Rund 430'000 Schweine gibt es im Kanton Luzern. Doch wenn man durch den Kanton fährt, sieht man nicht viel von ihnen. Denn sie sind häufig im Stall. Manche sogar ausschliesslich. Sie kommen nie an die frische Luft.
So zum Beispiel auch die bis zu 100 Schweine, die im Stall von Silvia Ineichen aufgezogen werden. Die Bäuerin betreibt den Hof Ober Ehrenbolgen im luzernischen Römerswil, leicht am Hang gelegen, mit herrlicher Aussicht auf den Baldeggersee.
Es war schon immer mein Wunsch, dass die Tiere raus können.
Von der die Ferkel in ihrem Stall aber nichts haben. «Das ist ein klassischer QM-Stall.» Ein Ort also, wo die Tiere nach konventioneller Art gemästet werden. Silvia Ineichen aber will umstellen. Weg von den Boxen mit Betonboden, in denen ihre Schweine aufwachsen, hin zu einer artgerechteren Haltung: «Es war schon immer mein Wunsch, dass die Tiere raus können und sie mehr ihren natürlichen Trieben folgen können.»
Nun wird die Bäuerin ihren Wunsch erfüllen können – dank der Unterstützung der Albert-Koechlin-Stiftung AKS. Die Luzerner Stiftung, sonst eher bekannt für ihr Engagement in der Kultur, unterstützt auch Projekte zugunsten des Tierwohls. Das sei im Stiftungszweck so vorgesehen, erklärt Patrick Ambord von der AKS. Aus dem Bereich der Schweinezucht habe die Stiftung aber kaum Gesuche erhalten, weshalb sie extra dafür ein eigenes Projekt lancierte.
Es ist mein persönliches Empfinden, dass ich das verbessern möchte.
Fünf Pilotbetriebe sollen gefördert werden - möglichst unterschiedlicher Art, um möglichst breite Erfahrungen zu sammeln. «Es können grössere und kleinere Betriebe sein, aber auch Mast- und Zuchtbetriebe. Solche, die bereits bekannte Absatzkanäle beliefern, aber auch andere, die auf Direktvermarktung setzen.»
Dass Silvia Ineichens Hof den Zuschlag erhielt, hat damit zu tun, dass sie nicht einfach nur das Minimum realisieren wollte, das von einer Norm vorgeschrieben wäre. Ihr selber geht es auch nicht in erster Linie darum, ein Label zu erhalten, sondern um das Leben ihrer Tiere: «Es ist mein persönliches Empfinden, dass ich das verbessern möchte.»
Zusammen mit der Albert-Koechlin-Stiftung lotete Ineichen aus, was auf ihrem Hof möglich ist. Klar ist: ihre Schweine werden künftig ein anderes Leben haben. Nicht nur, dass sie aus dem Stall hinausgehen können. Draussen werden sie einen Pool haben und einen speziellen Wühlbereich. «Dieser wird etwa 40 Zentimeter tief, wo sie dann wie im Wald graben können», erklärt die Bäuerin ihre Pläne.
Der Umbau auf Ober Ehrenbolgen kann schon bald beginnen, die Baubewilligung ist erteilt. Aber auch wenn der neue Stall mit Umschwung dereinst steht, wartet noch ein anderer grosser Teil der Arbeit auf Silvia Ineichen. Denn der Verkauf von Fleisch aus tiergerechter Haltung ist nicht unbedingt einfacher.
Hoffnung auf höhere Preise
«Leider ist es ja so, dass der Verkauf von Labelfleisch aktuell eher rückläufig ist», sagt Ineichen. Deshalb müsse sie wohl mehr auf Direktvermarktung setzen. Sie hofft, dass sie so höhere Preise für ihre Tiere erzielen kann. Aber ganz abgesehen von der Wirtschaftlichkeit freut sie sich auf ihren künftigen «neuen» Hof: «Mir ist wohl, wenn es meinen Tieren auch wohl ist.»