60 Jahre lang sollen die beiden Reaktoren des Kernkraftwerks Beznau laufen, hiess es immer – zumindest bis heute. Nun sagt Martin Stucki vom Energiekonzern Axpo, welcher Beznau betreibt, dass es angesichts der drohenden Stromlücke sinnvoll sein könnte, das Kernkraftwerk noch einige Jahre länger zu betreiben: «Wir haben deshalb entschieden, die Machbarkeit eines Betriebes über 60 Jahre hinaus abzuklären.»
Investitionen in Millionenhöhe
Im Fokus dieser Prüfung stünden die Finanzierbarkeit und die Sicherheit. Das Kraftwerk in Beznau ist das älteste der Welt, das noch am Netz ist – der erste Reaktor wurde 1969 in Betrieb genommen. «Das Alter spielt für die Sicherheit aber eine untergeordnete Rolle», sagt Stucki, «es kommt darauf an, wie viel man in die Modernisierung investiert». Bislang hat die Axpo 2.5 Milliarden Franken für die Nachrüstung der beiden Kraftwerksblöcke ausgegeben. Wie teuer ein Weiterbetrieb würde, sei nun wichtiger Bestandteil der Abklärungen: «Ich kann keine Zahl in den Raum stellen, aber es werden sicher bedeutende Investitionen sein», sagt Stucki. Experten gehen davon aus, dass es sich um mehrere Hundert Millionen Franken handeln dürfte.
Ob sich solche Investition für die Axpo lohnen, ist die zweite Frage, welche die Prüfung beantworten soll. Und auch, ob sich die Axpo solche Ausgaben leisten kann, oder ob es staatliche Unterstützung bräuchte. «Das wäre dann aber eine Frage, welche die Politik beantworten müsste. Wir machen jetzt zunächst einfach eine Auslegeordnung.»
Unnötig und gefährlich
Für Nils Epprecht, Geschäftsleiter der Energiestiftung Schweiz, ist klar, dass der Weiterbetrieb des Kernkraftwerks für die Axpo ohne staatliche Hilfe nicht möglich sein wird. «Der Weiterbetrieb von Beznau ist unnötig und gefährlich», ergänzt er. Unnötig deshalb, weil in den nächsten zwei Jahren Beznau 1 und 2 sowie das bereits abgestellte AKW Mühleberg durch neue erneuerbare Energien ersetzt werden. Gefährlich sei es, weil Beznau viele sehr veraltete Designkonzepte habe. «Das kann man nicht einfach bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag verlängern.»
Klar ist, dass sich die öffentliche Meinung gegenüber Atomenergie in den letzten Jahren verändert hat. Nach dem vom Bundesrat 2011 beschlossenen und später vom Volk bestätigten Atomausstieg ist in der letzten Zeit – angesichts einer drohenden Energiemangellage – die Wertschätzung gegenüber einheimisch produziertem Strom gestiegen. «Auch wir haben diesen Meinungsumschwung festgestellt», sagt Stucki, «nur hat er uns beim Entscheid, eine Machbarkeitsstudie durchzuführen, nicht beeinflusst.» Die Prüfung dauere nun rund ein Jahr, sagt Stucki.