Die Stimmung in der Atom-Branche hat sich verändert: Rekordtiefe Strompreise haben aus der Atomkraft ein Verlustgeschäft gemacht. Da sei ein politisch verordneter Ausstieg plötzlich nicht mehr so bedrohlich, sagt Patrick Dümmler, Ökonom und Energie-Experte bei der Denkfabrik Avenir Suisse.
«Die Stromkonzerne sind, wenn auch hinter vorgehaltener Hand, vielleicht sogar daran interessiert, dass die Initiative angenommen wird. Denn das würde den AKW-Betreibern allenfalls die Möglichkeit eröffnen, beim Bund Schadenersatz für die vorzeitige Abschaltung einzufordern.»
Alpiq: «Weder dafür noch dagegen»
Anders als bisher gälten bei einem Ja zur Initiative fixe Abschaltdaten für die Atommeiler: 45 Jahre nach Inbetriebnahme wäre jeweils Schluss. Die Kraftwerke Beznau und Mühleberg müssten 2017 vom Netz, Gösgen im Jahr 2024 und Leibstadt spätestens 2029.
Die Initiative der Grünen als finanzieller Notausgang für darbende AKW-Betreiber? Die betroffenen Stromkonzerne Alpiq und Axpo äussern sich unterschiedlich. Bei Alpiq heisst es auf Anfrage von SRF, man sei «weder für noch gegen die Initiative».
Die Beznau-Betreiberin Axpo hingegen will sich «klar gegen diese schädliche Initiative engagieren». Kommunikations-Chef Rainer Meier bestätigt aber, dass die Axpo bei einem Ja auf jeden Fall Entschädigungen beim Bund einfordern würde.
BKW: «Initiative brächte Klarheit»
Klarer äussert sich Urs Gasche, Verwaltungsratspräsident der BKW und damit Verantwortlicher für das AKW Mühleberg. Die BKW hat den Atomausstieg per 2019 ohnehin beschlossen. Gasche bekräftigt, dass die Atom-Ausstiegsinitiative aus Sicht seiner Branche «durchaus auch positive Aspekte» hätte. Denn sie würde in der aktuell schwierigen Preissituation rasch Klarheit schaffen über die Zukunft der Stromkonzerne.
Entscheiden werden die Stimmbürger an der Urne. Die Abstimmung findet voraussichtlich am 27. November 2016 statt.
(nufc/wepa;krua)