Die Schweiz ist bekanntlich ein Land von Mietern. Dieses Bonmot lässt sich statistisch belegen: Mit rund 60 Prozent ist der Anteil der Miethaushalte einer der höchsten in Europa.
Doch nicht überall in der Schweiz kann derzeit von einem Mietparadies die Rede sein: Wer auf der Suche nach einer Wohnung ist, hat es oftmals alles andere als leicht. Freie Wohnungen sind vielerorts zunehmend rar, gleichzeitig steigen die Mietpreise stetig an. Bereits ob der grundsätzlichen Frage, wie dramatisch die Situation hierzulande wirklich ist, gehen die Meinungen in der «Arena» teils diametral auseinander.
Gleich zu Beginn der Sendung mahnt SVP-Nationalrat Manfred Bühler trotz steigender Mietpreise zu Besonnenheit: «Meiner Meinung nach ist es nicht so dramatisch, wie es gemeinhin dargestellt wird.»
Den Grund hierfür sieht Bühler, der auch als Vorstandsmitglied des Hauseigentümerverbands des Kantons Bern amtet, im mehr oder minder funktionierenden Wechselspiel zwischen Angebot und Nachfrage. «Es gibt heute diverse Angebote: kleinere und grössere Wohnungen; günstigere und teurere Standorte. Wer im Zentrum der Städte Zürich oder Zug wohnen will, muss auch bereit sein, einen hohen Preis zu zahlen.»
Anders sieht dies Michael Töngi, Grünen-Nationalrat und Vizepräsident des Mieterinnen- und Mieterverbands: «Der Wohnungsmarkt ist ein spezieller Markt. Wohnen ist ein Bedürfnis, das alle haben.»
Etwas ist in den letzten Jahren immer gleich geblieben: Die Mieten steigen und steigen.
Letzterem werde aber immer weniger Rechnung getragen. Besonders stossend findet Töngi dabei die Entwicklung der Mietpreise: «Etwas ist in den letzten Jahren immer gleich geblieben: Die Mieten steigen und steigen.»
Der Mieterinnen- und Mieterverband, in der Sendung überdies vertreten durch Vorstandsmitglied Jacqueline Badran, hegt den Verdacht, dass Vermieter illegale Renditen auf dem Buckel der Mieter erzielen. Der Verband Immobilien Schweiz, vertreten durch Präsident Beat Walti, betont indes, dass das geltende Gesetz grundsätzlich eingehalten wird.
Klar ist jedenfalls: Heute kommt in der Schweiz in der Regel die sogenannte Kostenmiete zur Anwendung. Sie besagt, dass sich der erlaubte Mietzins nach den Kosten des Vermieters inklusive Hypothekarzins zu richten hat. Sodann gilt: Die Rendite darf bei neu vermieteten Wohnungen maximal zwei Prozent über dem Referenzzinssatz liegen.
«Trotz geregelter Kostenmiete schöpfen die Vermieter illegal Milliarden Franken ab», so SP-Nationalrätin Badran. Sie fordert deshalb mit Vehemenz systematische Kontrollen, da es sich bei den Mietpreisen schliesslich um «den grössten Posten im Haushaltsbudget» handle.
Nicht minder vehement kontert hierauf Beat Walti. Für den FDP-Nationalrat handelt es sich um Einzelfälle: «Der Generalverdacht, dass das Gros der Vermieter eine zu hohe Rendite einstreicht, ist falsch. Ein vernünftiger Vermieter will schliesslich mit der Mieterschaft nicht im Clinch liegen.»
Mietpreise dürften weiter steigen
So gross die Differenzen in der detaillierten Problemanalyse, so gross auch die Einigkeit in der «Arena»-Runde hinsichtlich der mittelfristig zu erwartenden Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt.
Die Wohnungsknappheit dürfte bestehen bleiben – davon geht zumindest auch die Immobilienfirma Wüest Partner aus. Sie rechnet mit über 50'000 fehlenden Wohnungen bis 2026. Desgleichen dürften die Mietpreise weiter steigen. So prognostizierte das Bundesamt für Wohnungswesen für den gleichen Zeitraum Mietzinserhöhungen von über 15 Prozent.