- Das Schweizer Asylsystem ist aufgrund zunehmender Asylgesuche und des Krieges in der Ukraine seit längerem unter Druck.
- Der Bundesrat hat nun einen Einsatz der Armee beschlossen, mit dem zusätzliche Unterkunftsplätze und Personal bereitgestellt werden sollen.
- Migrationsexperte Etienne Piguet sieht trotz angespannter Lage immer noch Spielraum im Falle steigender Zahlen.
Trotz eines Zustroms von Asylsuchenden im Jahr 2022 steht die Schweiz nicht vor einer Migrationskrise wie 2015, so der Vizepräsident der Eidgenössischen Migrationskommission, Etienne Piguet. In einem am Samstag veröffentlichten Interview von «Le Temps» meint der Migrationsexperte: «In Militärräumen und PC-Schutzräumen gibt es noch Spielraum.»
Die Situation sei in Griechenland, Kroatien oder Österreich, wo man von einer Krise sprechen könne, viel besorgniserregender, so Piguet. Sollte die Zahl der Asylsuchenden in der Schweiz weiter steigen, «ist es immer noch möglich, die Standards anzupassen».
Die Lebensbedingungen in den Asylstrukturen sind bereits sehr spartanisch.
Allerdings betont der Migrationsexperte: «Die Lebensbedingungen in den Asylstrukturen sind bereits sehr spartanisch.»
Piguet erklärt die aktuell hohe Zahl an Gesuchen mit der Zunahme von Kriegen, Gewalt und humanitären Krisen – insbesondere in der Ukraine, in Syrien, in Afghanistan und im Iran. Dazu komme die Globalisierung, die den Effekt habe, dass die verschiedenen Teile der Welt näher zusammenrückten.
«Heute kann man von viel weiter weg um Schutz in Europa bitten als noch in den 1960er-Jahren, selbst wenn man dabei sein Leben riskiert», stellt Piguet fest. Neben den verbesserten Transportverbindungen habe sich «eine regelrechte Schlepperindustrie» entwickelt. Allerdings gäbe es zu beachten, dass 72 Prozent der Menschen von ihrem Land in ein jeweils angrenzendes Gebiet flüchteten.
Der Bundesrat schätzt, dass die Zahl der Menschen aus der Ukraine in der Schweiz bis Ende des Jahres auf 75'000 und die Zahl der Asylsuchenden auf 24'000 ansteigen wird.