- Immer mehr Menschen in der Schweiz wohnen in grossen Haushalten.
- Dies ist wohl eine Folge des knappen Wohnungsangebots und der stark steigenden Mietpreise.
- Für das kommende Jahr wird ein weiterer Anstieg der Mieten prognostiziert.
«Bei der Bildung neuer Haushalte zeigt sich, dass die Schweizer Bevölkerung ihr Nachfrageverhalten der Situation der Wohnungsknappheit und der höheren Mieten angepasst hat − gezwungenermassen.» Zu diesem Schluss kommt die Immobilienfirma Wüest Partner AG in ihrem aktuellen Immobilien-Monitoring. Was das genau heisst, zeigt sich bei näherer Betrachtung der Zahlen.
Seit 2021 ist eine Trendwende zu beobachten: Die Zunahme von Kleinsthaushalten hat sich enorm abgeschwächt. Die Anzahl grosser Haushalte nimmt zu.
Der Zeitpunkt dieser Trendwende lässt Schlüsse auf den Grund zu. Just im Jahr 2021 ist die Anzahl leerstehender Mietwohnungen zum ersten Mal zurückgegangen. Die tiefen Leerstandzahlen sind laut den Verfassern des Monitorings ausserdem nicht mehr auf die urbanen Zentren beschränkt. Gleichzeitig hat sich der Anstieg der Mieten seit 2021 merklich beschleunigt.
In den fünf Jahren zwischen 2016 und 2021 sind die Mieten schweizweit durchschnittlich um 4 Prozent gestiegen. Seither dauerte eine Steigerung um weitere 4 Prozent nur noch 2.5 Jahre.
Der Zinsentscheid der Schweizer Nationalbank hat seine Wirkung dabei noch nicht entfaltet. Die ersten Bescheide sind in den letzten Monaten in die Haushalte geflattert, die Mieterhöhungen treten aber in den meisten Fällen erst in den kommenden Monaten in Kraft. Wüest Partner rechnet deshalb für 2024 mit einem Anstieg der bestehenden Mieten um durchschnittlich 3.7 Prozent.
Die Wahl der Wohnform spiegelt nicht unbedingt die tatsächlichen Wünsche wider.
Das alles beeinflusst das Wohnverhalten der Schweizer Bevölkerung. Wie im Monitoring steht: «Das Angebot formt die Nachfrage.» Viele Menschen, die einen neuen Haushalt gründen, seien gezwungen, nicht alleine, sondern mit anderen Menschen zusammenzuwohnen. «Die Wahl der Wohnform spiegelt somit nicht unbedingt die tatsächlichen Wünsche wider.» Dem sind sich die Verfasser sicher, weil die Entwicklung dem langjährigen Trend hin zu Kleinsthaushalten entgegenläuft.
Nicht in allen Regionen ist der Druck auf die Mieter gleich gross. Das Immobilien-Reporting zeigt, dass einige Überraschungen dabei sind. So etwa der starke Anstieg der Mieten im Wallis. Der Grund dafür ist ganz einfach: Mit der neuen Lonza-Fabrik in Visp hat die Nachfrage nach Wohnraum massiv zugenommen – das Angebot blieb aber ungefähr gleich gross.
Die Wüest Partner AG weist in ihrem Monitoring auch darauf hin, dass die Bautätigkeit sinkt. So lag die 12-Monats-Summe bei den Neubaubewilligungen für Mietwohnungen im 2. Quartal 2023 um fast 10 Prozent tiefer als im Durchschnitt der vergangenen 10 Jahren. Die Immobilienfirma nennt das als Grund dafür, dass sich in den nächsten Monaten und Jahren keine Entspannung abzeichnet.
Ob mehr Bautätigkeit aber tatsächlich die dringend ersehnte Abkühlung bei den Mieten hervorbringen würde, ist umstritten. Im Gegensatz zu Immobilienfirmen sieht die Linke das Problem eher bei überhöhten Renditen.