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Aufschwung durch Mobilität Nidwaldens Wandel: von Armut zu Wohlstand dank Verkehrsanbindung

Vom Agrarkanton zum Steuerparadies: Die Erschliessung hat Nidwalden Wohlstand gebracht, aber auch Durchgangsverkehr.

Nidwalden war jahrhundertelang ein mausarmer Agrarkanton. Das hatte ganz direkt damit zu tun, dass Nidwalden abgeschottet war.

Dies trotz seiner geografisch zentralen Lage in der Schweiz, trotz der Nähe zur Stadt Luzern.

Felsen blockieren den Weg

Den Landweg Richtung Süden verhinderten die schroffen Felswände entlang des Urnersees. Und auch Richtung Luzern blockierte ein abweisender Felsen den Weg: die Acheregg, gleich bei der Seeenge des Alpnacherbeckens.

Nidwalden war finanziell derart klamm, dass die erste Brücke bei der Acheregg von einer Privatperson bezahlt werden musste.

Heute ist Nidwalden ein finanzstarker Kanton. Und etwa die Gemeinde Hergiswil dank tiefer Steuern ein bevorzugter Wohnort für schwerreiche Leute.

Mann in Ausstellungsraum mit Reifen an der Wand.
Legende: Historiker Stefan Ragaz hat die Ausstellung «Meilensteine – Mobilität und wir» im Nidwaldner Museum Salzmagazin kuratiert. zvg/Nidwaldner Museum/Christian Hartmann

Katalysator dieses wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufschwungs war die Erschliessung mit Verkehrswegen. Darüber informiert derzeit eine neu eröffnete Ausstellung im Salzmagazin im Nidwaldner Hauptort Stans.

Wie Nidwalden zur Autobahn kommt

1955 wurde zwischen Luzern und Horw das erste Autobahnteilstück der Schweiz eröffnet. Und obwohl dieser Abschnitt nur wenige Kilometer nördlich der Kantonsgrenze zu Nidwalden gebaut wurde, dauerte es noch über zehn Jahre, bis 1966 die Autobahn bis nach Stans-Nord erweitert wurde.

Altes Auto neben Schild 'Kanton Nidwalden', Hintergrund Berge und Gebäude.
Legende: Willkommen in Nidwalden. Im Frühling 1962 stand die «Nationalstr. Nr. 2» in Hergiswil vor der Inbetriebnahme. zvg/Staatsarchiv Nidwalden

Was noch fehlte, war die Verbindung Richtung Süden, Richtung Gotthard. Die Bauarbeiten für den heutigen Seelisbergtunnel starteten 1971. Gleichzeitig wurden auch die Arbeiten für das Lehnenviadukt in Angriff genommen.

Blick von unten auf das Lehnenviadukt.
Legende: Die Autobahnpfeiler des Lehnenviadukts ragen nicht nur hoch auf, sie reichen auch bis zu 70 Meter tief in den Boden – bis auf festen Fels. Keystone/Urs Flüeler

Mit einer Gesamtlänge von 3150 Metern ist das Viadukt die zweitlängste Autobahnbrücke der Schweiz. Das Viaduc d'Yverdon ist fünf Meter länger, jedoch nicht annähernd so imposant.

Die Pfeiler der Autobahnbrücke am Vierwaldstättersee ragen nicht nur hoch in den Himmel, sie reichen auch bis zu 70 Meter tief in den Boden. Diese Bauweise war nötig, da der Hang oberhalb von Beckenried instabil ist und die Autobahn auf festem Fels verankert werden musste.

Erweiterte Autobahn bringt auch Transitverkehr

Im Juli 1980 war das Viadukt fertiggestellt, und im Dezember des gleichen Jahres wurden die Brücken zusammen mit dem Seelisbergtunnel eröffnet. In Nidwalden wurde gefeiert, dass der Kanton nun nach Nord und Süd über die Autobahn angebunden war. Schnell wurde aber auch offensichtlich, dass Nidwalden damit auch zu einem Durchfahrtskanton auf der Gotthardroute geworden war.

«Eines der Hauptargumente für den Autobahnbau war der erhoffte wirtschaftliche Gewinn», schreibt Historiker und Kurator Stefan Ragaz zur entsprechenden Ausstellung im Nidwaldner Museum Salzmagazin.

Menschen und Fahrräder vor einem Tunnel.
Legende: Am 12. Dezember 1980 wurden der Seelisbergtunnel und das Lehnenviadukt eröffnet. Die Bevölkerung konnte die Bauwerke allerdings schon im September erkunden – viele fuhren mit dem Velo vor. zvg/Staatsarchiv Nidwalden

Die Politik erhoffte sich vor allem neue Arbeitsplätze. Diese entstanden auch. Heute sind die Pilatus-Flugzeugwerke der grösste Arbeitgeber mit rund 2500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Bevölkerung ist rasant gewachsen

Dank der attraktiven Verkehrsanbindung entwickelte sich aber auch das Bevölkerungswachstum rasant: Lebten im Jahr 1980 – als die durchgehende Autobahn eröffnet wurde – rund 28'600 Personen in Nidwalden, waren es 40 Jahre später bereits 43'500 Personen.

Zwar pendeln auch heute noch mehr Leute aus Nidwalden an einen Arbeitsplatz in einem anderen Kanton, dieser «negative Pendlersaldo» hat sich aber stark verringert. Derzeit belegt Nidwalden im nationalen Vergleich einen Platz im Mittelfeld.

Regionaljournal Zentralschweiz, 1.4.2025, 17:30 Uhr ; 

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