Mit den bisherigen Ausbauetappen bei der Bahn haben Bundesrat und Parlament vor allem Engpässe zwischen grösseren Zentren beseitigt, Fahrzeiten auf den grossen Strecken verkürzt oder dort den Fahrplan mit zusätzlichen Angeboten ausgebaut.
In Zukunft soll das nun nicht mehr im Vordergrund stehen, kündigt Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga an: «Es geht nicht darum, auf einer Paradestrecke wie Zürich-Bern ein paar Minuten einzusparen. Denn auf solchen Strecken ist die Bahn heute schon unschlagbar. Es geht vielmehr darum, dort auszubauen, wo die Bahn Nachholbedarf hat.»
Es geht darum, dort auszubauen, wo die Bahn Nachholbedarf hat.
Und für den Bundesrat ist klar, wo: «Das ist in den Agglomerationen der Fall. Und bei den Verbindungen zwischen Agglomerationen und regionalen Zentren.» Dort gebe es das grösste Potenzial, ist der Bundesrat überzeugt. Denn 85 Prozent der Beschäftigten würden in Agglomerationen arbeiten.
Der Bundesrat will deshalb in der ganzen Schweiz das S-Bahn-Netz ausbauen und Interregiozüge vermehrt in Vorortsbahnhöfen anhalten lassen. Darüber hinaus will er auf neue sogenannte «Durchmesser- und Tangentiallinien» in den Agglomerationen setzen.
Sie sollen Orte in Agglomerationen miteinander verbinden, damit die Passagierinnen und Passagiere nicht jedes Mal im Zentrum umsteigen müssen. «So wie Menschen heute zwischen Zürich und Bülach selbstverständlich mit dem Zug pendeln, so selbstverständlich soll man künftig auch zwischen Bülach und Zürich-Altstetten mit der Bahn pendeln.»
Klare Ziele, die noch warten müssen
Beim neuen Konzept spricht der Bundesrat von der «Perspektive Bahn 2050». Hehre Ziele hat er sich gesetzt: Die Kilometer, die in der Schweiz mit dem öffentlichen Verkehr zurückgelegt werden, will er bis 2050 um fast die Hälfte erhöhen. «Von rund 26 auf rund 38 Milliarden Personenkilometer.»
Doch mit der Umsetzung dieser Ziele muss man noch längere Zeit zuwarten, kündigt Bundesrätin Sommaruga überraschend an. Denn: «Bereits mit den heutigen Arbeiten ist das Netz am Limit.»
Zurzeit werden 300 verschiedene Bauprojekte gleichzeitig realisiert, was den Betrieb offensichtlich überfordert. Bei verschiedenen Projekten kommt es deshalb zu drei bis fünf Jahren Verzögerung. Das hat das Bundesamt für Verkehr bereits vor ein paar Wochen kommuniziert.
Jetzt kommt noch eine neue Hiobsbotschaft dazu. Die SBB haben dem Bund mitgeteilt, dass bis 2033 in ihrem Netz keine neuen Bauprojekte mehr gestartet werden können, die Auswirkungen auf den laufenden Betrieb hätten.
«Erst wieder Spielraum ab 2033»
Das richte sich auch ans Parlament, sagt der Direktor des Bundesamtes, Peter Füglistaler: «Die Botschaft ist eigentlich, man kann nicht sofort Milliardenprojekte zusätzlich verlangen. Da gibt es erst wieder einen Spielraum ab 2033.»
Der Bundesrat wird dem Parlament deshalb auch erst 2026 mit einem weiteren Ausbauschritt konkrete Neubauprojekte beantragen. Die grossen Brocken sollen sogar noch später, erst im Jahr 2030, mit einem übernächsten Ausbauschritt angegangen werden. Das Parlament dürfte über diesen faktischen Stopp für neue grosse Bahnbauprojekte während zehn Jahren kaum erfreut sein.