Der weltweite CO2-Ausstoss soll bis ins Jahr 2050 auf Null reduziert werden. Nur so könne die Begrenzung der globalen Erwärmung auf nur 1,5 Grad statt wie bisher angestrebt 2 Grad gelingen, heisst es im Sonderbericht des Weltklimarats (IPCC). Zahlreiche Folgen der Klimaerwärmung liessen sich damit vermeiden.
Von besonderer Bedeutung wäre dies auch für die Schweiz. Denn diese gehört zu jenen Regionen der Welt, die der Klimawandel besonders stark trifft, weil hier die Temperaturen überdurchschnittlich ansteigen.
Zwar bewertet die Internationale Energieagentur (IEA) die Schweizer Energiepolitik grundsätzlich positiv. Dem im Sonderbericht geforderten Zeitplan für den vollständigen Stopp des CO2-Ausstosses genügt sie dennoch nicht.
Das Bundesrat für Umwelt (Bafu) werde die aus dem IPCC-Bericht zu ziehenden Konsequenzen prüfen, heisst es auf Anfrage. Gegebenenfalls werde dem Bundesrat bis im Herbst 2019 ein revidiertes Reduktionsziel vorgeschlagen.
Soll das 1,5-Grad-Ziel ins neue CO2-Gesetz einfliessen?
Bereits in den nächsten Monaten steht im Parlament die Beratung über die Totalrevision des CO2-Gesetzes an. Dieses orientiert sich an den Zielen des Klimaabkommens von Paris, die Erderwärmung auf unter 2 Grad zu begrenzen.
Daran will Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Gewerbeverbandes, derzeit festhalten. Die CO2-Reduktion um 50 Prozent bis 2030 sei unbestritten: «Ich erachte den neusten Bericht als Input für weitere Verhandlungen in kommenden Jahren. Aber es macht keinen Sinn, bereits jetzt im laufenden Prozess neue Forderungen zu stellen.»
Dem widerspricht Kampagnenleiter Alexander Hauri von Greenpeace Schweiz. Der Sonderbericht des Weltklimarates sei ein Weckruf. «Es braucht eine sehr gute Revision des CO2-Gesetzes. Man muss den Strassen- und Flugverkehr regeln sowie den Finanzsektor in die Richtung bringen, dass er in keine fossilen Brennstoffe mehr investiert.»
Im Verkehr steigt der CO2-Ausstoss weiter an
In der Tat ist die Schweizer Bilanz bei der Reduktion des CO2-Ausstosses im Verkehr bisher eher bescheiden: Während bei Gebäuden und in der Industrie eine deutliche Reduktion zu verzeichnen ist, stieg der Ausstoss im Verkehr seit 1990 um fünf Prozent an.
Zwar wird bis 2030 dank neuer Massnahmen im CO2-Gesetz auch hier ein Rückgang erwartet. Dieser fällt im Vergleich mit Gebäuden und Industrie jedoch äusserst bescheiden aus.
Schweiz soll Elektromobilität gezielter fördern
In einem ebenfalls heute präsentierten Bericht empfiehlt die Internationale Energieagentur (IEA) der Schweiz deshalb, etwa die Elektromobilität gezielter zu fördern. So wie sie es in andern Bereichen mit CO2-Abgaben auf Brennstoffe bereits erfolgreich tue.
«Vor allem im Bereich der Heizungen hat die Schweiz einen beachtlichen Umstieg raus aus dem Öl initiiert», sagt IEA-Vizedirektor Paul Simons. «Aber wir denken, der gleiche Ansatz könnte auch beim Verkehr angewendet werden.»
Man sei derzeit dabei, eine «Road Map» zur Förderung der Elektromobilität zu erarbeiten, heisst es dazu im Bundesamt für Energie (BFE). Bereits in den nächsten Wochen werde man gemeinsam mit den Akteuren der Branche einen Fahrplan zum Thema vorschlagen.