Eigentlich sind es ja drei Flüsse, die bei Brugg-Lauffohr zusammenfliessen. Doch das sogenannte «Wasserschloss der Schweiz» beim Zusammenfluss von Aare, Reuss und Limmat sieht aktuell eher aus wie ein grosser See mit einigen Inseln. Die Flüsse sind über die Ufer getreten, haben viel Land überschwemmt.
Doch dieses Hochwasser schadet niemandem. Denn überflutet wird lediglich eine extensiv bewirtschaftete Wiese und ein Naturschutzgebiet. «Früher gab es hier intensive Landwirtschaft, ein Getreidefeld und ein Maisfeld», erzählt Christoph Flory von Pro Natura. Seine Organisation hatte das nun überflutete Land in den 90er-Jahren gekauft.
Auslöser dafür war ein Entscheid des Aargauer Stimmvolks im Jahr 1993: Ein Prozent der Kantonsfläche soll als Auenschutzgebiet dienen. Vor einigen Jahren hatten Naturschutzorganisationen und der Kanton dieses Ziel erreicht. 1600 Hektaren Auenlandschaft gibt es im Aargau nun, das entspricht in etwa der Fläche des Sempachersees. Sechzig Millionen Franken wurden investiert. Aare, Reuss, Limmat und Rhein haben mehr Platz erhalten. Davon profitiere man jetzt bei Hochwasser, freut sich Christoph Flory.
Auen senken die Flusspegel
«Überall, wo die Flüsse ausufern können, werden Wassermassen dadurch zurückgehalten», erklärt er. So fliesst weniger Wasser ab, womit allenfalls Überschwemmungen in bewohnten Gebieten verhindert werden können. Es zähle jeder Zentimeter, meint Flory. Zudem seien die Schäden viel geringer. Landwirtschaftsland werde gegen Hochwasser versichert, Naturschutzgebiete nicht. «Am Schluss bezahlen wir Hochwasserschäden alle mit höheren Prämien».
Noch in den Achtzigerjahren habe man unter Hochwasserschutz vor allem höhere Dämme und Mauern verstanden, resümiert Flory. Inzwischen habe sich aber die Einsicht durchgesetzt, dass Flüsse vor allem mehr Platz bräuchten. «Mehr Platz ist der effektivste Hochwasserschutz.» Das zeigt sich auch in anderen Regionen, zum Beispiel an der Emme im Kanton Solothurn. Auch hier wurde – als Schutzmassnahme – das Flussbett massiv vergrössert. Bestehende Auenlandschaften sind inzwischen auch vom Bund als geschützt deklariert (siehe Kasten oben).
Für den Kanton ist das Auenschutzprojekt eigentlich offiziell abgeschlossen. Die Behörden haben das gesetzte politische Ziel erreicht. Naturschützer Flory sieht es naturgemäss etwas anders: Das viele Wasser jetzt zeige, dass es noch mehr naturbelassene Flächen geben sollte, findet er.