Der Eurofighter – die europäische Ko-Produktion von Airbus – eröffnet diese Woche das Schaulaufen, oder besser Schaufliegen am Schweizer Himmel: «Das Rennen ist offen. Die Erprobung beginnt jetzt», sagt Christian Catrina, der «Kampfjet-Delegierte» von Verteidigungsministerin Viola Amherd.
Auf den Eurofighter folgt die F/A-18 Super Hornet aus den USA, dann die Rafale aus Frankreich, der F-35 aus den USA. Den Schlusspunkt setzt Ende Juni erneut der Gripen aus Schweden – mit dem Modell E.
Die Lehren aus dem Gripen-Debakel
Die Tests seien strenger als beim letzten, letztlich gescheiterten Auswahlwahlverfahren für neue Jets, sagt Catrina: «Die Hauptlehre war, dass man Flugzeuge anbieten muss, die lieferbar sind und vorliegen, und nicht erst in der Zukunft gebaut werden – Stichwort Papierflieger.»
Kritik gibt es dennoch. Parlamentarier sprechen von einer «Flugshow» und «politischer Stimmungsmache für den Jet-Kauf». Die Schweiz, so der Vorwurf, hätte sich stärker auf vorhandene Testdaten stützen können.
Hersteller sollen Hauptlast der Kosten tragen
«Nein!», erwidert Peter Merz, Projektleiter bei der Luftwaffe. Die Jets müssten hier im Gebirge getestet werden. Auch werde im Umfeld der Flugplätze der Lärm jedes Jets gemessen. Die Schweiz zahle zehn Millionen Franken für die Tests, sagt Merz – vor allem fürs Kerosin. Die Hersteller aber hätten deutlich höhere Kosten: «Für ihren personellen und logistischen Aufwand müssen die Hersteller selber aufkommen. Das betrifft unser Portemonnaie nicht.»
Acht Flüge sind geplant mit jedem Modell. Am Steuerknüppel werden übrigens Piloten der Hersteller sitzen und nicht Schweizer Piloten. Kein Problem, sagen die Schweizer Verantwortlichen: Am wichtigsten seien die Messdaten. Ende nächsten Jahres wollen die Spezialisten die Leistung der fünf Jets mit den Kosten vergleichen und ihren Favoriten wählen.
Wir möchten die Bevölkerung über die Grundsatzfrage abstimmen lassen: Wollen Sie noch eine Luftverteidigung, die den Namen verdient, oder nicht?
Entscheiden wird der Bundesrat. Auch über die Anzahl Jets: Es geht um dreissig bis vierzig Maschinen. Noch vor diesem Typen-Entscheid für ein bestimmtes Flugzeug soll das Volk abstimmen. Nicht über den Flugzeug-Typ, sondern über das Geld für die Jets, rund sechs Milliarden Franken.
«Wir möchten die Bevölkerung über die Grundsatzfrage abstimmen lassen: Wollen Sie noch eine Luftverteidigung, die den Namen verdient, oder nicht? Die Typenentscheidung wollen wir nachher fällen», sagt Luftwaffen-Vertreter Merz.
Amherd tritt auf die Bremse
Das ist eine taktische Lehre aus dem Gripen-Debakel: Damals fiel der Entscheid vor der Abstimmung. Der Abstimmungskampf drehte sich dann hauptsächlich um die Schwächen des schwedischen Kampfjets.
Ob das neue, taktische Timing aufgeht, ist aber offen: Die neue Verteidigungsministerin Viola Amherd steht beim politischen Prozess auf der Bremse und wartet auf Zusatzberichte. Eine Abstimmung vor dem Jet-Entscheid ist nicht garantiert.
Die Nervosität steigt
Die fünf Hersteller sind längst in den Startlöchern. Die meisten von ihnen haben Büros in der Schweiz und arbeiten mit PR-Agenturen zusammen. Es geht um viel Geld – und ein Deal mit der neutralen Schweiz bringt viel Prestige.
Informations-Lecks, Schlammschlachten, Beeinflussungsversuche – mit all dem ist auch diesmal zu rechnen. Bundesrätin Amherd hat jüngst ihren Militärs die Teilnahme an Anlässen verboten, die von den Herstellerfirmen gesponsert werden. Dieses bundesrätliche Apéro-Verbot zeugt von der Nervosität beim zweiten Anlauf für neue Kampfjets.