Mit dem faktischen Aus für den Gripen spitzt sich das eidgenössische Flieger-Casting auf die Frage zu: Kauft die Schweizer Luftwaffe mit der F-35 einen US-Jet der neuesten Generation – oder erhält Frankreich mit der Rafale den Zuschlag?
Die beiden anderen Flieger, die Super Hornet von Boeing und der Eurofighter von Airbus, sind bloss Variationen des gleichen Themas: Entscheidet sich die Schweiz, Teil der europäischen Sicherheitsarchitektur zu sein oder spannt sie mit den Amerikanern zusammen? Den neutralen Weg mit dem schwedischen Gripen E gibt es ab heute nicht mehr.
Auch wenn das VBS die Evaluation neuer Kampfjets zurzeit bewusst technisch und über Armasuisse abhandelt: Es geht um eine hochpolitische Frage. Für eine effektive Luftverteidigung braucht es laut verbreiteter Expertenmeinung heute Kooperationen mit Partnern. Die zunehmend fragile Sicherheitslage an den Rändern von Europa und die Risse im transatlantischen Bündnis haben die Brisanz des Themas in den letzten Monaten eher noch erhöht.
Bekenntnis zu Europa?
So ist aus Diplomatenkreisen in Bern zu hören, es gehe auch um ein Bekenntnis der Schweiz zur europäischen Rüstungsindustrie. Die Forderung von US-Präsident Donald Trump, die Europäer müssten endlich mehr Geld für die Verteidigung ausgeben, beinhalte nämlich noch einen kleingedruckten Zusatz: die zusätzlichen Mittel sollen doch auch gleich in den USA ausgegeben werden.
Eine Zuspitzung zwar, die aber einem Realitätscheck standhält: Nach Grossbritannien, Norwegen, Dänemark, Belgien und Italien hat sich gerade heute auch Polen für die F-35 entschieden – und im Gegenzug die Zusicherung von mehr US-Truppen im Land erhalten. Ausserdem hat Lockheed Martin unlängst Deals für neue F-16 in kleineren Ländern Osteuropas abgeschlossen. Der französische Hersteller Dassault hingegen hat ausserhalb Frankreichs mit seinen 140 Fliegern bisher keine Rafale verkaufen können. Die Schweiz wäre europäischer Erstkunde.
Nur noch die teuren Jets im Spiel
Bei der letzten Beschaffung hat das VBS die Kriterien noch zu Gunsten von Saab angepasst – und sich am Ende gegen die Empfehlung der internen Evaluation für einen Flieger entschieden, der noch gar nie geflogen ist. Die Polemik um den «Papierflieger» dürfte einer der Gründe gewesen sein, weshalb der damalige VBS-Chef Ueli Maurer die Volksabstimmung über den Gripen-Fonds schliesslich verloren hat. Auch diesmal hat es Saab nicht geschafft, die angebotene Version für die Tests rechtzeitig bereit zu halten.
Das faktische Aus für den Gripen bedauert die Linke im Parlament: Wenn überhaupt ein neues Kampfflugzeug, dann lieber der kostengünstige und vor allem neutrale Gripen. Jetzt sind nur noch die teuren Jets der Grossen im Spiel – inklusive potentieller Verstrickungen auf geopolitischer Ebene.