Trotz Schutzmassnahmen bleiben die Infektionszahlen in der Schweiz hoch und sinken zu langsam. Entsprechend besorgt zeigt sich der Bundesrat. «Wir erwarten von gewissen Kantonen strengere Massnahmen», betonte Gesundheitsminister Alain Berset am Freitag an einer Medienkonferenz – und meinte damit insbesondere die Deutschschweizer Kantone im Osten und Norden des Landes, in denen die Corona-Fallzahlen wieder steigen. Einige von ihnen sind dem Appell des Bundesrates bereits gefolgt.
Graubünden schliesst Restaurants: Für die Festtage und die Wintersaison hat der Kanton ein Gesamtschutzkonzept mit zusätzlichen Massnahmen verabschiedet. Sämtliche Restaurants bleiben bis 17. Dezember geschlossen. Ausnahmen gelten für Lieferdienste und Take-Aways, Kantinen und Hotel-Restaurants. Treffen von mehr als zehn Personen sind verboten. In einem Pilotprojekt will Graubünden zudem in bestimmten Regionen die gesamte Bevölkerung testen. «Nichts zu tun, ist keine Option, denn dann wäre die Wintersaison gefährdet», sagt Regierungsrat Marcus Caduff.
Schaffhausen führt Zwei-Haushalte-Regel ein: Seit Sonntag müssen Take-Aways zwischen 23 und 6 Uhr schliessen. Turnhallen, Hallenbäder, Fitnesscenter und Eissportanlagen bleiben geschlossen. Ausnahmen gelten für Schulen und Profisportler. Auch Freizeitanlagen wie Casinos, Museen, Kinos und Erotikbetriebe mussten schliessen. Veranstaltungen mit mehr als 15 Personen sind verboten. Als erster Kanton hat Schaffhausen des Weiteren die Zwei-Haushalte-Regel eingeführt: Zu Hause und in Restaurants dürfen sich zehn Personen treffen, aber nur aus zwei verschiedenen Haushalten.
Thurgau führt Homeoffice-Pflicht ein: Im Thurgau wird die Sperrstunde für Restaurations-, Bar- und Clubbetriebe ausgeweitet, sie gilt neu bereits ab 22 Uhr. An privaten Veranstaltungen dürfen maximal zehn Personen aus zwei verschiedenen Haushalten teilnehmen. Das gilt auch für sportliche und kulturelle Aktivitäten im nichtprofessionellen Bereich. Zudem gilt eine Homeoffice-Pflicht, sofern es die betrieblichen Umstände zulassen. Die Massnahmen gelten ab Mittwoch bis und mit 23. Dezember.
In Zürich dürfen sich nur noch zehn Personen treffen: Restaurants, Bars und Take-Aways müssen neu um 22 Uhr schliessen. Die Personengruppen pro Tisch dürfen höchstens aus zwei Haushalten stammen. Im öffentlichen Raum gilt eine Obergrenze für Versammlungen von zehn Personen. Sonntags- und Feiertagsverkäufe sind ab 24. Dezember verboten, zudem werden Erotikbetriebe und Casinos geschlossen. Alle Verschärfungen gelten ab Donnerstag und vorerst bis 10. Januar 2021. «Erfahrungsgemäss kommt es besonders bei Menschenansammlungen zu Clusterbildungen. Darum verschärfen wir die Massnahmen in diesem Bereich», erklärt Regierungspräsidentin Silvia Steiner.
Basel-Stadt hält Verschärfungen länger aufrecht: Die Regierung hat die per 30. November eingeführten Corona-Massnahmen um eine Woche verlängert. Damit bleiben bis mindestens 20. Dezember Restaurants, Bars, Fitnesscenter, Casinos und weitere Freizeitbetriebe geschlossen. Für Veranstaltungen gilt weiterhin eine Obergrenze von 15 Personen.
Basel-Landschaft schliesst Freizeitbetriebe: Ab Freitag müssen Gastrobetriebe von 21 bis 6 Uhr schliessen. Veranstaltungen mit mehr als 15 Personen werden verboten und Freizeitinstitutionen werden geschlossen. Sämtliche Sportaktivitäten wie Trainings und Wettkämpfe sind mit wenigen Ausnahmen ebenfalls untersagt. Die neuen Regeln gelten bis zum 17. Januar 2021.
Solothurn führt Besuchsverbot in Altersheimen ein: Ab Freitag müssen Bars sowie Sporteinrichtungen schliessen. Nur Schüler in der obligatorischen Volksschule dürfen Hallenbäder und Turnhallen noch nutzen. Für Altersheime gilt ab Donnerstag ein generelles Besuchsverbot. In Restaurants dürfen sich maximal 50 Personen aufhalten, zwischen 21 und 6 Uhr bleiben sie geschlossen. Offen bleiben dürfen Kinos, Museen, Konzerthäuser und Theater. An Veranstaltungen dürfen nicht mehr als 15 Personen anwesend sein. Die Massnahmen gelten vorerst bis 23. Dezember.
Bisher nicht auf den Appell des Bundesrats reagiert haben die Kantone Aargau und St. Gallen. Doch auch dort scheint man eine Verschärfung der Massnahmen zu prüfen. Es sei möglich, dass am Donnerstag über weitere Verschärfungen informiert werde, sagt der Aargauer Gesundheitsdirektor Jean-Pierre Gallati. In St. Gallen klingt es ähnlich. «Wir hätten auch ohne Drohung des Bundes bald reagiert. Denn auch wir sehen die Problematik mit den steigenden Fallzahlen», betont der St. Galler Regierungsrat Bruno Damann.
Heute ist das Ultimatum des Bundesrates an die Kantone ausgelaufen. In einer Medienkonferenz äusserten sich Simonetta Sommaruga und Alain Berset zur aktuellen Lage. An der Sitzung vom kommenden Freitag will der Bundesrat die nationalen Corona-Massnahmen verschärfen. Dazu unterbreitet die Landesregierung den Kantonen in einer Konsultation Vorschläge.