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Seoul liegt wie das vergleichsweise kleine Basel am Fluss
Aus Regionaljournal Basel Baselland vom 13.09.2024. Bild: REUTERS/Kim Hong-Ji
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Austausch beim Städtebau 10-Millionen-Stadt Seoul will von Basler Stadtplanung lernen

Stadtplaner Byoung-Keun Kang will mehr Grün in den koreanischen Grossstadt-Dschungel bringen. Basel könnte Vorbild sein.

Die boomende südkoreanische Metropole Seoul hat gut zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohner – und doppelt so viele Menschen arbeiten dort. Zu planen, wie Wohnen, Arbeiten und Freizeit samt Verkehr nebeneinander Platz haben, ist anspruchsvoll. Um sich inspirieren zu lassen, ist Seouls Stadtarchitekt Byoung-Keun Kang für zehn Tage nach Basel gereist.

Seoul
Legende: In Seoul baden die Menschen kaum im Fluss. Stadtplaner Byoung-Keun Kang will das ändern und nimmt sich Basel zum Vorbild. Keystone/AP/Katsumi Kasahara

Was aber interessiert einen Planer einer solchen Metropole an Basel? Die Schweizer Stadt ist mit ihren knapp 200'000 Einwohnerinnen und Einwohnern deutlich kleiner. Doch just die Kleinräumigkeit am Rheinknie hat es ihm angetan. In 15 Minuten alles Wesentliche zu erreichen, vieles zu Fuss, das sei Lebensqualität, wie er sie auch in seiner Heimat möchte, sagt Byoung-Keun Kang. Er betrachte seine Stadt in solchen «Lebensraum-Distanzen», die in Basel wie Seoul eigentlich gleich funktionieren würden.

In jede Richtung innert drei Minuten eine Grünfläche – das ist ganz toll!
Autor: Byoung-Keun Kang Stadtarchitekt von Seoul

Kurze Wege sah er in Basel auch zu Erholungsorten: «In jeder Richtung, in die ich gegangen bin, habe ich innert drei Minuten eine Grünfläche gesehen – das ist ganz toll!» Er habe sich vorgenommen, auch im heimischen Hochhaus-Dschungel mehr Grün zu schaffen – auf Dächern, in Gebäuden oder auch unterirdisch.

Partnerstädte Seoul und Basel

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Basel pflegt mit Seoul seit 2022 eine Städtekooperation. Diese umfasst die Bereiche Life Science und Start-up-Förderung, Stadtentwicklung und Architektur, Kunst und Design sowie zivile Friedensförderung. Die Schweiz pflegt seit über 60 Jahren bilaterale Beziehungen zu Südkorea.

Der sprachliche Austausch mit dem 1952 geborenen Koreaner Byoung-Keun Kang ist für Baslerinnen und Basler einfach: Er hat in Deutschland studiert und spricht Deutsch. Er ist emeritierter Professor an der Konkuk-Universität und seit 2021 Stadtarchitekt von Seoul. Dieses Teilzeitamt ist dem Bürgermeister unterstellt und hat koordinierende Aufgaben.

Davor war Byoung-Keun Kang Mitglied von diversen Kommissionen für Architektur, Stadtplanung oder Parks. Er hat ein Bauingenieur-Studium in Korea mit einem Master abgeschlossen und an der Technischen Universität Berlin in Ingenieurwesen doktoriert, im Fachbereich Architektur.

Angereist ist er diesmal im Rahmen der zweiten «Architekturwoche Basel», die unter dem Motto «Verborgene Räume: Chancen für die Zukunft» stand und einen Fokus auf die Transformation und Aktivierung solcher Räume legte.

Seoul liege zwischen Gebirge und Wasser, weshalb kaum Flächen für bauliche Entwicklung frei seien. Spannend sei für ihn darum, wie Basel mit früheren Industriearealen umgeht und diese zu gemischten Nutzungen mit Wohnen, Arbeiten und Erholung transformiert.

Mann hat ein Mikrophon in der Hand und hält einen Vortrag.
Legende: Byoung-Keun Kang will in seiner Heimatstadt Seoul mehr Pflanzen: auf Dächern und in Gebäuden. Dejan Jovanovic

Speziell gefallen an Basel hat Byoung-Keun Kang die emotionale Nähe der Menschen zu ihrem Fluss. Zwar liege auch Seoul an einem grossen Fluss, der im Schnitt anderthalb Kilometer breite Han River, aber dieser sei vom Leben abgeschnitten durch Autobahnen am Ufer.

In Basel hingegen sei man im Zentrum sofort am Fluss. Man könne dem Rhein entlang Velo fahren, spazieren, die Sonne geniessen und sogar darin baden: «Das fehlt bei uns noch.»

«Rhy-Badhysli» für Seouls Han-River

Seouls Stadtarchitekt hat sich bei seinem Besuch gleich selber in den Rhein gewagt. Vom Badeerlebnis war er begeistert. Auch die historischen Rhein-Badehäuser in der Breite und im St. Johann-Quartier findet er «fantastisch». Die habe er sich als Anregung für seine Stadt notiert, weil sie den Zugang der Leute zum Fluss einfach machen und Liegeflächen bieten. «Ich habe hier sehr viele gute Ideen gesehen und auch erlebt.»

Basler Münster
Legende: Das Basler Münster thront über dem Rhein – der Umgang der Stadt mit dem Wasser beeindruckt in Seoul. Im Bild ist eine temporäre Blockrampe zu erkennen: Derzeit laufen Unterhaltsarbeiten an der historischen Ufermauer. Keystone/Georgios Kefalas

Im Gegenzug hat er auch Tipps für Basel – generell mehr Mut für Experimente bei der Stadtplanung. Zudem werde eine kompakte, verdichtete Stadt immer wichtiger, wenn freie Flächen rar werden. Dies auch darum, weil die Bevölkerung älter werde. Das bedeute, mehr vertikal zu denken und zu bauen. In Seoul habe man damit schon mehr Erfahrungen als in Basel.

Verbindungen in der Höhe: «Skytrails»

Zum Beispiel würden in Seoul Verbindungen von Gebäuden unter dem Boden oder in der Höhe geschaffen. Solche «Skytrails», also Passerellen, ersparen in Seoul mancherorts Umwege übers Parterre. Bei teils hundertstöckigen Hochhäusern sei das vorteilhaft.

Eindruck gemacht hat Byoung-Keun Kang auch die historische Basler Altstadt mit engen Gassen. Zeitgenössische Basler Architektur hat er auch zu Hause, haben doch Herzog & de Meuron auch in Seoul gebaut. Umgekehrt würde Byoung-Keun Kang gerne die eigene Geschichte und Kultur vermitteln – und in Basel ein traditionelles koreanisches Dörfchen auf einer Wiese bauen dürfen, sagt er und lacht.

Regionaljournal Basel Baselland, 14.9.2024, 17:30 Uhr ; 

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