Ein Brand in China beim grössten Hersteller des Wirkstoffs Piperacillin löste die Krise aus. In Deutschland wurde der Notstand ausgerufen, denn ein Mangel am Breitbandantibiotikum mit dem Wirkstoff kann für Patienten lebensgefährlich sein.
In der Schweiz öffnete der Bund im März die Pflichtlager mit den Notreserven, weil drei von sechs Anbietern nicht mehr liefern konnten. Doch die Reserven sind nicht unbegrenzt, sie reichen für drei Monate. Inzwischen sind die Pflichtlager leer. Die Versorgung sei aber sichergestellt, sagt Monika Schäublin vom Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL): «Es stockt momentan noch ein wenig, weil die Situation weltweit kritisch ist, weil das Antibiotikum seit einem Jahr gefehlt hat und weil die Lager entsprechend leer sind.»
Deshalb seien Lieferungen teilweise eingeschränkt oder fielen vereinzelt noch aus, sagt Schäublin. In der Schweiz sind mittlerweile erste Lieferungen eingegangen. Der chinesische Hersteller des Wirkstoffes produziert wieder. Mit den Reserven aus den Pflichtlagern konnten die Engpässe überbrückt werden.
Betroffene Produkte weniger eingesetzt
Der Bund habe schon früh vor möglichen Notständen gewarnt, gemeinsam mit Fachleuten Empfehlungen herausgegeben und therapeutische Alternativen erarbeitet, sagt Herbert Plagge von der Spitalpharmazie des Unispitals Basel.
«In Basel hatten wir keinen Mangel. Wir haben jederzeit die benötigte Menge bekommen.» Das hat auch deshalb funktioniert, weil die Ärztinnen und Ärzte der Empfehlung des Bunds gefolgt sind. Dieser hat sie dazu aufgefordert, das Breitbandantibiotikum nur in sehr wichtigen Fällen einzusetzen.
Der Appell blieb nicht ungehört: «Die Absätze sind stark zurückgegangen. Wir sehen am Markt, dass es restriktiver eingesetzt wird», so Schäublin. Nach wie vor besteht bei gewissen Produkten ein Engpass, akut ist die Situation aber nicht mehr. Bis die Pflichtlager wieder voll sind, dürfte es noch ein halbes Jahr dauern.