabschiedet es sich von Langenbruck. Seitdem viele Länder Klimaziele formuliert haben, forschen vermehrt Hochschulen und Unternehmen an Themen, die bisher vor allem von Pionierinnen und Pionieren besetzt wurden. Dem Ökozentrum brachen damit Forschungsgelder weg.
In Zeiten von Netto-Null-Zielen beraten wir Gemeinden und Unternehmen, wie sie ihre Klimaziele erreichen können.
Statt die Bevölkerung lediglich am Umwelttelefon zu beraten, besuchen die Angestellten des Zentrums neben Schulen mittlerweile auch Gemeinden und Betriebe. «Wir waren schon immer oft an Schulen», sagt Jucker. «In Zeiten von Netto-Null-Zielen beraten wir aber auch vermehrt Gemeinden und Unternehmen, wie sie ihre Klimaziele erreichen können.» Oft gehe es neben dem Technischen auch um Emotionales: Menschen zu helfen, ihre Ängste vor Neuem zu überwinden.
Den früheren Pionierinnen und Umweltaktivisten geht die Arbeit also nicht aus. Sie hat sich lediglich verändert.