Neonlicht erhellt die kahlen Betonwände. In den Schlafräumen steht Etagenbett neben Etagenbett. Im Essraum zweckmässige Holzstühle und Bürotische. Ein paar künstliche Pflanzen sollen einen Hauch von Gemütlichkeit verbreiten, einige Bilder schmücken die weissen Flächen.
Die Asylunterkunft in Birmenstorf (AG) ist eigentlich ein ehemaliger Sanitätsposten, eine unterirdische Zivilschutzanlage. Im Februar hat die Aargauer Regierung beschlossen, dass hier bis zu 200 Flüchtlinge einquartiert werden. Dies, nachdem sie offiziell die «Asyl-Notlage» ausgerufen hatte aufgrund der hohen Zahl von Menschen, die derzeit in die Schweiz kommen.
Aktuell ist es noch sehr ruhig in Birmenstorf. Erst 18 Flüchtlinge leben hier, unter anderem aus der Türkei und Afghanistan. Fotografieren dürfen wir sie nicht, mit ihnen sprechen können wir nicht. Die meisten liegen in ihren Betten. «Wir haben Ramadan», erklärt Lutz Hahn, Kommunikationsverantwortlicher der Betreuungsfirma ORS. «Auch die Essenszeiten wurden verschoben. Die Leute schlafen tagsüber, sie essen nachts.»
Zivilschützer sorgen für Unterhaltung
Die Firma ORS betreut Flüchtlinge in verschiedenen europäischen Ländern. Sie hat insgesamt rund 2500 Mitarbeitende, in der Schweiz sind es knapp 1000. Für die unterirdische Anlage in Birmenstorf aber fehlt aktuell noch das notwendige Personal. Die Anlage musste sehr schnell in Betrieb gehen, deshalb hilft in den ersten Wochen der Zivilschutz aus. Rund 80 Zivilschützer stehen in vier Schichten rund um die Uhr im Einsatz.
«Die Zivilschützer organisieren Ausflüge, Spaziergänge an die Reuss, oder auch einen Besuch bei der Caritas, damit die Flüchtlinge Kleider kaufen können», erklärt Alessandro Reuss, Kommandant der Zivilschutzorganisation Baden. «Es gibt auch Lottospiele, Fussballabende oder Töggeli-Turniere. Wir schaffen ein Rahmenprogramm für die Klienten.»
Eine Tagesstruktur sei wichtig, betont auch Lutz Hahn von ORS. «Das Schlimmste für die Flüchtlinge ist das Warten und das Nichtstun.» Das fehlende Tageslicht kommt noch dazu. Immerhin: Auf dem Vorplatz stehen drei Container. Ein Raucherhäuschen, ein kleiner Aufenthaltsraum und ein Container mit Waschmaschinen.
Die Zivilschützer hätten schnell eine grosse Hilfsbereitschaft gezeigt, erzählt Alessandro Rüedi. «Einige Leute haben Fernseher und Spielkonsolen mitgebracht, die sie selbst nicht mehr brauchen.» Es fehlen offenbar aber auch alltägliche Dinge. «Als wir gemerkt haben, dass einige Flüchtlinge kein Geld haben, um sich ein Duschmittel zu kaufen, da haben wir selbst Duschmittel gekauft und diese dann als Preise verlost.»
Uniformen irritieren geflüchtete Personen
Die Kommunikation mit den Flüchtlingen – oder eben «Klienten» – funktioniere gut. «Einige sprechen englisch oder deutsch. Und natürlich haben auch einige Zivilschützer Eltern aus den Herkunftsländern und beherrschen deshalb die Sprache.»
Nur die Uniformen hätten zu Beginn irritiert. Die Flüchtlinge glaubten, sie würden von der Armee bewacht. «Nachdem wir ihnen erklärt haben, dass wir keine Soldaten sind, war alles in Ordnung», erzählt Kommandant Rüedi.
Er spricht von «positiven menschlichen Erfahrungen», die seine Leute mit den Flüchtlingen in der unterirdischen Unterkunft machen. «Es ist sehr schön, dass die Zivilschützer hier schöne Erlebnisse haben und dies dann auch daheim erzählen.»