Die Kantone sind derzeit mit der Impfwoche stark gefordert. Zeitgleich bereiten sie sich auf die Auffrischungsimpfung vor, wie es vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Dienstag hiess. Nächste Woche ginge es in vielen Kantonen damit richtig los.
Über 100 Termine für den Booster hat Josef Widler bereits jetzt vergeben. «Am Montag sind es 60, und am Dienstag 40», sagt der Hausarzt und Präsident der Ärztegesellschaft des Kantons Zürich.
Flexibilität in Zürcher Praxis
Er findet es sinnvoll, dass sich die Leute nicht nur in den Impfzentren ein drittes Mal impfen lassen können. Das habe auch der Kanton erkannt, erklärt Widler. Denn die Mindestbestellmenge für den Moderna-Impfstoff wurde Ende Oktober von 400 Dosen auf 20 Dosen reduziert. Dadurch können die Zürcher Hausärzte die Impfungen flexibler planen.
Trotzdem sind die Auffrischungsimpfungen für Widler eine organisatorische Herausforderung. «Wir müssen strampeln», aber im Winter sei generell viel los. Viel Zeit für Beratungen müsse er für ältere Interessierte nicht aufwenden. Es gäbe aber jüngere Leute, welche sich nach dem Booster erkundigen würden. Diesen erklärt er, dass die Auffrischung für sie nicht sinnvoll sei.
Aufgebot für Booster in St. Gallen
Sehr grosses Interesse erfährt auch Hausarzt Patrick Scheiwiler. «90 Prozent der Leute, die bei mir die Erst- und Zweitimpfung erhalten haben, haben sich für die Auffrischung gemeldet», sagt der Vizepräsident und Coronadelegierte der Ärztegesellschaft des Kantons St. Gallen.
Die rund 320 Leute werden ab Dienstag in seiner Praxis an vier Halbtagen geimpft. Ende November sind die Auffrischungen für Scheiwiler abgeschlossen, denn er gibt die dritte Dosis nur jenen, die sich bei ihm schon grundimmunisieren liessen. So will es die Impfkampagne im Kanton St. Gallen, wo Hausärztinnen und -ärzte für den Impfschutz bei Seniorinnen und Senioren sorgen.
Die Auffrischimpfungen kann Scheiwiler in seiner Praxis gut bewältigen. Vom Kanton erhält er soviel Impfdosen, wie er braucht. Eine extra dafür angestellte Pflegefachfrau setzt an den Halbtagen die Impfspritze. Aufwändig seien aber die Vorbereitungen. Die Praxis muss alle Booster-Berechtigten kontaktieren und einen Termin vereinbaren. Das braucht Zeit.
Ich impfe auch übers Kreuz
In der Praxis von Josef Widler gibt es nur den Moderna-Impfstoff. Was, wenn die Impfwilligen mit Pfizer/Biontech grundimmunisiert wurden? «Ich impfe auch übers Kreuz», antwortet Widler. Er spritzt Moderna also auch dann, wenn bei der Erstimpfung ein anderer Impfstoff zum Einsatz kam. Das ginge problemlos und er würde die Betroffenen entsprechend aufklären. Das BAG befürwortet die «Querimpfung» nicht, rät aber auch nicht explizit davon ab.
Bei Patrick Scheiwiler ist eine Querimpfung rein organisatorisch gar nicht möglich, da der Hausarzt bereits für die Erst- und Zweitimpfung verantwortlich war.
Impf-Kombination ist beliebt
Die Grippe- und Coronaimpfung lasse sich problemlos kombinieren, hiess es am Dienstag vom Bund:
«Wir verimpfen beides, wenn das die Leute wollen», sagt Hausarzt Widler. Mehr als die Hälfte jener, die für den Booster vorbeikämen, hätten sich auch für den Grippeschutz angemeldet. Scheiwiler hingegen verzichtet darauf, beide Impfungen zu kombinieren, da seine Grippepatienten bereits seit langem ihre Grippeimpftermine vereinbart hätten und er mit reinen Covidimpfungen die Impftermine besser organisieren könne.
Wer sich bei einem Hausarzt nach dem Booster erkundigen will, hat es je nach Kanton schwierig. Der Kanton Aargau verweist auf seiner Webseite primär auf seine Impfzentren. Gemäss den solothurnischen Gesundheitsbehörden soll man sich selbst bei den Praxen melden. Dagegen haben der Kanton Basel-Landschaft sowie der Kanton Bern auf ihren Seiten Listen publiziert mit Hausärztinnen und -ärzten, die eine Auffrischung anbieten.